[79] Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau
Gedichte

1. Ein himmlisches Gemüthe

Ein himmlisches Gemüthe, so Geist und Feuer hält,
Und nicht nur dem Geblüte zum Diener ist bestellt,
Schaut des Gelückes Gaben,
Und alles, was wir haben,
Mit halben Augen an.
Es reißt der Schönheit Gläntzen nicht seinen Fürsatz ein,
Er kennt der Liebe Gräntzen, und weiß den falschen Schein
Dem Wesen abzuziehen,
Und alles diß zu fliehen,
So uns verleiten kan.
Er lacht mit leeren Händen, die Unschuld ist sein Gold;
Gebrauch kan ihn nicht blenden, die Tugend ist sein Sold.
Immittelst Roth und Schmertzen
Bleibt in dem reinen Hertzen,
Die Hoffnung unverwand.
Er liebt auff dieser Erden nichts mehr, als Geist und Gott,
Er mag kein Ketzer werden, verehren Staub und Koth,
Es trennen seine Sinnen
Mit eisernem Beginnen
Der Erden faules Band.
[80]
Wann alle Felsen wancken, so bleibt er unberührt,
Beschlossen in dem Schrancken, der uns zum Himmel führt:
Und denckt, wie diese Sachen,
So uns offt knechtisch machen,
Verrauschen mit der Zeit.
Er traut ihm nicht zu bauen auff Wasser und auff Sand,
Will nicht der Erden trauen, und sucht ein festes Land.
Worauff er Hoffnung setzet;
Und was ihn recht ergetzet,
Ist Gott in Ewigkeit.

2. Lob der Vergnügung

1.
Wohl dem, der sich vergnüget,
Und Freudigkeit stets seine Freundin nennt,
Der an Begierd und Geitz nicht als an Ketten lieget,
Den frembde Wohlfahrt nicht, wie eine Nessel brennt;
Freud und Vergnügung kan den Wermuthsafft versüssen,
Und Traurigkeit verbleibt des Teufels Schulterküssen.
2.
Nichts kan hier ewig währen,
Sturm und Orkan muß endlich doch vergehn,
Des Unfalls Fessel will der Zeiten Rost verzehren;
Die Morgenröthe selbst mus aus der Nacht entstehn,
Den Strauch, darauf man itzt nur Dornen kan verspüren,
Wird bald ein Rosenknopff von hundert Blättern zieren.
3.
Ein auffgeweckt Gemütte
Verzaget nicht, wenn scharffer Donner kracht,
Es anckert stets getrost auf seines Schöpffers Gütte,
Der mehrmahl Last zur Lust, und Gift zur Labsal macht,
Ein Centner Ungeduld ist kein so kräfftig Stücke,
Daß er vertilgen könt ein Quintlein Ungelücke.
[81] 4.
Sein eigen Hertze fressen
Ist eine Kost, die Fleisch und Witz verzehrt,
Der hat gantz Gottes Macht, und Menschen Pflicht vergessen,
So sich durch Kummerbrodt, und Thränenwasser nährt,
Ein leichter Fliegenfuß kan Narren traurig machen,
Und ein gesetzter Geist wird auf den Dornen lachen.
5.
Der Schönheit edles Prangen
Schaut Eifersucht, wie Schierlingsblumen an,
Die ungezähmte Lust, was neues zu erlangen,
Macht, daß das Alte man nicht recht genüssen kan;
Wer ihm Begierd und Geitz läßt Hertz und Sinnen binden,
Der wird Gebruch und Angst in Lust und Reichthum finden.
6.
Ein Hertze voller Freude
Heißt scharffes Saltz Canarizucker seyn,
Sein Wasser wird zu Wein, sein Garn zu weisser Seide:
Ein bleicher Mondenblick wird ihm zu Sonnenschein;
Wer sich vergnügen kan, schmeckt nichts als Amber-kuchen,
Und Unvergnüglichkeit macht lauter Marterwochen.
7.
Was nutzen Schätz und Gütter?
Was hilfft uns doch viel Schönheit, Ehr und Pracht?
Vergnügung ist allein das Reichthum der Gemütter;
Der bleibet ewig arm, der stets nach mehrem tracht;
Wem nicht durch Unlustgifft des Geistes Kräffte schwinden,
Der wird sein Paradis auch in der Wüste finden.

3. Klagelied über das unbeständige Gelück

Worzu hat mich der Himmel doch erkohren?
Bin ich der Sternen Gauckelspiel?
Hab ich denn nun Verstand und Witz verlohren?
Ich weiß nicht, was ich sagen will;
Doch mein' Ungeduld die spricht:
Der ist nicht klug, dem itzund Witz gebricht.
[82]
Ich bin ein Ball, den das Verhängnis schläget;
Des Zufalls Spiel; ein Schertz der Zeit;
Des Kummers Zweck; ein Rohr durch Angst beweget;
Ein Zeughauß voller Angst und Leid.
Meine Seele lieget kranck;
Mein Hencker lacht; die Lieb ist Folterbanck.
Des Unglücks Garn will mich nun gantz umschlüssen,
Mein Leben ist ein langer Tod,
Ich bin ein Brunn, aus welchem Thränen flüssen,
Als nasse Zeugen meiner Noth;
Weil der Jammer dieser Welt
Den Sammelplatz in meinem Hertzen hält.
Der Pfeil, damit Cupido mich getroffen,
Der ist mit Wermuth angesteckt,
Die Venus selbsten heist mich wenig hoffen,
Was nicht nach Gall und Essig schmeckt.
Ja der klare Sonnenschein
Bemühet sich mir itzt ein Blitz zu seyn.
Das falsche Nichts, Beständigkeit genennet,
Darauf ich manchen Schluß gebaut,
Das hab ich allzulangsam recht erkennet,
Und allzu sicher angeschaut.
Hett' ich doch zuvor bedacht:
Das Irrthum klug, doch nicht gelücklich macht.
Wer aber kan den Schluß des Himmels stören?
Wer hebt sein strenges Urtheil auf?
Man mus es nur mit gleichen Ohren hören,
Und ihm vergönnen seinen Lauf;
Die Geduld mus hier allein,
Der Sinnen Trost, der Wunden Pflaster seyn.
Doch wil ich nicht mein Unglück selbst besingen;
Wohl dem, der stille leiden kan.
Ein Sklav' erschrickt, wenn seine Fessel klingen,
Er rührt sie nicht mit Willen an.
Wer sein Unglück recht bedeckt,
Hat oftermals des Kummers Kraft ersteckt.
[83]
Mein weinen sehnt sich nicht nach Freudenzehren;
Denn sie vertrocknen allzubald.
Mein Sinn ist nicht viel Wehmuth zubegehren;
Denn Wehmuth wird zu leichtlich kalt.
Hat mir einer wol gewollt,
Der sage nur: Er leidet ohne Schuld.

