[108] 125. Camern.

Schriftlich von Herrn Cantor Görnemann in Camern und Herrn Assessor Ernst in Berlin.


In alter Zeit war die Umgebung von Camern sehr fruchtbar, schöne Gärten, ergiebige Aecker, herrliche Viehweiden und Wiesen machten es zu einem gesegneten Ort, daher der Name Goldcamern oder gülden Camern. Vielfältige Ueberschwemmungen brachen indeß den beim Dorfe gelegenen See immer tiefer und breiter aus, so daß jetzt die nächste Umgebung in eine förmliche Sandwüste verwandelt ist. In alter Zeit aber war dieser See nur ein Graben, den man bequem übersteigen konnte, und man erzählt, er sei so flach gewesen, daß man ihn damals mit Schuhen überschreiten konnte, indem man einen Pferdekopf hineinlegte. Eine Bettelfrau ist sogar einmal auf einer Schnitte Brot hinübergegangen.

Andere erzählen, der See sei vor hundert Jahren bei einem Elbdurchbruch entstanden und später ebenso noch vergrößert worden; früher ist nur ein schmaler Graben dagewesen, und als die Edelfrau einmal dort spazieren ging, und es ihr zu beschwerlich war hinüberzusteigen, habe sie ihre Kammerjungfer nach Hause geschickt, um ein langes Brot zu holen, habe das dann hinübergelegt und sei auf der flachen Seite desselben nach dem andern Ufer hinübergegangen.


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TextGrid Repository (2012). Kuhn, Adalbert. 125. Camern. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-BAD9-9