167. Riesen am Elm.

Mündlich.

1.

Bei Evesen am Elm liegt ein Berg, auf dem steht oben eine einzelne Linde, unter der in alter Zeit die Voigteigerichte unter freiem Himmel gehalten wurden. Der Berg selbst aber stammt von einem Hünen her; der war bei Regenwetter eine lange Strecke in dem schweren Erdreich am Elm gegangen und da konnte er zuletzt kaum von der Stelle, drum strich er den Lehm von der Sohle ab, und das ist der Berg bei Evesen.

2.

Ein anderer Riese ging mal am Elm spazieren und hatte Steinchen in seiner Tasche gesammelt, als er aber in die Gegend von Helmstädt kam, auf den Berg, welcher jetzt der St. Annenberg heißt, bekam die Tasche ein Loch und die Steine fielen alle heraus, und da liegen sie heute noch.

3.

In den Hünengräbern am Elm sagt man auch, stecke noch ein goldner Altar, und viele haben schon danach gesucht, ihn aber bis jetzt noch nicht gefunden.

[141] Bei Watenstedt liegen auch auf einem Bergesabhang die Reste zweier fast kreisrunden concentrischen Erdwälle von bedeutendem Umfang, deren aüßerer an einer Seite durch den jäh zu einem Bache abfallenden Berg begränzt wird. Dieser Wall heißt die Hünenburg, und soll seinen Namen davon tragen, daß ein Hüne in alter Zeit hier seinen Hof zu stehen gehabt. Von dem rühren auch die großen Schätze her, die im Berge, welcher innen ganz hohl ist, stehen; schon mancher hätte sie sich wohl holen mögen, aber um Mitternacht reitet in der Schlucht am Berg ein Reiter ohne Kopf auf und nieder, drum mag es keiner wagen.

4.

Unweit Supplingenburg steht auf freiem Felde eine Kirche, bei der die Supplingenburger ehemals ihre Todten begraben haben; warum sie das gethan haben, weiß man nicht mehr, wohl aber haben die Alten immer erzählt, die Kirche sei von den Riesen auf einer eisernen Bahre an ihren jetzigen Ort gebracht worden.


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Zitationsvorschlag für diese Edition
TextGrid Repository (2012). Kuhn, Adalbert. 167. Riesen am Elm. TextGrid Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-C1ED-7