[224] 249. Die Wunderblume.

Mündlich.


Im alten Schloß Questenberg stecken noch gewaltige Schätze und mancher ist dadurch zum reichen Mann geworden. So lebt auch einer in Sangerhausen, der kommt einmal im Thal über den Anger daher, da sieht er eine schöne Blume stehen, pflückt sie ab und geht nach Questenberg. Wie er im Dorfe ist, denkt er bei sich: »Bist doch so oft in Questenberg gewesen und noch nie auf der alten Burg, willst einmal hinaufgehn.« Und da thut er's; als er hinaufkommt, sieht er da eine große eiserne Thür, und wie er davor tritt, springt sie auf und er tritt in einen großen Keller. Da liegt Gold und Silber in gewaltigen Haufen, er steckt sich alle Taschen voll und zuletzt schüttet er's in seinen Hut, weil in seinen Taschen kein Platz mehr ist. Da rufts: »Vergiß das Beste nicht!« aber er geht und wie er zur Thür hinaustritt, schlägt sie zu und zerquetscht ihm die Ferse, so daß er noch bis diesen Tag lahm ist. Er hatte die Wunderblume drin liegen laßen.

Ein anderer hat auch mal die Wunderblume gefunden und auch die eiserne Thür, da hat er sich alle Tage eine Silbermünze geholt, die ist viereckig gewesen; die hat er dann nach Nordhausen gebracht und fünf Thaler dafür bekommen. Aber bald hat er gedacht, was sollst du so oft gehen, hat gleich zwei genommen, bald danach drei und endlich ist er mit einem ganzen Wagen gekommen, aber da hat er nichts mehr gefunden.


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TextGrid Repository (2012). Kuhn, Adalbert. 249. Die Wunderblume. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-CAD8-2