4. Schertz-Gedancken

1.
Was willst du dich im Leben selbst begraben?
Kein sterblich Mensch entlauft ihm warlich nicht,
Wer der Natur zuwieder thut und spricht,
Wird vor die Müh gar schlechten Lobspruch haben;
Gott schuf uns Fleisch und Blut, darein der Geist sich regt,
Und hat nicht kaltes Eiß in unser Brust gelegt.
2.
Es wird kein Mensch sich recht entmenschen können,
Mensch muß nur Mensch, und Engel Engel seyn,
Der Kiesel wird ja niemahls Marmelstein;
Der Tugend Fluß muß zwischen Thämmen rinnen,
Wer sich der Erd entbricht, und zu den Sternen wil,
Lernt, warumb Icarus verbrennt ins Wasser fiel.
3.
Sich in ein Buch, das tod ist, zu verlieben,
Und nach der Schnur der Worte stets zu gehn,
Heist bey Vernunfft nicht deutlich zuverstehn,
Was uns das Rom und Grichenland geschrieben;
Der Keuschheit reine Schein qvall ihn aus geiler Hand,
Ihr Wort war voller Schnee, ihr Hertze voller Brand.
4.
Viel schreiben gut, und wissen nicht zu leben,
Ein Artzt verschreibt, und braucht doch selber nicht,
Was Seneca und Arianus spricht,
Hat uns vielleicht ihr Hochmuth übergeben,
Ihr Goldgestücktes Hertz umhüllte Mesolan,
Und schauten übers Buch die schönsten Weiber an.
[84] 5.
Die Lust, als Lust, wird niemahls Sünde heissen.
Der Apffel wächst, daß ich ihn essen mag,
Die Rose kommt zum riechen an den Tag,
Wer wil sich selbst zumartern sich befleissen;
Freud und auch Heyligkeit die können Schwestern seyn.
Und Trauersucht bleibt stets verwand der Höllen Pein.

5. Die Wollust

1.
Die Wollust bleibet doch der Zucker dieser Zeit,
Was kan uns mehr, denn sie, den Lebenslauf versüssen?
Sie lässet trinckbar Gold in unsre Kehle fliessen,
Und öffnet uns den Schatz beperlter Liebligkeit,
In Tuberosen kan sie Schnee und Eiß verkehren,
Und durch das gantze Jahr die Frühlings-Zeit gewehren.
2.
Es schaut uns die Natur als rechte Kinder an,
Sie schenckt uns ungespart den Reichthum ihrer Brüste,
Sie öffnet einen Saal voll zimmetreicher Lüste,
Wo aus des Menschen Wunsch Erfüllung quellen kan.
Sie legt als Mutter uns die Wollust in die Armen,
Und läßt durch Lieb und Wein den kalten Geist erwarmen.
3.
Nur das Gesetze wil allzu Tyrannisch seyn,
Es zeiget iederzeit ein widriges Gesichte,
Es macht des Menschen Lust und Freyheit gantz zunichte,
Und flöst für süssen Most uns Wermuthtropffen ein;
Es untersteht sich uns die Augen zu verbinden,
Und alle Liebligkeit aus unser Hand zu winden.
4.
Die Ros' entblösset nicht vergebens ihre Pracht,
Jeßmin will nicht umsonst uns in die Augen lachen,
Sie wollen unser Lust sich dienst- und zinsbar machen,
Der ist sein eigen Feind, der sich zu Plagen tracht;
Wer vor die Schwanenbrust ihm Dornen will erwehlen,
Dem muß es an Verstand und reinen Sinnen fehlen.
[85] 5.
Was nutzet endlich uns doch Jugend, Krafft und Muth,
Wenn man den Kern der Welt nicht reichlich will genüssen,
Und dessen Zucker-Strom läßt unbeschifft verschüssen,
Die Wollust bleibet doch der Menschen höchstes Gut,
Wer hier zu Seegel geht, dem wehet das Gelücke,
Und ist verschwenderisch mit seinem Liebesblicke.
6.
Wer Epicuren nicht für seinen Lehrer hält,
Der hat den Welt-Geschmack und allen Witz verlohren,
Es hat ihr die Natur als Stiefsohn ihn erkohren,
Er mus ein Unmensch seyn und Scheusaal dieser Welt;
Der meisten Lehrer Wahn erregte Zwang und Schmertzen,
Was Epicur gelehrt, das kitzelt noch die Hertzen.

6. Die Tugend

1.
Die Tugend pflastert uns die rechte Freudenbahn,
Sie kan den Nesselstrauch zu Lilgenblättern machen,
Sie lehrt uns auf dem Eiß und in dem Feuer lachen,
Sie zeiget, wie man auch in Banden herrschen kan,
Sie heisset unsern Geist in Sturme ruhig stehen,
Und wenn die Erde weicht, uns im Gewichte gehen.
2.
Es giebt uns die Natur Gesundheit, Krafft und Muth;
Doch wo die Tugend nicht wil unser Ruder führen,
Da wird man Klippen, Sand und endlich Schiffbruch spüren,
Die Tugend bleibet doch der Menschen höchstes Gutt,
Wer ohne Tugend sich zu leben hat vermessen,
Ist einem Schiffer gleich, so den Compaß vergessen.
3.
Gesetze müssen ja der Menschen Richtschnur seyn.
Wer diesen Pharus ihm nicht zeitlich will erwehlen,
Der wird, wie klug er ist, des Hafens leicht verfehlen:
Und läuffet in den Schlund von vielen Jammer ein,
Wem Lust und Uppigkeit ist Führerin gewesen,
Der hat für Leitstern ihm ein Irrlicht auserlesen.
[86] 4.
Diß, was man Wollust heißt, verführt und liebt uns nicht,
Die Küsse, so sie giebt, die triffen von Verderben,
Sie läst uns durch den Strang der zärtsten Seide sterben,
Man fühlet, wie Zibeth das matte Hertze bricht,
Vergifter Hypocras will uns die Lippen rühren,
Und ein ambrirte Lust zu Schimpf und Grabe führen.
5.
Die Tugend drückt uns doch, als Mutter, an die Brust,
Ihr Gold und edler Schmuck hält Farb und auch Gewichte,
Es leitet ihre Hand uns zu dem grossen Lichte;
Wo sich die Ewigkeit vermählet mit der Lust.
Sie reicht uns eine Kost, so nach den Himmel schmecket,
Und giebt uns einen Rock, den nicht die Welt beflecket.
6.
Die Wollust aber ist, als wie ein Unschlichtlicht,
So helle Flammen giebt, doch mit Gestanck vergehet,
Wer bey dem Epicur und seinem Hauffen stehet,
Der lernt, wie diese Waar, als dünnes Glas zerbricht;
Es kan die Drachen-Milch uns nicht Artzney gewehren,
Noch gelbes Schlangengift in Labsal sich verkehren.

7. Die Welt

Was ist die Welt, und ihr berühmtes gläntzen?
Was ist die Welt und ihre gantze Pracht?
Ein schnöder Schein in kurtzgefasten Grentzen,
Ein schneller Blitz, bey schwarzgewölckter Nacht;
Ein bundtes Feld, da Kummerdisteln grünen;
Ein schön Spital, so voller Kranckheit steckt.
Ein Sclavenhauß, da alle Menschen dienen,
Ein faules Grab, so Alabaster deckt.
Das ist der Grund, darauff wir Menschen bauen,
Und was das Fleisch für einen Abgott hält.
Komm Seele, komm, und lerne weiter schauen,
Als sich erstreckt der Zirckel dieser Welt.
[87]
Streich ab von dir derselben kurtzes Prangen,
Halt ihre Lust für eine schwere Last.
So wirst du leicht in diesen Port gelangen,
Da Ewigkeit und Schönheit sich umbfast.

