[151] Er vergnügt sich mit ihr

Qwodlibet.


Der Tag lihgt lengst zur Ruh/
Nocturna däkkt ihn zu/
Cupido schleicht von Hauß zu Hauß
und lescht die letzten Lichtgens auß.
Die Zeisgens/ Amstelgens und Truscheln
schon still in ihren Nestgens kuscheln.
Dorillgen/ ist es dir genehm/
so mach ich es mir itzt beqwem/
weil daß, waß mich dir so verbündet/
dein Händgen auch im Fünstern fündet.
Itzt acht ich nichts for deine Küsse
gantz Indjens bundte Pärlen-Flüsse/
fast bün ich mir sälbst entrukkt/
wenn dein Mund auff meinem zukkt!
Blanck besilbert steht die Thür/
kukk/ schon bricht der Mond herfür!
Kom/ wir schwimmen/ ich und du/
auff die Zokker-Insuln zu!
[152]
Im nahen Pusch brohbt Filomele
die Pärlen- und Korallen-Kehle;
Frau Luna glizzt und glantzt/
der Sternen-Pöfel dantzt!
Deines Leibs bezihrter Bau
gleicht Helenens gantz genau/
Rohsen und Rubinen streiten
sich ümb ihn von allen Seiten.
Seine wohl-geformte Länge
bringt mich seelig ins Gedränge/
kaum drukkstu die Augen zu/
wenn ich waß Verbohtnes dhu!
Gönne/ daß ich noch erwehne
jene Alabaster-Schwehne/
die auff deinem Marmol-Meer
langsam schauckeln hin und hehr;
for mich sind dihse zween Narzissen
die aller-schönsten Schläkker-Bissen!
Ihr Schwestern wohl gepaart
ohn alle jede Kanten/
ihr habt so rächt die Ahrt
der fästen Adamanten –
ich muß euch/ ümb euch zu geniessen/
in die verlihbten Hände schliessen!
Deine mehr alß göldne Lokken/
deine zahrt-gekrüllte Flokken/
[153]
deine Wollen-weiche Hand/
deine Wollust-runde Augen/
die mich gleichsahm in sich saugen/
alles küß ich dir touchant!
Mägdgen/ sey nicht faul/
qwättsch mir Maul auff Maul/
süssres hab ich nie gefühlt/
alß wenn in mir dein Zünglein wühlt!
Wuttsch/ itzt hab ich waß verwischt/
wornach ich schon lengst gefischt!
Denn man sucht sich niemahls satt
darnach/ waß man sälbst nicht hat!
Gleich so ruffstu und mit Lachen/
mänckstu dich in andrer Sachen?
Nicht so fäst und ümmerzu/
du verlihbter Rakker du!
O zokker-süsse Noht/
durchauß erwüntschter Todt!
Ümmer wihder meinen Mund
trukk ich auff dein Duppel-Rund!
Immer wihder auff die Ballen
laß ich meine Küssgens knallen!
Wie dein Hertzgen tukkt und pukkert/
Venus sälbst hat es bezukkert!
Ach/ so mancher würde schreyn:
Künt ich itzund Argus seyn!

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Holz, Arno. Gedichte. Dafnis. Er vergnügt sich mit ihr. Er vergnügt sich mit ihr. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-7F94-6