Narkissos

Als Narkissos sich
Im Teiche spiegelte,
Erschrak er:
Denn also schön schien ihm das Spiegelbild,
Dass er in Liebe zu sich selbst
Entzündet wurde.
Er beugte sich hernieder
Ins Ufergras
Und küsste im Wasser
Seine Lippen
Und griff nach sich mit seinen Händen
Und seufzte.
Die Schönheit,
Sann Narkissos,
Wohnt auf dem Grund der Seen.
Versunkene Städte müssen sein,
[63]
In denen die Schönen wohnen
Und mittags nur
Im Sonnenlicht
Werden sie sichtbar,
Wird Schönheit Bild,
Gesang und Lächeln
Glanz und Kuss.
Noch niemals sah ich nachts im Teich
Den schönen Jüngling.
Er schläft zur Dämmerung wohl
Wie wir.
Und ist ein Mensch
Wie wir
Nur Mensch der unteren Welt.
Du Tiefer steig hinauf!
Und werde Du!
Wenn das Gymnasion du betrittst,
Schweigt rings die Runde.
Der Fechter lässt den Degen sinken,
Der Ringer Blick und Arm,
Und selbst die Greise und die Kinder
Erschrecken süss vor deinem Angesicht.

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Holder of rights
TextGrid

Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Klabund. Gedichte. Das heiße Herz. Mythen. Narkissos. Narkissos. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-AA02-8