8. Lust der Welt

Was ist die Lust der Welt? Nichts als ein Fastnachtsspiel,
So lange Zeit gehofft, in kurtzer Zeit verschwindet,
Da unsre Masqven uns nicht hafften, wie man wil,
Und da der Anschlag nicht den Ausschlag recht empfindet.
Es gehet uns wie dem, der Feuerwercke macht,
Ein Augenblick verzehrt offt eines Jahres Sorgen;
Man schaut, wie unser Fleiß von Kindern wird verlacht,
Der Abend tadelt offt den Mittag und den Morgen.
Wir fluchen offt auf dis, was gestern war gethan,
Und was man heute küst, muß morgen eckel heissen,
Die Reimen, die ich itzt geduldig lesen kan,
Die werd ich wohl vielleicht zur Morgenzeit zerreissen.
Wir kennen uns, und dis, was unser ist, offt nicht,
Wir tretten unsern Kuß offt selbst mit steiffen Füssen,
Man merckt, wie unser Wuntsch ihm selber wiederspricht,
Und wie wir Lust und Zeit als Sclaven dienen müssen.
Was ist denn diese Lust, und ihre Macht und Pracht?
Ein grosser Wunderball, mit leichtem Wind erfüllet.
Wohl diesem, der sich nur den Himmel dinstbar macht,
Weil aus dem Erdenkloß nichts als Verwirrung quillet.

9. Der Todt

Was ist der Tod der Frommen?
Ein Schlüssel zu dem Leben,
Ein Gräntzstein böser Zeit,
Ein Schlafftrunck alter Reben,
Ein Fried auff Krieg und Streit,
Ein Führer zu der Sonne,
[88]
Ein Steg ins Vaterland,
Ein Auffgang aller Wonne,
Ein Trieb von grosser Hand,
Ein Zunder zu dem Lichte,
Ein Flug in jene Welt,
Ein Paradiesgerichte,
Ein Schlag, der alles fällt.
Ein Abtritt aller Plagen,
Ein Baum vor alle Noth,
Was soll ich ferner sagen?
Diß alles ist der Tod.

10. Abriß Eines falschen Freundes

Was ist doch ingemein ein Freund in dieser Welt?
Ein Spiegel, der vergröst und fälschlich schöner machet,
Ein Pfennig, der nicht Strich und nicht Gewichte hält,
Ein Wesen, so aus Zorn und bittrer Galle lachet,
Ein Strauchstern dessen Glantz uns Schand und Schaden bringt,
Ein Glas, an Tituln gut, und doch mit Gifft gefüllet,
Ein Dolch der schreckend ist, und uns zum Hertzen dringt:
Ein Heilbrunn (wie er heist) aus dem Verderben quillet,
Ein Goldgestrickter Strang, der uns die Gurgel bricht,
Ein Freund, der ohngefehr das Hertze hat verlohren,
Ein Honigwurm, der stets mit süssem Stachel sticht,
Ein weisses Hennen-Ey, das Drachen hat gebohren,
Ein falscher Crocodil, der weinend uns zerreißt,
Ein recht Sirenen Weib, das singend uns erträncket,
Ein Safft, der lieblich reucht, und doch die Haut durchbeist.
Ein Mann, der uns umhalst, wenn seine Hand uns hencket,
Ein Gifftbaum voller Bluth, ein Moloch Musicant,
Ein übergoldte Perl, ein Lock-Aas zu den Nöthen,
Ein Apffel von Damasc', ein falscher Diamant,
Ein überzuckert Gifft, ein Irrlicht uns zu tödten,
[89]
Ein Pfeiffer in den Garn, ein Spötter unser Pein,
Ein göldner Urtels Tisch, und eine faule Stütze,
Ein Zeug, der bald verschleißt, ein ungegründter Schein,
Dem Teuffel allzusehr, dem Menschen wenig nütze.
Ein mehrers läßt mir itzt die Ungedult nicht zu.
Mein Leser, fleuch den Krahm von solchen falschen Waaren,
Was dieser Eifer-Reim erprest, das meide du.
Ach hätt ich, was ich schrieb, nicht auch zugleich erfahren!

11. Abriß eines gemeinen Schulmannes

Itzt zeucht ein Hencker auf, der ehrlich steupt und hauet,
Ein Bergmann, der allein auf alte Gründe bauet,
Ein Feind von allem dem, so nicht nach Grichen reucht,
Ein Fuchs, der in sein Loch auf recht Lateinisch kreucht.
Ein König, wo er lehrt, ein Scheusaal auf den Gassen,
Ein Atlas, der noch mehr, als Atlas, wil umfassen,
Ein Buhler, der zugleich neun alte Mägde liebt,
Ein Kaufmann, der sein Geld für alte Lumpen giebt.
Ein Cicero, wenn er auf seinem Neste schwebet,
Ein rechter Tacitus, wenn er bey fremden lebet,
Ein Gärtner, wo der Mensch an statt der Propfer ist,
Ein Reise-Mann, so ihm die Flügel hat erkiest,
Ein Held, wo ABC muß zu Soldaten werden,
Ein Igel, wenn er zürnt, ein Affe von Geberden,
Ein schwartzgefärbtes Ziel, den Schützen vorgesetzt,
Ein Fechter, der allzeit das Hintertheil verletzt.
Ein lebendiges Buch, besudelt eingebunden,
Ein Bergmann, der sein Geld hat durch die Ruthe funden,
Ein groß Comödiant, der die Personen führt,
Durch die der weite Platz der Erden wird geziert.
Er lebet ohne Ruh mit Reymen bey dem Tische,
Paßt eine Sylbe nicht, so macht er ein Gezische,
Verachtet Speiß und Tranck, verstellet Nas' und Mund,
Und führet ein Gesicht als ein erzürnter Hund,
[90]
Der auf den Jungen liegt. Reist Morpheus ihn darnieder,
So führet ihn der Traum auf seine Tages-Lieder;
Bald schreyt er Barbara; bald muß Celarent her,
Bald rufft er Tytiro; bald leufft er über Meer,
Führt Aristotelen und tausend alte Griechen
Um seine Feder her; bald schmeißt er um die Züchen,
Trifft seiner Frauen Mund, und dessen Hintertheil,
Der nechst aus Schelmerey ihm einen langen Keil
Durch seinen Sessel schlug. Bald fängt ihm an zuträumen,
Wie er das Ungemach der Schule möcht versäumen,
Greift auf die Hosen zu, und kehrt sich mit der Hand,
Streicht Speichel um den Schlaff, und druckt sein bestes Pfand,
Ein alt Vocabel-Buch mit den beschmierten Armen,
In Hoffnung von der Kunst desselben zu erwarmen,
Läuft sobald schnarchende in sein Regierungs-Hauß,
Und trinckt vor böse Luft ein Glaß Gebrantes aus.
Trit er auf seinen Thron, so muß ihm Cato weichen,
So ist an Tyranney ihm Nero nicht zugleichen;
Da streicht er, rauft und schlägt, biß seine Stirne schwitzt,
Biß das vertraute Volck auf bösem Leder sitzt,
Und seine Hand beklagt. Drum bleibt er ungeliebet,
Hört, wie das Schulgeschrey ihm böse Nahmen giebet,
Und schilt ihn öffentlich für einen solchen Mann,
Der andre führen wil und selbst nicht sehen kan.
Der Schwindel dreuet ihm mit einer Todten-Bahre,
Und frist er sein Gehirn im Grimm von Jahr zu Jahre,
Der Schlag kommt endlich selbst, lescht seine Lichter aus,
Und schickt ihn unbeweint hin in das Todten-Hauß;
Denn kommt das junge Volck, und hilft ihn selbst verscharren,
Doch will ihr leichter Fuß beym Grabe nicht verharren,
Aus Furchten: daß er nicht aus seinem Grabe steigt,
Und ihnen wie zuvor die strenge Rute zeigt.

