5. Die Eulen

Einst, da der Thiere Heer den Zevs, wie Menschen, bat,
Und auch manch toll Gebet, so wie die Menschen, that,
Gleich nach der Ziegen Schaar, die bärtig von ihm gingen,
Sah man sich einen Flug von Eulen vor ihn schwingen.
Noch ware dies Geschlecht der Vögel Abscheu nicht,
Es flog noch andern gleich, und sah das Sonnenlicht;
O Vater, wenn wir dir den edlen Trieb erklären,
Wirst du uns, baten sie, wohl unsern Wunsch gewähren?
Verzeih dem Eigensinn, daß wir den Tag verschmähn;
Was jeder Vogel sieht, das ist für uns nicht schön;
Ein andrer Gegenstand, der uns Vergnügen brächte,
Ist heil'ge Dunkelheit geheimnißvoller Nächte.
Wo nie ein blödes Aug' gemeiner Vögel sieht,
Und wo ihr blöder Witz sich nie zu sehn bemüht,
O möchten wir dahin nach neuen Wunderdingen,
Die selbst kein Adler weiß, mit kühnen Blicken dringen!
So billig ist kein Wunsch, den ich versagen darf,
Sprach Zevs: in Finsterniß sey euer Auge scharf,
Ihr sollt bey trüber Nacht die Wespen richtig finden,
Doch, wo die Sonne scheint, da werdet ihr erblinden.
Der Grillenfänger Heer, von eigner Weisheit voll,
Lernt, was sonst Niemand lernt, und Niemand lernen soll;
Wo man nur menschlich denkt, da mag es nichts verstehen,
Und denkt sich adäquat, abstrakte Grundideen.

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TextGrid Repository (2012). Kästner, Abraham Gotthelf. Gedichte. Fabeln und Erzählungen. Fabeln. 5. Die Eulen. 5. Die Eulen. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-95FB-5