Schiff mit einem Schatz in der Aue.

14.

Ein Mann in Steierberg erzählte:


An dem Steierberg fließt das Flüßchen Aue vorüber, in dem soll ein ganzes Schiff mit Geld angefüllt versunken liegen, auf welchem ein großer schwarzer Hund Wache hält. Den Leuten in Steierberg hat's einmal [11] nach dem Schatze verlangt und sie haben deshalb einen Taucher (d ýker) kommen lassen, um Gewißheit zu bekommen, ob auch wirklich ein Schatz da unten sei; der ist denn hinabgestiegen ins Wasser und ist bald darauf mit einem ganzen Schnupftuch voll Geld wieder heraufgekommen und hat gesagt, daß es mit dem Schiffe seine Richtigkeit habe, dasselbe auch bis an den Rand mit Geld angefüllt sei, daß aber oben auf demselben ein schwarzer Hund liege; man habe ihm auch erlaubt, sein Schnupftuch mit Geld zu füllen, ihm aber gesagt, zum zweiten male solle er nicht wiederkommen. Die Steierberger sind jedoch so lange in ihn gedrungen, bis er noch einmal hinabgestiegen ist und abermals ein Schnupftuch voll Geld mit heraufgebracht hat; doch diesmal ist er unten noch viel mehr verwarnt worden, ja nicht zum dritten male zu kom men. Nichtsdestoweniger hat er sich auch noch ein drittes mal bewegen laßen, hinabzusteigen, aber da hat's sehr lange gedauert und nichts hat sich gezeigt; endlich hat man sein Schnupftuch aus der Tiefe des Waßers in die Höhe steigen sehen, aber er selbst ist nicht wieder zum Vorschein gekommen.


Zu dem Taucher vgl. die Parallelen Norddeutsche Sagen, Nr. 223, 288, 2; unten Nr. 350, 365, 380, sowie Schambach u. Müller, Niedersächsische Sagen, Nr. 71, 1 mit der Anm., und die Anmerkung zu unserer Nr. 35-40; zu dem Hunde noch außerdem Nr. 180, Grimm, Mythologie, S. 929 und zahlreiche andere Sagen von Schätzen. Daß der Schatz sich auf einem Schiffe befindet, ist neu, man wird versucht, an das Schiff als Symbol der Wolke zu denken, doch müßten, um dies zu bestätigen, andere Sagen noch der hier mitgetheilten zur Seite treten. In vielen dieser Sagen liegt der Hund unter einem Tisch an der Kette, wozu sich der beim Hexenmahl unter dem Tische an der Kette liegende Teufel in Dalekarlien vergleicht; Grimm, Mythologie, S. 1030.

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Holder of rights
TextGrid

Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Kuhn, Adalbert. Märchen und Sagen. Sagen, Gebräuche und Märchen aus Westfalen. Erster Theil. Sagen. Schiff mit einem Schatz in der Aue. 14. [An dem Steierberg fließt das Flüßchen Aue vorüber, in dem soll]. 14. [An dem Steierberg fließt das Flüßchen Aue vorüber, in dem soll]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-BAC3-A