Das Kalb

Du Tier, im dunklen Stall geboren,
Eh' du des Lebens recht bewußt,
Greift dich ein Schlächter bei den Ohren
Und reißt dich von der Mutterbrust.
Dein großes Auge, fromm und helle,
Sieht da die Au zum erstenmal,
Doch angstvoll; denn des Hunds Gebelle
Treibt rastlos dich durchs grüne Tal.
Bald binden sie dir deine Glieder,
Sie achten nicht dein Angstgeschrei,
Man wirft dich auf die Schlachtbank nieder
Und schneidet dir den Hals entzwei.
Doch bei dem letzten Hauch der Kehle
Ein Glanz aus deinem Auge spricht:
»In mir auch wohnet eine Seele,
Für mich auch hält ein Gott Gericht.«

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TextGrid Repository (2012). Kerner, Justinus. Gedichte. Die lyrischen Gedichte. Das Kalb. Das Kalb. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-A518-D