Parodie

Aequam memento rebus in arduis Servare mentem.

Hor.


Stets wohne Gleichmuth, wohne Zufriedenheit
In deiner Seele, wann dir der Recensent
Ein Weihrauchkörnchen streuet, oder
Spöttischen Tadel und Grobheit ausströmt.
Des ernsten Weisen, welcher bis an den Bart
In Büchern sitzet, Bogen auf Bogen schreibt,
Des Tändlers, und des frohen Zechers,
Harret die Klaue des Knochenmannes.
Drum laß ins Zimmer, wo dir der Ofen und
Der Lehnstuhl winken, blauer Wacholderduft
Vom Rauchfaß strömt, und Frühlingsscenen,
Vögel und Blumen die Wände schmücken,
Dir Knasterrollen, Pfeifen und Fidibus,
Zum Trunke bringen, den die Levante zeugt,
Bevor die Parce deinen Faden,
Mitten im Fluge der Spindel, kürzet.
Dann wird die theure Bibliotheck verkauft,
Die zentnerschweren Bücher in Folio,
Die Dichter, die mit goldnen Titeln,
Goldenen Blumen, und Schnitten prangen.
Des Todes Sichel mähet dein Leben ab,
Du magst mit Klopstocks Schwunge der Ewigkeit
Entgegen fliegen, oder braunem
Pfeffer und Würze zur Hülle dienen.
[82]
O Freund, der Preßen Ewigkeit ist ein Traum,
Das Schicksal stürzet, früh oder spät, das Lied
Des schalen Reimers, und des Dichters
In der Vergeßenheit Nacht hinunter.
[83]

Notes
Entstanden 1772. Erstdruck in: Taschenbuch für Dichter und Dichterfreunde. Herausgegeben von Christian Heinrich Schmid, Bd. 2, Leipzig (Dyck) 1774.
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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Hölty, Ludwig Christoph Heinrich. Parodie. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-7EE3-B