12. Der aus dem Himmel verbante Cupido

Der kleine Wunder-Gott, der Meister meister Hertzen,
Der zu vermählen weiß die Schmertzen mit dem Schertzen,
[91]
Und unsre Thränen ihm vor seinen Balsam hält,
Der ward, so bald er nur aus Mutter-Leibe kommen,
Auch in der Bürgerschafft des Himmels aufgenommen,
Und als ein kleiner Gott den Göttern zugesellt.
Der grosse Jupiter, der nahm ihn auf die Armen,
Die stoltze Juno ließ ihn auf der Brust erwarmen,
Die reine Suada sprach ihm selbst die Wörter für,
Diana lehret ihn den ersten Bogen führen,
Mars wollt ihn alsobald mit einem Helme zieren,
Nur die Minerva sprach: Mein gröster Feind ist hier.
Die Götter ehrten ihn mit mehr als tausend Küssen,
Man schaute nichts als Lust umb seine Lippen flüssen,
Sein helles Auge war ein Thron der Freundligkeit,
Sein schreyen konnte selbst den Nectar süsse machen,
Saturnus muste stets des klugen Kindes lachen,
Ja auch die Trauer-Sucht ward durch sein Spiel erfreut.
Doch wolte dieses Lob nicht lange hier bekleiben,
Die Boßheit kam den Ruhm der Anmuth zu vertreiben,
Sein Schertzen roch nach List, sein Spiel nach Büberey,
Auf allgemeinen Ruhm kam allgemeines klagen,
Ein ieder wust ihm itzt was Böses nach zusagen,
Und der Beschwernüß war auch nicht der Vater frey.
Bald miste Cynthia den allerbesten Gürtel,
Den Parcen den verschob er manchesmahl die Wirtel,
Den Ganymedes nant er oft, ich weiß nicht, wie,
Der Mutter Tauben selbst berupft er Schwantz und Flügel,
Der Juno träuft' er Wachs auf ihren besten Spiegel,
Und keine Göttin war so sehr geplagt als sie.
Den weiten Thierekreiß besucht er alle Wochen,
Da ließ die Mutter ihn oft allenthalben suchen,
Hier that er Vieh und Mensch viel tausend Schalckheit an.
Er wollt einmal dem Krebs die eine Scheere rauben,
Der Juno sie verkehrt zu setzen auf die Hauben,
Dieweil sie seine List der Mutter kund gethan.
Diß und dergleichen kam dem Jupiter zu Ohren,
Der Lieb und auch Gedult nun allbereit verlohren,
Er sprach: Der kleine Schalck der muß vertrieben seyn,
[92]
Er dürfte mir einmahl die Donnerkeul entführen,
Und seine schlaue Hand mit einem Zepter zieren,
Für dem sich itzund bückt der goldne Sonnen-Schein.
Er ließ den Himmel bald sein strenges Urtheil wissen,
Mercurius rufft aus: Der Ertz-Gott ist befliessen,
Zu zeigen, daß sein Grimm wie Blitz und Brand verzehrt,
Er will den kleinen Gott der sich Cupido nennet,
Und dessen Büberey der gantze Himmel kennet,
Verbannen und ihm sey hirmit das Reich verwehrt.
Die Venus zog den Bann ihr trefflich zu Gemüthe,
Sie sagte bey sich selbst, so sol ich mein Geblüthe,
Das Göttlich ist wie ich, ja meiner Sinnen Lust
Von mir gerissen sehn: was soll ich aber machen?
Es wird der Jupiter nur meiner Thränen lachen,
Diß naget mir das Hertz und ängstet meine Brust.
Sie rufte bald den Sohn, sie ließ bey tausend Küssen
Ihm eine heisse Bach umb beyde Schultern flüssen,
Man schaute, wie ihr Mund von trauren trächtig stund,
Sie sprach: Die Wichtigkeit des Werckes heist mich schweigen,
Mein Auge wird dir mehr als meine Zunge zeigen,
Und dieser Seufzer thut dir meine Wehmuth kund.
Dich heisset Jupiter in seinem Zorne scheiden,
Du solst das weite Reich der grossen Götter meiden,
Ach daß ich Göttin bin, und nicht zu sterben weiß!
Hat Schaum und Muschel dann mich Göttin lassen werden,
Daß man mich itzt verlacht im Himmel und auf Erden,
Und fast geringer hält als Schwämme, Schnee und Eyß.
Doch wirst du gleich itzund aus meiner Schoß gerissen,
Wird gleich dein zarter Fuß die Erde fühlen müssen,
So wird dein Nahme doch durch dieses nicht vergehn,
Die Göttin des Gerichts die wird ihn höher führen,
Als wo der Donner-Gott läst seine Blitzen spühren,
Ich weiß, er heist ihn noch um seine Crone stehn.
Drauf nahm sie ein Geschirr, gemacht von Berg-Cristallen,
Und sprach: Laß diesen Schatz bald auf die Erden fallen,
Wenn du berühren wirst den Kreiß der Unter-Welt,
Der Liebe heisser Trieb der lieget hier beschlossen,
So selbst aus meiner Hand in dieses Glaß geflossen,
Und als ein fester Leim die Welt zusammen hält.
[93]
Cupido wuste fast kein Wort nicht anzubringen,
Er nahm das edle Pfand und kehrte seine Schwingen,
Der schweren Erden zu. Die Mutter schaut ihm nach,
Es kam ihm ungefehr ein Marmel zu Gesichte,
So macht er den Crystall mit steiffer Hand zunichte,
Und warff ihn daß er wohl in tausend Stücken brach.
Es schwam der werthe Saft, der nicht geschätzt kan werden,
Nachdem das Glas zerbrach, vergossen auf der Erden,
Der starcke Dampf umzog den weiten Erden-Kreiß,
Ein süsses etwas drang dem Menschen um die Stirne,
Und pflantzt, ich weiß nicht was, ihm heimlich ins Gehirne,
So man zwar fühlen kan, doch nicht zunennen weiß.
Die Welt ward ein Spittal an tausend, tausend Krancken,
Der Schmertzen war gestärckt durch schlüpffrige Gedancken,
Der Geist fühlt einen Zug, der mehr als fleischlich hieß,
Die Flüsse lieffen an von viel verliebten Thränen,
Die Winde stärckten sich durch Seufzerreiches Sehnen,
So das entbrante Hertz aus seinen Schrancken bließ.
Die Kräuter von der Noth und Schwachheit zugenesen,
Die waren nirgendwo zu finden und zu lesen,
Man nennt es allbereit: Die Kranckheit ohne Rath,
Ich weiß nicht, wie es hat der Zufall so geschicket,
Daß einer ohngefehr den süssen Fund erblicket,
Und ihn durch einen Kuß gewünscht gerathen hat.
Nachdem das Pflaster nun für diese Liebes-Wunden,
Der menschliche Verstand ergründet und erfunden,
So fiel in einem Nu des Kummers Uberfluß:
Den Krancken und den Artzt den fand man stets beysammen,
Die Flammen leschten sich nicht selten in den Flammen,
Der Becher war der Mund, der Saft ein heisser Kuß.
So lange nun das Rund der Erden wird bestehen,
So wird die schöne Noth der Liebe nicht vergehen,
Die Liebe bleibet doch die Stütze dieser Welt,
Das Pflaster, so man braucht, trägt oftmals selber Wunden,
Offt hat das Pflaster selbst der Wunden Pflaster funden,
Wann diß, was es verletzt, ihm wird hinzugesell't.
Mein Bruder, darff ich itzt noch eine Sylbe sagen,
So schwer' ich, daß du nicht nach Mitteln hast zu fragen,
[94]
Das Mittel deiner Noth wünscht itzt bey dir zuseyn,
Die Rose, so der Braut die zarten Wangen zieret,
Und Zeugin ist der Zucht, so sie im Hertzen führet,
Stellt, als dein Eigenthum, sich itzo selber ein.
Sie krancket, gleich wie du, sie scheuet zu bekennen,
Daß Flammen gleich wie dir, ihr um das Hertze brennen,
Daß sie der Dampf bestrickt, der aus Cristallen kam,
Ihr Geist ist allzukeusch zu melden den Gebrechen,
Und ist sie gleich bereit ein Wort davon zu sprechen,
So wird ihr doch der Mund versiegelt durch die Scham.
Du wirst ohn alle Müh' erlernen und verspüren,
Wie dir die Kranckheit ihr zuheilen sol gebühren,
Betrachte doch nur recht ihr keusches Augen-Licht,
Das wirstu selber dir mit treuen Farben zeigen,
Als spräch es: Dieses Bild, das wünsch ich mir zu eigen,
So sagt der Augen-Glantz, spricht gleich die Zunge nicht.
Hier ist es keine Zeit zu bitten und zu fragen,
Der Liebe Flügel seyn Geschwindigkeit und Wagen,
Hier buchstabiret man gar selten I und A.
Das Frauenzimmer steht den Parthen an der Seiten,
Sie zeigen durch die Flucht oft ihre Lust zu streiten,
Und ein erzürntes Nein, ist offt ein süsses Ja.
Es ist nun hohe Zeit die tieffe Lust zubüssen,
Die Stunden die vergehn, die Sternen die verschüssen,
Cupido zeucht dir selbst den leichten Fürhang auf,
Die Röthe, so der Braut in das Gesichte steiget,
Will itzt Aurora seyn, so auf die Sonne zeiget,
Die durch der Lüste Kreiß sol nehmen ihren Lauff.
Und du, O keusche Braut, schlägst dein Gesichte nieder,
Das Mittel heil zuseyn, das ist dir fast zuwieder,
Du wilst und wilst auch nicht: die eingepflantzte Zucht,
Die lehret dich itzund die reinen Augen sencken,
Der unbekanten Lust verwehrtes Angedencken
Bringt alle Freudigkeit dir schleunig auf die Flucht.
Heb nur die Augen auf, die reinen Liebes-Flammen,
Dadurch sich Hertz und Hertz verknüpffen läst zusammen,
Beflecken dir ja nicht die Schwanen-reiche Brust,
[95]
Ja die Verleumdung selbst, so sich durch Tadel speiset,
Und auch der Tugend oft ein falsches Auge weiset,
Die steht itzund bereit zu loben deine Lust.
Die Lieb ist ja ein Werck, so aus dem Himmel kommen,
Und so der Erden Kreiß mit Lust hat eingenommen,
Wer reine Liebe hast, liebt Gott und Menschen nicht.
Die Tugend, wie mich deucht, die tadelt dein Verweilen,
Und heisset dich itzund zu der Ergötzung eilen,
Die dir der Himmel selbst mit reiner Hand verspricht.
Dein ander Leben kommt itzt auf dich zugegangen,
Entrück ihm nicht den Mund, entzeug ihm nicht die Wangen,
Ein Kuß verbleibet doch ein Aufboth unsrer Brunst,
Er reichet dir die Hand, der Ernst steht bey dem Schertzen,
Er giebet mit der Hand dir auch zugleich das Hertzen,
Und heist es Siegel seyn der ungefärbten Gunst.
Laß itzt die Reinligkeit geschwätziger Rubinen,
Mit Küssen angefüllt ihm zu der Schale dienen,
Und tritt die erste Lust mit frischem Hertzen an,
Gehorsam will allhier die beste Tugend heissen,
Und der Vertrauligkeit mustu dich itzt befleissen,
Die dich die Liebe lehrt und ich nicht melden kan.
Geht rüstig zu der Ruh und last die heissen Sinnen
Ein ungespieltes Spiel zu dieser Zeit beginnen,
Das Gott hat aufgeführt und Adam aufgebracht,
Ein mehres weiß itzund die Feder nicht zuschreiben,
Sie neiget sich forthin in meiner Hand zubleiben,
Sie wüntscht euch ferner nichts als eine süsse Nacht.
Ich weiß, der Hymen wird euch alles dieses lehren,
Was die verliebte Lust geschickt ist zuvermehren,
Ein süsses Ach und Ach reist keine Wollust ein,
Eh noch das andre Jahr die Rose wird verblühen,
Und das Geflügel wird das andre Nest beziehen,
So wird ein junger Fürst aus Flandern kommen seyn.

