Gigantenkampf

Schlachtlied der Himmelsstürmer

Nein, kein Gigant, himmel- und erdgeboren,
Erträgt's! Die weibischen Jungen! Herauf,
Titanen, herauf! Hört! Mutter und Vater ruft! –
Zum erfrechten Räuberssitz
Des Vatermörders, des H .... stiers
Stürmen wir heran! Du, Othem, bahne der Faust! (Feldgeschrei.)
Wie's zittert, das Nektarmahl der Säufer! –
Zum Nektar herauf! Berg über Berg! Du pflanz
Des Ossa Wurzel auf diesen Scheitel!
Denn hier tanzt schon sein Olymp mir wie der Ball vor,
Und Rhökus wirft mit Strömen und Wald
Den Himmelspfeiler auf die Schulter, und Aktäon stampft
Schon Wolken, und Heere von Händen und Feuerström'
Aus tausend allmächt'gen Rachen arbeiten
Den Himmel zu Staub und zu Gluth. Triumph! er ersteigt's!
Schaaren! Triumph! durchbrochen! erstiegen!
Flieht Ihr! – Sie fliehen, sie flohn; da schwimmen
Nektargüsse; der letzte Tropfen ward Stein
In der mächtigen Götter Munde.
Wo sind sie? Die Mächtige wird Spatz,
Sieh, Götter zu Eulen und Hasen, und Donnerer Du
Maus! – Triumph! mit Göttermäusen fechten Giganten!
Zum Thron! Und, »keuchender Erdesohn Du!
Zwerghund mit dem Stecken!« (Hercul ruft.) Götter heran!
(Sie wandeln sich.) Da liegt er! Ach nein! Er steht und (Hyder,
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So stirb, erquetscht in den faulenden Mutterschooß!)
Weh, wie er braust, entathmend ein Ach des Orkans!
Rache! – Päan! da liegt die trotzige Juno
Porphyrion unter! o weh! – Rache! da kreischt
Der eisenfressende Mars wie Ochsenmyriaden! –
Flieht nicht! – Manne Dich, Mann, dem der Blitz
Auf der Stirn glüht! Rache, erglüh! Stampf, daß der Berg
Steht! – Bebe nicht, furchtsamer Berg! –
Weh! wir stürzen, fallen, fallen! Donnerer, Du siegst!
Pfui! ins Eingeweide der Höll'! – Ach! (Der Berg taumelt und stürzt.)

Jupiter

Liegt bergunter! Götter! wie der Hyder Geifer
Durchbricht! Aeol, den Du kaum beugst!
Seht, wie die Hölle seines Bauchs felsichte Fluthenfeuer
Ausheult! (Jupiter schüttelt.) Ach! nun ächzt er entathmend,
Krümmt sich. – Bebendes Land! Dir donnr' Aetna's Rauch,
Eh Du von Jupiter's rachsiegendem Blitz brennst!

Triumphlied der Götter

Nun lächeln die Himmel in Sicherheit
Nach dem Ungewitter des Kampfs
Sich auf! – Meine Zunge, die Donnergluth trank,
Lösch' jetzt bestrittener Nektar!
Nun trinkt, Ihr Götter! Ihr tief Geheul
Aus dem Erdbauch brauset Triumph!
Triumph! Meinen Namen, den Donnerer, ruft
Bebend Aetna, der rauchende Siegsberg! –
Den Göttern Evoe! Mein eppichumlorbeert Haar
Rauscht! Weg, blutiger Panzer!
Ganymed, Dein Kelch umkränzet sich mir! –
Tanzt, Mänaden, Silenen, und Du,
Alter Silen, Deinen Esel tränk in Nektar!
Er durstet, der löwengleich brüllte
Jene weibisch pochende Ungeheuer zurück!
Und jauchzt, Ihr Götter und Faunen! Ich glüh'!
So glühte der Wange der Gott das Feuer!

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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Herder, Johann Gottfried. Gigantenkampf. TextGrid Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-57AD-5