Die Vögel

Wie trübe Morgen langsamer Tage
Über den Seen und Sümpfen voll Klage
Über dem schillernden Schilf ruht die Nacht
Regen [beginnt]. In den Bäumen erwacht
Ein Geschrei. Und huschen die Hunde
Rund um die Mauern mit heiserem Munde.
Aber die Türme steigen von Bergen, bleichen,
Hockend stumm um die verschrumpften Teiche.
Eine Fackel brennt auf. Und die Vögel der Öden
Hoch herauf zu Himmels-Böden
Schwer flattern von den kahlen Horsten
Riesiger Bäume mit großen Schwingen zerborsten,
Langsam mit ihren gewaltigen Händen
Fassend die Nacht an den dunkelnden Enden
Drohend wie Schatten und böse Gedanken,
Die in brechenden Wolken schwanken.
Plötzlich stürmet vorbei an dem Mond ein Geschwirre.
Und er schreit wie ein Kind vor der Federn Geklirre.
Schlagend den Flügel, nisten sie über ihm,
Und krähen ein Lied aus den Schnäbeln so grün.
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Notes
Erstdruck in »Umbra vitae«.
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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Heym, Georg. Die Vögel. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-636C-1