[111] [113]Lebendig begraben

[113][115]

1

Wie poltert es! – Abscheuliches Geroll
Von Schutt und Erde, modernden Gebeinen!
Ich kann nicht lachen und kann auch nicht weinen,
Doch nimmt's mich wunder, wie das enden soll!
Nun wird es still. – Sie trollen sich nach Haus
Und lassen mich hier sieben Fuß tief liegen:
Nun, Phantasie! laß deine Adler fliegen,
Hier schwingen sie wohl nimmer mich hinaus!
Das ist jetzt eine wunderliche Zeit!
Im dunklen Grab kein Regen und kein Rühren,
Indes der Geist als Holzwurm mag spazieren
Im Tannenholz – ist das die Ewigkeit?
Die Menschen sind ein lügnerisch Geschlecht
Und haben in das Grab hinein gelogen,
Den ernsten Moder schnöd mit mir betrogen –
Weh, daß die Lüge an sich selbst sich rächt!
Die Lügner gehn von hinnen ungestraft,
Ach, aber ich, die Lüge, muß bekleiben,
Daß sich der Tod ergrimmt an mir kann reiben,
In Tropfen trinkend meines Lebens Kraft!

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Holder of rights
TextGrid

Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Keller, Gottfried. Gedichte. Gesammelte Gedichte. Lebendig begraben. 1. [Wie poltert es! - Abscheuliches Geroll]. 1. [Wie poltert es! - Abscheuliches Geroll]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-9F16-6