[164] Margarete

Tiefer Brunnen

Verschließ dich nur, du schöner Mund,
Verbirg dich, tiefes Herz, mit Fleiß:
Der Rechte kommt zur rechten Stund',
Der Mund und Herz zu lösen weiß.
Gedenk' ich dein, kommt mir zu Sinn
Die Sage von der alten Stadt.
Ein tiefer Brunnen lag darin,
Drauß keiner noch getrunken hatt'.
Er war so tief, so wundertief,
Ließ man ein Becherlein hinab,
Der Faden viele Stunden lief
Und reichte doch den Grund nicht ab.
Da kam des Wegs ein Musikant,
Der sah den Brunn und trat herzu
Und nahm sein Geigenspiel zur Hand
Und spielt' ein Stück und sang dazu.
Und horch, da rauscht' es tief und voll
Und wogt' herauf und sprudelt' klar,
Und lieblich kühl Gewässer schwoll
Empor zum Rande wunderbar.
Der Spielmann trank nach Herzgelüst,
Da war gelöst der dunkle Bann.
Wer dich so zu ersingen wüßt',
Ach, wäre wohl ein sel'ger Mann!

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TextGrid Repository (2012). Heyse, Paul. Gedichte. Gedichte. Margarete. Tiefer Brunnen. Tiefer Brunnen. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-64A1-5