[96] 13. Die versöhnte Venus

Die Göttin, so die Welt und alle Hertzen bindet,
Die Wasser, Erd und Lufft durch ihren Strahl entzündet,
Auf welcher Wunder-Wort erzittert niederfällt,
Was Nord, Süd, Oft und West in seinen Armen hält,
Die gieng nach ihrer Arth zu dem erhöhten Throne,
Es war das stoltze Haubt umbzirckt mit einer Crone,
Darauf der Berge Schatz und des Gewässers Pracht
Durch ihrer Haare Gold noch werther war gemacht.
Es küsten dazumal die wolgestalten Ohren
Zwo Perlen, den der Ost nichts gleiches hat gebohren,
Es war der zarte Leib durch einen Rock geziert,
Den Phrygien gestrickt, der Sydons Farbe führt.
Umb diesen schaute man der Venus grosse Thaten,
Die Helden, so durch sie in Dienstbarkeit gerathen,
Achillem, Herculem, Philippen und die Hand,
So Persien bezwang, und Poren überwand,
Hieß diese Mahlerey der Nadel knechtisch stehen,
Cupido wolte gleich von ihrem Saale gehen,
So sprach das Wunder-Weib: Was kommt dich wieder an?
Du meinst, daß meine Faust dich nicht mehr straffen kan
Die Berge zubeziehn, die Städte zubeschauen,
Der Kurtzweil nachzugehn auf den begrünten Auen,
Zu sehen, was der Nil, Euphrat und Ganges macht,
Bey Tage nichts zu thun, zuschlaffen bey der Nacht,
Ist nicht genug für mich. Wo sind die grossen Stunden,
Da deine Fackel brand, und deiner Pfeile Wunden
Fast iedes Hertze trug? Wie daß nicht mehr die Welt,
Wie vormahls ist geschehn, vor mir darnieder fällt?
Betrachte diesen Rock; Was meynst du von den Siegen?
Durch die mein hohes Lob ist auf den Thron gestiegen,
Der Sonnen gleiche kommt, den Sternen gleiche geht,
Und beyde trotzen kan, der Zorn beginnt zuwittern,
Es heist die Ungedult mir Hertz und Sehnen zittern,
Es zündet mir der Grimm Geblüth und Adern an,
Daß ich dir deinen Lohn nicht länger borgen kan.
[97]
Du allzukaltes Kind, betracht ich diese Welt,
Was zwischen Gibraltar und Javan ist gestellt,
Den grossen Wunder-Kreiß, den Zirckel dieser Erden,
Wo sich die Sonne wäscht, und wo sie mit den Pferden
Den alten Weg besucht; wo ihre Hitze brennt,
Und wo der Phöbus fast nicht seine Strahlen kennt,
So merck' ich wenig mehr, als Wüten, Mord und Kriegen,
Ich finde hin und her die todten Leichen liegen,
Die Männer stehn verwund, die Weiber stehn verblast,
Mein Mars wird angeruft, und Venus wird verhasst,
Mars, der mich selber nicht gescheuet hat zuküssen,
Man schaut das rothe Bluth vor Liebes-Thränen flüssen,
Kein Seufftzer kommet fast von meiner Regung her,
Betracht ich Berg und Thal, beschau ich See und Meer,
Setz' ich die gantze Welt in meinem Sinn zusammen,
So find ich keinen Dampf von diesen Wunder-Flammen.
Da eine gantze Stadt durch eine Gluth gebrannt,
Da einer Feindin Schoß den Feind zum Buhler fand.
Da zweyer Hertzen Blut verliebt zusammenflossen,
Da das erzörnte Meer die Brunst nicht ausgegossen,
Da Armuth, Kälte, Schwerd, Flucht, Marter, Brand und Todt
Oft ein verliebter Sinn hielt vor geringe Noth.
Und wil ich gleich den Geist auf wenig Länder lencken,
Die ohne Zanck und Streit den Degen von sich hencken,
Da Fried und Einigkeit auf allen Seiten steht,
Da Wollust ohne Maaß auf ihren Mauren geht,
Da nur das Pulver gilt, so sich nach Cypern nennet,
Und iede Kugel stinckt, so nicht Venedig kennet,
Von den kein ander Rohr für köstlich wird geacht,
Als diß, so Zucker trägt, und Indien gebracht.
So machen sie mich roth, und heissen dich verstummen,
Wie schöne bistu doch aus solchen Ländern kommen,
Ein Köcher ohne Pfeil, ein Kämpffer ohne Muth,
Ein Bothe sonder Fleiß, ein Hertze sonder Blut,
Die stehen hier für mir. Ich kan dich nicht mehr schauen,
Und deine Gegenwart erwecket mir ein Grauen,
Du kleiner Ehren-Dieb. Es hieng an einer Wand
[98]
Des Saales, da sie war, ein altgesticktes Band,
Darauf der Perlen Glantz des Goldes Pracht umfassen,
Und der verliebte Mars der Venus hinterlassen,
Als seinen Leib Vulkan, Sie Geist und Leib umfieng,
Und dieser grosse Gott an schweren Banden hieng.
Das Zeugnüß aller Gunst must ihre Peitsche werden,
Sie stieß den kleinen Sohn erzürnet zu der Erden,
Sie grieff mit einer Hand ihm in das schöne Haar,
Und peitschte, biß sein Leib wie ihre Lippen war.
Biß Rosen um den Schnee der zarten Lenden stunden,
Cupido hatte kaum den ersten Schmitz empfunden,
So ruft er: Königin! ich bitt' euch umb den Pfeil,
Der mehr verrichten kan als Blitz und Donnerkeil,
Ich bitt euch um den Schertz, ich bitt euch um das küssen,
Durch die der starcke Mars ein Sclave werden müssen,
Und so diß alles noch gesucht ist allzuweit,
So bitt ich euch umb diß, davon ihr kommen seyd.
Die Göttin konnte hier nicht mehr das Lachen halten,
Der Eifer, den sie trug, begunte zu erkalten,
Sie warf das Band hinweg, und sprach: Mein kleiner Sohn,
Genung vor diesesmahl, und denck an diesen Lohn,
Den du durch Müßiggehn aus meiner Faust bekommen.
Es wird der Mutter Schlag geduldig aufgenommen,
Fieng der Cupido an mit Seufzen ohne Maß,
Als welchem Schmertz und Furcht auf Haut und Hertze saß,
Und fuhr so ferner fort: Beherrscherin der Erden,
Soll diese Schuld allein auf mich gebürdet werden,
Greift meine Mutter mich mit Band und Marter an,
Daß diese gantze Welt nicht länger brennen kan,
Und allzulaulicht ist. Es wird der strenge Bogen,
Wie vormahls ist geschehn, itzunder angezogen,
Mein Pfeil hat gleiche Maß, und führet gleichen Stahl,
Daß Eiß und Eisen umb sich findet überall,
