An den Schlaf

Aus dem Spanischen.


O Schlummer, sanfter Sohn der schattenreichen,
Thauenden Nacht, der armen Menschen Zuflucht,
Ein süß Vergessen aller, aller Uebel,
Die, ach, so schwer, so hart das Leben drücken,
Komm endlich, komm und gieb dem schmachtend matten,
Ruhlosen Herzen Ruhe! diese Glieder,
So schwach, so welk, erquicke sie und breite,
O Schlummer, über mich die braunen Schwingen!
Wo ist das Schweigen, das vor Licht und Tage
So furchtsam fliehet? wo die leichten Träume,
Die sonst mit gaukelnd ungesporntem Tritte
So bald, so gerne Dir zu folgen pflegen?
Vergebens ruf' ich Dir, vergebens winsle
Elender Ich Euch vor, Ihr schwarzen, kalten,
Trostlosen Schatten. O der harten Flaume!
Und o der herben, bittern langen Nächte!

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Zitationsvorschlag für diese Edition
TextGrid Repository (2012). Herder, Johann Gottfried. An den Schlaf [1]. TextGrid Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-58F7-4