120. Unterirdische.

Mündlich.

1.

Früher wußte man in Liepe bei Rathenow noch viel von den Unterirdischen oder guten Kindern, wie man sie dort nennt, zu erzählen; die sind so klein gewesen, daß [104] ihrer neun in einem Backofen haben dreschen können. Besonders haben sie ihr Wesen in dem Hause, wo der hilge Mann (Küster) wohnt, getrieben, und sollen sogar einmal eine Leiche haben wegschleppen wollen, was ihnen aber nicht gelungen ist. An dem Hause aber stand eine Rüster, unter der haben sie stets ihren Aus- und Eingang gehabt.

2.

Schriftlich von Herrn Schullehrer Hille in Liepe.


Unse Grôtmodder vertellde uns immer, wî süllen unse klênen ungedöpten kinner in acht nämen, dat se uns de unnerêrdschen nich weg nämen; wi süllen nich de lampe ûtpûsten un süllen et efangelienbôk in de wêge leggen, so lange se noch nich döpt sünt »süst kommen de unnerêrdschen un nämen se jû weg!« seggt se immer, »un brengen ju en ännert.« So was ôk mål ne frû, de pinkte für an un då segget dat lütte kint in'ne wêge:


Ik bün so old

as böm un gold

åber so'n lichtanmåken hef'k no nich sêen.


un då an merkte se glîks, det et nich êr kint was, det et de unnerêrdschen vertûscht hadden. Nu nåm se de rôde un pîtscht et so lange bet se 't sik wedderhålden un êr êret wedderbröchten.


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TextGrid Repository (2012). Kuhn, Adalbert. 120. Unterirdische. TextGrid Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-C98B-9