Und Wasser für das Blut die hohlen Adern füllet,
Daß Aetna itzt nicht mehr in allen Hertzen quillet,
Ist ja nicht meine Schuld. Es ist nicht lange Zeit,
[99]
Da zog ich durch ein Land, wo Unmuth, Krieg und Streit
Gar frembde Gäste sind. Ich dachte hier zu siegen,
Da Agtstein gleich wie ihr sich läst die Wellen wiegen,
Und setzte meinen Fuß bald in die gröste Stadt,
Da Reichthum, Macht und Muth Verstand zum Bruder hat.
Mein Fürwitz führte mich in eine stille Kammer,
Da nicht erschallen kan des schwartzen Vaters Hammer,
Man schaute um und um manch hochgelehrtes Pfand,
So der beredten Mund und vieler Tichter Hand
Von Rom, Corinth, Athen, und die sich diesen gleichen,
Den alle Männer noch der Künste Scepter reichen,
Den Menschen zugeschickt. Hier saß ein junger Mann,
Und sprach manch schönes Buch um seine Schätze an.
Ich war alsbald gemüht ihn schleunig zuereilen,
Ich grief den Bogen an, ich spielte mit den Pfeilen.
Es war verspieltes Werck und Arbeit sonder Lohn,
Die Pfeile flogen weg, der Jüngling kam davon,
Und hielt mich ungescheut vor einen Kinder Schützen,
Ich ließ ihn dieses mahl bey seinen Büchern sitzen,
Ich hab ihn zwar nach dem auch ferner angerant,
Doch war ein ieder Pfeil vergebens ausgesand.
Ertheilet mir nun Rath, was ferner sey zu machen?
Die Mutter sprach, mein Sohn, hie liegt der Grund der Sachen,
Wer nicht durchsuchet hat der Leiber Unterscheid,
Und nicht zu urtheln weiß von Sehnen, Blut und Zeit,
Nicht weiß, wenn dieser Trieb und jener sich beweget,
Wann Blut und Geist erwacht, wann Bluth und Geist sich leget,
Wann Feuer Meister wird, wann Wasser herschen wil,
Der trift, ich schwere dir, nicht auf das rechte Ziel.
Du wirst, mein lieber Sohn, fast keinen Menschen finden,
Der sich nicht leichtlich läst an dis und jenes binden,
Der sich nicht allsobald erschüttert und beweg't,
Wenn dieses auf ihn trift, was er im Hertzen trägt,
So dencke nicht auf Pfeil, auf Bogen und auf Wunden,
Du habest denn zuvor den Hertzens Trieb gefunden,
Und glaube, daß allhier der Hertzen Schlüssel liegt,
Wer nicht die Geister kennt, hat selten obgesiegt.
[100]
Der eine liebet nur des Leibes Pracht und Gaben,
Ein ander will die Zucht zu einer Schwester haben,
Der eine meint, das Geld die beste Heyrath stift,
Ein ander heist die Treu das beste Morgen Gift,
Viel lieben Spiel und Tantz, nicht wenig auch das Singen,
Und manchem muß der Wein die Brunst zum Hertzen bringen,
Viel seufzen ohne Maß nach zarter Bluhmen Pracht,
Viel heissen diesen Schatz ein Kleinod einer Nacht,
Viel locket und bewegt der Eltern Geist und Tugend,
Viel werden angereitzt durch unverwelckte Jugend,
Der eine siehet nur die süssen Wörter an,
Viel sehen auch dabey, was Spiel und Nadel kan.
Diß alles mustu wol und gar genau erwegen,
Es wird auch gleicher Pfeil nicht iedes Wild erlegen,
Und dieses hab ich schon vor vieler Zeit bedacht,
Und nicht nach meiner Arth der Pfeile Zeug gemacht.
Der eine schicket sich noch zu den grünen Jahren,
Ein ander sehnet sich nur nach den grauen Haaren,
Der eine lencket sich auf Hertzen reich an Kunst,
Ein ander reitzet nur die Adern voller Brunst,
Der eine führt Zibeth, viel schmecken nach der Küchen,
Der eine weiß Latein, der ander kennt die Grichen,
Der eine führet Gold, der ander stinckt nach Wein,
Viel sind von Ebenholtz, und viel von Helffenbein.
So lauf nun vor mir hin, und gründe recht die Hertzen,
Wo Ernst und Witz regiert, wo Lachen, Spiel und Schertzen
Fast immer müssig gehn, wo Kunst am meisten gilt,
Wo Füllerey und Wein die blauen Adern füllt,
Wird dieser Unterricht nur richtig eingenommen,
So wirstu, liebes Kind, bald wieder zu mir kommen,
Und ruffen, dem ich oft der Liebe Garn gestellt,
Der ist durch euren Sohn und meine Faust gefällt.
Cupido, der genug der Mutter Wort erwogen,
Grieff nun mit Zuversicht auf Köcher, Pfeil und Bogen,
Und schwang sich ungesäumt auch wieder in die Stadt,
So von den Dähnen noch den alten Namen hat,
Und ihre Mutter itzt mit reichen Gaben ehret,
[101]
Ein Hertze, so kein Pfeil der süssen Brunst versehret,
War dieses Schützens Zweck. Es war bey Tag und Nacht
Der Bogen stets gespannt, das Hertze stets bedacht,
Nach vielem Krieg und Streit dem Jüngling obzusiegen,
Wie oft er aber kam, so fand er um ihn liegen
Der Griechen kluges Heer, der Römer weisen Rath,
Was Chäronea noch der Welt geschencket hat,
Halff nebenst Cordöen fast unermüdet kämpfen,
Auch Cato war bemüht der Pfeile Macht zudämpfen,
Und goß den heissen Brand mit seinen Sprüchen aus,
Cupido sprach bey sich: Sol dieses Mannes Haus
Mein Feuer und mein Pfeil denn nicht erreichen können,
Ist Eisen, Stahl und Stein der Grundzeug dieser Sinnen?
Er stellt ihm offtermahls durch ein verliebtes Blat,
Wie jener Lesbien und der Corinnen bat,
Wie der Petrarcha schwur die Lauren stets zu lieben,
Und was der Grafenhag vom Küssen hat geschrieben,
Marinens Wunder-Buch, Gvarinens treues Pfand,
Was Drayten, Theophil und Samtamann erfand,
Die schaut' er offtermals auf seiner Stelle schertzen,
Die Kunst gefiel ihm wol, das Gift drang nicht zum Hertzen,
Und der erzörnte Gott war nunmehr gantz bereit
Zu meiden diesen Orth, zu lassen diesen Streit,
Als dieser freye Geist bey schönen Sommer-Stunden,
Als Erd- und Himmel-Lust zusammen war verbunden,
Durch einen guten Freund ward aus der Stadt geführt,
Der Orth, so sie umfieng, stund überall geziert
