309. Die dummen Bråmeler.

Mündlich aus Ankeloh.


Von den Bråmelern erzählt man im Amte Bederkesa mancherlei Schwabenstreiche, so daß es in der dortigen Gegend eine allgemeine Redensart ist, wenn man einen recht dummen Menschen bezeichnen will, daß man sagt: »dat is en rechten Bråmel ÿr.« So sollen sie einmal wie die Schöppenstädter ihren Bullen an Stricken auf die Firste gezogen haben, damit er das Gras abweide; ein andermal haben sie ein Haus gebaut und den großen Träger nicht hineinbringen können, weil sie ihn immer in die Quere nahmen; wieder einmal hat einer eine Uhr gefunden und, als er ihr Ticken gehört, das ganze Dorf zusammengeholt, um das Wunderthier zu sehn, und was dergleichen Geschichten mehr sind.

So ist auch einmal ein Bråmeler gewesen, der begegnete einem, welcher einen Aal trug, und weil er ein so seltsames Thier noch nicht gesehen, fragte er den Mann, ob er ihn verkaufen wolle. »Warum das nicht?« – Für wieviel? – »Nun, vier Schilling ist er unter Brüdern werth.« – Kann man ihn denn auch eßen? – »Ja wohl, sobald er nur Feuer gesehen hat.« – Da hat sich der Bråmeler nicht lange besonnen, hat die vier Schilling gezahlt, seinen Aal genommen und ist lustig über den [274] guten Kauf heimgegangen. Indeß wurde es Abend, der Mond ging auf und spiegelte sich so recht klar in einem Graben; als das der Bråmeler sah, holte er geschwind seinen Aal hervor, faßte ihn beim Schwanz und zeigte ihm das Feuer; aber sowie der Aal den Kopf in den Graben gesteckt, machte er eine kräftige Windung und war den Händen des Bråmelers entschlüpft. Da will er ihn wieder greifen und fühlt am Ufer herum, und wie er so fühlt und tastet, bekömmt er einen großen Frosch zu faßen, der fängt gewaltig an zu quaken, der Bråmeler aber denkt, das sei sein Aal, und sagt: »ja quak nur, quak, ich freß dich doch« und damit steckt er ihn sogleich, damit er nicht wieder entschlüpfe, in den Mund.

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TextGrid Repository (2012). Kuhn, Adalbert. Märchen und Sagen. Norddeutsche Sagen, Märchen und Gebräuche. A. Sagen. 309. Die dummen Bråmeler. 309. Die dummen Bråmeler. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-CA57-6