[93] 105. Der Nicker und der Gänsekûsch.

Mündlich aus Kemnitz.


Gehen einmal mehrere Bauern nach der Stadt zu Markte, und einer, der sich etwas verspätet hat, kommt hinten nach; sieht er, wie aus der Elbe ein greises Männchen heraufkommt und auf ihn zutritt, das war der Nicker. – »Wo willst du hin?« – »Nun, zu Markte!« – »Willst du mir etwas mitbringen?« – »Warum nicht!?« – »Nun, so bringe mir einen Gänsekûsch mit!« – »Recht gern.« – So geht der Bauer fort, besorgt auf dem Markte seine Einkäufe und denkt, willst doch dem Nicker dein Wort halten, ihm den Gänsekûsch kaufen; ist er nicht da, so kannst du ihn ja für dich behalten. Kauft also den Gänsekûsch und macht sich dann auf den Heimweg. Als er an die Elbe kommt, da steht auch schon der Nicker und fragt: »Hast du mir den Gänsekûsch auch mitgebracht?« – »Ja wohl,« sagt der Bauer. – »Nun, das ist dein Glück, sonst wäre es dir schlecht gegangen.« Darauf bezahlt er ihm das Meßer, heißt ihn etwas warten und springt in die Elbe. Wie der Bauer ihm aber nachsieht, da bulgt das Blut aus dem Strom nur so herauf in rothem Quell, und der Bauer hat geeilt, daß er davongekommen ist.

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TextGrid Repository (2012). Kuhn, Adalbert. Märchen und Sagen. Norddeutsche Sagen, Märchen und Gebräuche. A. Sagen. 105. Der Nicker und der Gänsekûsch. 105. Der Nicker und der Gänsekûsch. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-C70E-2