Mit schönen Tulipen, geholt aus fremden Erden,
Die itzund auch bey uns gemeine Bürger werden,
Viel andre Blumen mehr die waren hier gepaart,
Manch fremdes Wunder Kraut, so die erkühnte Fahrt
Dem Ost und West entraubt, war neben dem zuschauen,
Das geile Kind der Luft kam Nester hier zubauen,
Die kleine Nachtigall, so nimmer schweigen kan,
Die stimmet ungestört ein süsses Brautlied an.
[102]
Es schertzten überall die Baltischen Syrenen,
Man hörte manches Lied mit höchster Lust erthönen,
Der Phöbus schaute selbst erfreuet durch die Luft,
Als Richter, wie ihm deucht, der Kurtzweil angeruft.
Vor andern zeigte sich ein Kleinod aller Tugend,
Ein Spiegel aller Lust, ein Wunder-Bild der Jugend,
Auf deren Stirne selbst des Vatern Nahmen saß,
Aus deren Augen man der Mutter Keuschheit laß,
Da Höfligkeit und Zucht einander Schwestern hießen,
Da Sinnen Geist und Bluth sich fromm zu seyn befliessen,
Der eher nichts gefällt, als wenn der Vater wiel,
Und spricht, Der Eltern Wunsch ist mein gewüntschtes Ziel
Und meines Willens Zweck, der ernste Feind des Buhlen,
So nie ersuchet hat der Venus süsse Schulen,
That hier die Augen auf, und schaute wie die Welt
Sich itzund lustig macht in Florens Lustgezelt,
So Feld und Gärte deckt. Doch war das keusche Prangen
Derselben, so ich itzt zu rühmen angefangen,
Ihm liebreicher als diß, was uns der Tulipan
Auf seinen Blättern zeigt, und nicht bestehen kan.
Cupido, der sein Ziel zu keiner Zeit verlassen,
Begunte nebenst Trost auch seinen Pfeil zufassen,
Der Arm stund ausgestreckt, der Bogen war bereit,
Durch gleichgestellten Stahl der Sinnen Härtigkeit
Zu machen wie das Wachs. Er hielte zu dem Hertzen,
Der Pfeil drang durch die Brust nicht ohne süsse Schmertzen,
Und das erkühnte Kind, zu mehren seine Lust,
Traff auch das schöne Bild an ihre zarte Brust,
Die kein verliebter Strahl vor diesem angerühret,
Es ward die süsse Gluth durch beyder Blut geführet,
Sie schauten hin und her, sie schauten diß und das,
Und wusten fast nicht recht, was in dem Hertzen saß,
Biß daß die Flamm allhier iemehr und mehr entbrannte,
Und beyder Hertz und Geist die süssen Flammen kandte,
Da denn der Eltern Treu durch längst geneigte Hand,
Ihn'n Wunsch und Seegen sprach, und dieses Paar verband.
Cupido meynte nun für Freuden zuvergehen,
[103]
Er schaute höchst ergötzt die zwey verliebten stehen,
Er lachte, daß den Schall auch Echo selbst vernahm,
Und, wie man meinen will, in Juno Kammer kam.
Doch ließ die grosse Lust ihn länger nicht verziehen,
Er hieng den Bogen an, der Mutter zuzufliehen,
Zu sagen, daß sie nun für einen rauhen Schlag
Des kleinen Sohnes Haupt mit Rosen krönen mag.
Er schwang sich durch die Luft biß zu der Venus Throne,
Und rief: Was düncket euch itzund von eurem Sohne?
Dem ich vor vieler Zeit vergebens Garn gestellt,
Ist nun durch mein Geschoß mit Wucher hingefällt,
Und ruft die Venus an zu seiner Liebsten Füssen,
Der Liebsten, die mit ihm lässt Liebes-Thränen fliessen,
Doch wird ein festes Band bald enden ihre Pein,
Und Lachen vor die Noth, Lust vor das Weinen seyn.
Hab ich genung gethan? Die Mutter war ergetzet,
Daß dieses zarte Fleisch des Sohnes Hand verletzet,
Sie satzt ihn auf die Schoß, sie druckt ihn an die Brust,
Sie nannt ihn ihren Schatz, sie nannt ihn ihre Lust,
Sie küst ihn auf den Mund, sie klopft ihn auf die Lenden,
Sie nahm ihn aus der Schoß, sie trug ihn auf den Händen,
Und sprach: Weil sich itzund nicht alles sagen läst,
So eile nun von mir auch auf das Hochzeit Fest,
Dann kanstu ihre Noth und ihre Lust beschreiben.
Cupido lässt sich nicht viel zu der Wollust treiben,
Er ließ der Mutter Hand, er ließ der Mutter Schoß,
Er machte sich alsbald der süssen Bande loß,
Und schwang sich über Baum, Thal, Häuser, See und Hügel,
Es gläntzten wie Cristall die Silber-weissen Flügel,
Biß daß er in die Stadt des grossen Sieges kam,
Und seinen Freuden-Flug recht in die Wohnung nahm,
Da dieses werthe Paar auf einem grossen Saale,
Bey Kurtzweil, Liedern, Tantz, Gespräche, Spiel und Schale,
In höchsten Freuden saß; da der berühmte Rein
Mit Weinen, die er hegt, nicht wolte sparsam seyn.
Tockäy und Mallaga, Bourdeaux und ihres gleichen,
Die liessen auch den Schatz des Bachus überreichen,
[104]
Was seltsam in der See, was köstlich in der Luft,
Was Erd und Bäume ziert, ward auf das Mahl geruft.
Hier muste Cinnamey das Haselhun umschliessen,
Die Fische wolten nur in Muscateller fliessen,
Der stoltze Phasian ward in ein Grab gethan,
Dergleichen Phönix nur ihm selber geben kan,
Was die Natur gebiehrt, und was die Kunst erzwinget,
Was vieler Menschen Witz aus frembden Ländern bringet,
Was Zucker überzeucht und Specerey erhält,
Ward auf den Freuden Tisch mit reicher Hand gestellt,
Und wolte dinstbahr seyn den zwey verliebten Hertzen,
Den nun die reine Lust durch tugendhafftes Schertzen
In alle Glieder trat, und den der süsse Brand
Noch heisser ward gemacht durch Augen, Hertz und Hand.
Es kam nun unvermerckt der Hesperus gegangen,
Der Reisenden Verdruß, der Liebenden Verlangen,
Er sprach durch seinen Schein: Geht zu der neuen Ruh,
Und schlüsset nicht die Lust mit euer Kammer zu.
Bezwinget euch der Schlaff, so macht, daß bey erwachen
Der Braut die Röthe kommt, dem Bräutigam das Lachen
Nicht traure, zarte Braut, es sagt die gantze Welt,
Man samlet keine Frucht, wann nicht die Blüthe fällt.

