68. Pûkse.

Mündlich aus Wichmansdorf von der Krügerstochter und von einem Schäfer bei Wolfsburg.

1.

Zwei Mädchen gingen einmal noch spät abends zur Bleiche, um ein vergeßenes Linnen zu holen, da sahen sie auf einmal einen langen feurigen Streifen, wohl so lang wie ein Wiesenbaum, vorn mit einem breiten Kopf [64] niederfallen, und als sie hinliefen, bemerkten sie auch alsbald einen Pûks, der wickelte das ganze Linnen zusammen und wollte damit fort; da rief denn das eine der Mädchen: »en schwînsdreck, en schwînsdreck!« und sogleich ließ der Pûks seine Beute fallen, aber sie haben nachher lange lange waschen müssen, ehe sie den fürchterlichen Gestank aus dem Zeuge herausgebracht haben.

2.

Ein andres Mal wollte der Küster eines Dorfes in der Nähe von Wichmannsdorf Abends hingehn und läuten, da sieht er in der Ecke am Thurm einen Pûks mit rother Jacke und rother Kappe sitzen, der liest in einem Buche; da geht er grade darauf los, aber im selben Augenblick war er auch verschwunden.

3.

Ein Weber in der Gegend von Anclam hat auch lange Jahre einen Pûks gehabt, der hat ihm so viel wie sieben Gesellen gearbeitet; endlich ist er seiner aber überdrüßig geworden und hat ihn verkaufen wollen und zwar für sechszehn Groschen. Aber selbst um solchen Preis hat ihn niemand haben wollen, denn zweimal war er schon verkauft worden und wer ihn jetzt genommen hätte, wäre ihn nie wieder losgeworden.


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TextGrid Repository (2012). Kuhn, Adalbert. 68. Pûkse. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-CC56-7