Terzinen

1. Über Vergänglichkeit

Noch spür ich ihren Atem auf den Wangen:
Wie kann das sein, daß diese nahen Tage
Fort sind, für immer fort, und ganz vergangen?
Dies ist ein Ding, das keiner voll aussinnt,
Und viel zu grauenvoll, als daß man klage:
Daß alles gleitet und vorüberrinnt
Und daß mein eignes Ich, durch nichts gehemmt,
Herüberglitt aus einem kleinen Kind
Mir wie ein Hund unheimlich stumm und fremd.
Dann: daß ich auch vor hundert Jahren war
Und meine Ahnen, die im Totenhemd,
Mit mir verwandt sind wie mein eignes Haar,
So eins mit mir als wie mein eignes Haar.
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Notizen
Erstdruck von Nr. I in: Blätter für die Kunst (Berlin), Dritte Folge, 2. Band, März 1896; Erstdruck von Nr. II und III in: Pan (Berlin), 1. Jg. 1. Heft, Juni 1896.
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Zitationsvorschlag für diese Edition
TextGrid Repository (2012). Hofmannsthal, Hugo von. 1. Über Vergänglichkeit. TextGrid Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-7948-6