14. Hochzeit-Gedichte

Sol der Degen an den Nagel?
Wird der Helm nun abgelegt?
Ruht der blaue Feuer-Hagel,
So den Schlacht-Gott selbst bewegt?
Soll die Lust den Feind zudämpfen,
Zubezwingen Stahl und Stein,
Soll die Brunst zu Sturm und Kämpffen,
Todt und gantz erloschen seyn?
[105]
Also kan ein süsses Blitzen,
Und ein Wunder-reicher Brand,
Dich nach neuer Art erhitzen,
Und verändern Hertz und Hand,
Daß du fühlst ein neues Brennen,
Daß du folgest frembder Fahn,
Daß dich Mars nicht mehr will kennen,
Daß du suchest neue Bahn.
Diß sind Kräften dieser Gaben,
Diß sind Funcken dieser Gluth,
So der Himmel hat gegraben
In der Liebsten Geist und Blut.
Dieses ist, was dich den Degen,
So dir noch kein Feind gethan,
Freundlich heisset niederlegen,
Und dich übermeistern kan.
Und wie solten nicht die Blicke,
Die ein keusches Auge führt,
Derer Glut durch keine Tücke
Falscher Zeiten wird berührt,
Stahl und Eisen selbst entbrennen.
Mars und seine Helden-Hand,
Sollt er diese Venus kennen,
Fühlte mehr als Liebes-Brand.
Sind nicht Adel, Witz und Tugend
Vor Geschwister hier geacht?
Zeigt die frühlings-gleiche Jugend
Nicht die bundte Wunder-Pracht?
Sind nicht die berühmten Schätze,
So die Morgenröthe trägt,
Nach der Schönheit Kunst-Gesetze
Auf den keuschen Mund geprägt?
Sind die klaren Asteriten,
Und das ungemeine Licht,
So die Freyheit dir bestritten,
Und in deine Seele bricht,
[106]
Nicht der Sonnen selbst zu gleichen,
So im Himmel Wache hält,
Und begierig Ihm zuweichen,
Zeitlich in die Welle fällt?
Nun du wirst mit solchen Gaben
Von der grossen Hand umkräntzt,
Die mehr Pracht und Schönheit haben,
Als in Ganges Muscheln gläntzt,
Warlich du hast viel gewonnen,
Der du dieses Band erkiest,
So der Himmel selbst gesponnen,
Und fast mehr als Freyheit ist.
Schönste Braut, sey nicht bestürtzet,
Freude hindert nicht die Zucht,
Wer hat deine Macht verkürtzet,
Und gestört des Sieges Frucht?
Herrsche frey auf deinem Throne,
Dessen Freyheit du belegt,
Setzet keines Reiches Crone,
Für die Fessel, die es trägt.
Edles Paar, genießt der Früchte,
So der Himmel euch geschenckt.
Schaut doch, wie mit einem Lichte
Hesperus sich zu euch lenckt.
Tausend hoch gestellte Kertzen,
Leuchten euch zur Abend Ruh,
Und Cupido schleusst mit Schertzen
Die berühmte Kammer zu.
Bleibet lange bey Gelücke,
Doch nicht allzulang allein,
Lasset zarter Augen Blicke,
Eurer Liebe Zeuge seyn,
Zeugen eurer grünen Jugend,
Zeugen eurer jungen Zeit,
Zeugen eurer Väter Tugend,
Und der Mutter Freundligkeit.
[107]

Notes
Erstdruck von Nr. 1-11 in: C.H.V.H. Deutsche Übersetzungen und Getichte, Breslau (Jesaja Fellgiebel) 1679; dort in der Abteilung »b. Vermischte Gedichte«. Nr. 12-14 erstmals gedruckt ebenda, in der Abteilung »c. Hochzeit Gedichte«.
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TextGrid Repository (2012). Hoffmannswaldau, Christian Hoffmann von. Gedichte. TextGrid Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-6C93-1