Die Schiffende

Sie wankt dahin! Die Abendwinde spielen
Ihr Apfelblüthen zu,
Die Vögellein, so ihre Gottheit fühlen,
Erwachen aus der Ruh.
Wie ihr Gewand, im Mondenglanze, flittert,
Und ihres Busens Flor!
Sie wankt dahin! Der helle Vollmond zittert
Aus jeder Well' hervor.
Da rauscht der Kahn durch hangende Gesträuche,
Birgt mir das Engelbild,
Schwankt itzt hervor, tanzt wieder auf dem Teiche,
Den ihre Gottheit füllt.
Verdeckt mir nicht, ihr hangenden Gesträuche,
Ihr lächelndes Gesicht,
Sie tanzt so schön auf ihrem Silberteiche,
Ihr Erlen, bergt sie nicht!
Weht, Winde, weht, o flügelt sie, ihr Winde,
An diese Laub' heran,
Daß ich mich ihr, im Schauer dieser Linde,
Zu Füßen werfen kan!
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Notes
Entstanden 1774. Erstdruck in: Musenalmanach 1775, Göttingen (J.C. Dieterich).
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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Hölty, Ludwig Christoph Heinrich. Die Schiffende. TextGrid Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-7DB4-E