[51] 55. Der Mann im Monde.

Mündlich von einem alten Gärtner aus Gramzow und einem Bauer aus Mürow.


Am Weihnachtstage ist es weit und breit in der Ukermark Sitte, einen Schweinskopf mit grünem Kohl zu eßen; das wollte auch einmal ein Mann thun, und da es ihm an letzterem fehlte, ging er hin in seines Nachbars Garten und stahl ein Paar Köpfe; aber dafür, daß er das hohe Fest so verunheiligt, hat ihn der Herr in den Mond gesetzt und da sitzt er noch. Davon hat man denn noch den Spruch:


All' Weihnachtsabend rührt er sich

Und schreit aus voller Kehlen,

Ach Herr! ach Herr! erbarme dich,

Ich will ja nicht mehr stehlen.


Andre erzählen, ein Mann habe einmal bei hellem Mondschein in einer Scheune stehlen wollen, und als er nun drinnen gewesen, habe der Mond so hell durch die Oken (Löcher unterm Dach) hereingeschienen, daß er gefürchtet, wenn einer käme, möchte er gleich entdeckt werden. Darum hat er schnell ein paar Bund Erbsstroh genommen, um sie damit zu verstopfen, aber Gott hat ihn doch gesehen, und hat ihn mit einem Bund Erbsstroh in den Mond gesetzt, wo man ihn heute noch sehen kann.


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TextGrid Repository (2012). Kuhn, Adalbert. 55. Der Mann im Monde. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-CE16-7