64. Handwerkszeug vergeßen.

Mündlich vom Krüger aus Wichmansdorf.


In Boitzenburg war einmal ein Bötticher, den rief es mitten in der Nacht, er solle ins alte Kloster kommen und sein Handwerkszeug mitnehmen, denn dort gäbe es für ihn Arbeit. Er stand auch alsobald auf und da führte es ihn durch mehrere unterirdische Gänge, bis sie in einen großen Keller kamen, da stand Faß an Faß, alle voll Gold bis zum Rande und die sollte er mit neuen Reifen versehen. Aber es waren ihrer so viel, so viel, daß er sie kaum übersehen konnte; aus einmal erfaßte ihn ein Grauen, er ließ sein Handwerkszeug liegen und lief, [59] was er laufen konnte, bis er wieder zu Hause war. In der folgenden Nacht kam es wieder und brachte ihm sein Handwerkszeug zurück, mit vielem Danke, daß er das da gelaßen, denn die Arbeit verstünden sie selbst wohl gut, nur Handwerkszeug hätten sie nicht. Als der Bötticher nun am andern Morgen aufwachte, da lag sein Handwerkszeug neben dem Bett, und dabei ein großer Haufen Geld, und so war er denn plötzlich ein reicher Mann; aber er wäre noch viel reicher geworden, hätte er die Arbeit selbst gethan.


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TextGrid Repository (2012). Kuhn, Adalbert. 64. Handwerkszeug vergeßen. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-C7E5-D