Diotima

Komm und besänftige mir, die du einst Elemente versöhntest,
Wonne der himmlischen Muse, das Chaos der Zeit,
Ordne den tobenden Kampf mit Friedenstönen des Himmels,
Bis in der sterblichen Brust sich das Entzweite vereint,
Bis der Menschen alte Natur, die ruhige, große,
Aus der gärenden Zeit mächtig und heiter sich hebt.
Kehr in die dürftigen Herzen des Volks, lebendige Schönheit!
Kehr an den gastlichen Tisch, kehr in die Tempel zurück!
Denn Diotima lebt, wie die zarten Blüten im Winter,
Reich an eigenem Geist, sucht sie die Sonne doch auch.
Aber die Sonne des Geists, die schönere Welt, ist hinunter
Und in frostiger Nacht zanken Orkane sich nur.

Notizen
Entstanden wohl 1797, Erstdruck 1826. Entstanden vor Juni/August 1798, Erstdruck 1798.
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Zitationsvorschlag für diese Edition
TextGrid Repository (2012). Hölderlin, Friedrich. Diotima. TextGrid Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-7AA3-E