[31] [52]Lobgedichte

Wiederkehr/ Entgegengesetzt den Verächteren der Teutschen Sprache.


(Anapestische Verse.)

1.

Es tönen Trompeten/ die Fahnen ümfliegen/
es drönen die Waffen mit blutigen Siegen/
man höret nur Klagen/ und sagen von Kriegen.
Wie! müssen die Musen verstummet erliegen/
ins Elend verjaget/ und zagend sich schmiegen?
sol unsere Heldenzeit bleiben verschwiegen?
Ihr Teutsche! besinnet eur hohes Vermügen/
und hasset ausländischer Sprachen Betrügen.
Euch solte nur euere Zunge benügen/
(in welcher die Künste sich gleiches fals fügen/)
ihr hättet den Helicon längsten erstiegen/
und würde der Griechen Berühmen versiegen.
Es müssen der Stimplere Reimen versiegen/
Bald Opitz so liebliche Höhen erstiegen/
Ihm wolten auch rühmliche Folge nachfügen
Herr Werder und Buchner der Musen Vernügen.
Apelles/ Rist/ Schottel entdekken das Trügen
der Sprache Verächter: ihr Wunder vermügen/
und Schikklichkeit bleibet nun nimmer verschwiegen.
Schaut frevele Klügelwitz schmeltzen und schmiegen.
Hier höret/ wie Christus nicht blieben erliegen
im Grabe! hier sehet das Höllenbekriegen!
Erstaunet Emanuels Himmlisches Siegen!
Nun gleichet der Mukken und Adeler Fliegen.

Wolmeinend angefüget von Georg-Philip Harsdörffen.

[52] 2.

Wer wolte dem grossen Besieger der Höllen/
dem Rächer von Edomi im Purpur-Gewand/
dem Löwen von Juda/ nach blutigem Stand/
ein Liedlein zu Ehren mit Willen nicht stellen?
Je solte der Vndank zurükke doch prellen/
und quetschen die Pflichte vergessene Hand/
je solte der ewigaufwallende Brand
das Hertze doch schmächen dem Lügengesellen.
Ach singet/ ach klinget/ ach rühmet mit Schallen/
last Himmel und Erden und alles erhallen/
zu preisen/ zu heben den mächtigen Sieg/
Ach folget dem wunderbegabten Poeten/
für deme die Musen fast müssen erröhten/
da/ als er den Pindus in Teutschland erstieg.

Zu sonderm Ehrenbelieben machte dieses Johann Vogel.

3.

Ihr/ dessen kluger Geist/ mit Honigsüssen Lippen/
besungen die Geburt/ den Wunderstern/ die Krippen
[53]
Des zweygestamten Helds: habt in der Lentzenlufft
Nun auch den Wundersieg/ die Sigelveste Grufft/
Die Freudenwiederkunfft/ des Höchsten Menschenlieben/
Auff Kunstgebundne Weiß erklungen und beschrieben.
Herr Claj setzet fort/ last euren tiefen Sinn/
Der Teutschen Sprachezier und selber Ehrgewinn
Beloben mehr und mehr. Der dreygedritte Orden
Der saget: Clajus sey die teutsche Clio worden/
So wird der Clajen Lob durch euren Geist verneut/
Vnd euer Name blüht in greiser Ewigkeit.

Zu Ehren und Freuddienstbezeugung setzet es auf Johann Grav.

4.

Der/ welcher vom teutschen Geblüte hergrünet/
Vnd rühmlich sich eigener Sprache bedienet/
Feyret die Grichin und Römerin nicht/
Weil ihm kein Zieraht in seiner gebricht.
Womit die Pelasgen und Römer stoltzieret
Hat Teutschland außbündig und kündig gespüret/
Was den beliebten Camenen beliebt/
Was nur bepalmet und Lorbeerlaub giebt.
[54]
So kämpfet jhr Sprachen üm löbliches Siegen/
Erkühnet euch sämtlich als Ritter zu Kriegen/
Febus wird richten und geben den Preiß:
Teutscher/ du jagest sie alle vom Kreiß.
Ihr aber erschwinget der Sinnen Geflügel/
Herr Claj postieret mit flüchtigem Zügel
Himmelan/ höret die obere Lufft
Euch schon als einen Poëten zurufft.

Seinem geehrten Freunde zu Wilfahren schriebe es M. Christian Betulius.


Ende.


Lizenz
Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).
Link zur Lizenz

Zitationsvorschlag für diese Edition
TextGrid Repository (2012). Klaj, Johann. Lobgedichte. TextGrid Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-AEFE-5