[286] 5. Abendlied

Auf die Weise: Ich danck dir lieber Herre/ etc.

1.
Die Sonn hat sich verkrochen
der müde Tag ist hin/
die Nach ist angebrochen
die Sorgenlinderin/
die Weld hat angeleget
jhr düsterschwartzes Kleid/
kein Baum ist der sich reget
in Wäldern weit und breit.
2.
Die liechtbeflammten Sternen
das blancke Heer der Nacht/
die lernen uns von fernen
die starcke Vaterwacht/
[287]
mein Gott mit meiner Zungen
hat mein geweckter Geist/
dich heute früh besungen/
Dich/ und dein Lob gepreist.
3.
Jetzt rühmet deine Güte
mein Loberfülter Mund/
auß brünstigem Gemüthe
in dieser Abendstund/
Dir wil ich Opfer bringen
mit diesen schlechten Thon/
laß mein Gebete dringen
durch deinen Wolcken Thron.
4.
Du hast mir zugeschicket
der heilgen Wächter Wacht/
daß mich kein Strick bestricket
kein Fall zu fall gebracht/
Freud/ Feinde/ Neider/ Hasser
kein Mensch hat mich beschwert/
Lufft/ Feuer/ Erde/ Wasser/
nichts/ nichts hat mich gefährt.
[288] 5.
Was ich in Ambtsgeschäfften
geschafft/ hast du geschafft/
Du giebest meinen Kräfften
Krafft/ höchstgefürchte Krafft/
Du Weg mein Weg deß Lebens
Du meines Heiles Heil/
Du Segen meines Segens/
deß Erbes Erbetheil.
6.
Jetzt leg ich mich nun nieder
zur angenehmen Ruh/
jetzt rasten meine Glieder
die Fenster fallen zu/
Ich lege Händ und Füsse
fein Creutzweiß unbetrübt/
das ist mein Ruheküsse:
Also hat Gott die Welt geliebt.

Ende.

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TextGrid Repository (2012). Klaj, Johann. 5. Abendlied. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-AEDB-4