332. Das Minser Ollôch.

Mündlich aus Nesse.


Das Dorf Minsen im Jeverlande hat nicht immer da gelegen, wo es jetzt liegt, sondern seine ursprüngliche Stätte ist jetzt von den Wogen überdeckt. Die Minser haben nämlich mal ein Seeweibchen gefangen und sie, soviel sie auch bitten mochte, nicht wieder freilaßen wollen, bis sie endlich einen günstigen Augenblick ersehn und sich schnell in die Flut gestürzt. Darauf hat sich am nächsten Tage, als die Leute grade in der Kirche gewesen, ein fürchterlicher Sturm erhoben, und eben, als der Prediger den Segen gesprochen, sind die Wogen hereingebrochen und haben alles Land und das Dorf verschlungen; davon hat man noch bis auf diesen Tag das Sprüchwort: »dat gait ût as't bê'n to Minsen!« Die wenigen Leute, welche sich gerettet, haben nachher das jetzige Dorf gebaut, die Stätte im Meere aber, wo das alte Minsen gelegen, nennt man noch das Minser Ollôch bis auf diesen Tag.

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TextGrid Repository (2012). Kuhn, Adalbert. Märchen und Sagen. Norddeutsche Sagen, Märchen und Gebräuche. A. Sagen. 332. Das Minser Ollôch. 332. Das Minser Ollôch. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-D4BF-9