Young über Gedanken und Rede

Fehlt Dir ein Freund zum Ausfluß Deines Geistes,
So wird Dein Innres Sumpf. Verschlossene
Gedanken wollen Luft oder verliegen
Wie Waarenlager, denen Sonne fehlt.
Wär' der Gedanke Alles, hätten wir
Die süße Rede nicht, die Rede, sie,
Den Leiter und den Prüfstein der Gedanken –
Was in dem Schachte liegt, kann Gold und Kies sein;
Ans Licht gefördert und ins Wort geprägt,
Erscheinet des Gedanken wahrer Werth. – –
– Je mitgetheilter, desto eigner sind
Gedanken unser. Lehrend lernen wir;
Geboren, werden des Verstandes Kinder
Die unsern; stumm, vergäße man sie.
Rede,
Sie facht des Geistes Feuer an, sie mustert
Die Rüstungskammer, deren Waffen sie
Zum Schmuck poliret, zum Gebrauche wetzt.
O, wie viel' ihrer liegen, bis ans Heft
Versteckt in Scheiden der Gelehrsamkeit
Ehrwürd'ger Bände eingerostet! Sie,
Geschärft zur Schneide, hätten weit umher
Geblitzt, und wären sie der Mutter Zunge
Auch nur mit halbem Erbtheil Kinder worden.
Gedankenwechsel ist's, was gleich dem Stoß
Und Gegenstoß kämpfender Wogen bricht,
Bricht den gelehrten Schaum und hellet auf
Des Tiefstudirers stehnden Pfuhl. –

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Herder, Johann Gottfried. Gedichte. Gedichte. Erstes Buch. Young über Gedanken und Rede. Young über Gedanken und Rede. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-5D4E-9