97.

Als der heilige Ludgerus in die Gegend von Billerbeck gekommen ist, haben hier viel Gänse und wilde Enten gehaust, die ringsum alles aufgefreßen haben; da hat er diese zuerst vertrieben. Nachher hat es aber den Leuten an Wasser gefehlt, da hat er seinen Stab in die Erde gestoßen und sogleich ist ein schöner Quell entsprungen, welcher noch vor der Stadt fließt, und dessen Wasser die Eigenthümlichkeit hat, daß es im Winter warm, im Sommer aber kalt ist; jetzt ist er mit Steinen eingefaßt, ein Dach ist darüber gebaut, und Baumreihen umschließen ihn und die dabeiliegende Kapelle. Hier wird im April während der Octava gepredigt.

Aus diesem Brunnen hat denn der heilige Ludgerus die ersten Heiden getauft, worauf er sich zu Billerbeck niedergelaßen und von hier aus das Evangelium weiter gepredigt hat. Man zeigt noch die Hofstelle, wo er ehedem gewohnt hat, und vor längern Jahren stand selbst noch das alte Haus, das jedoch abgetragen worden ist; einen Theil des Gebälks hat der Gastwirth Fiehe in seinem Hintergebäude verbaut. – Das Meßgewand des heiligen Mannes, aus Leder mit Goldpresse bestehend, wird noch in der Kirche aufbewahrt und den Gläubigen gezeigt. – Die Schwester des heiligen Ludgerus, die sich gleichfalls durch ihre Frömmigkeit ausgezeichnet hat, liegt im Stifte zu Notteln begraben.

[97] Gestorben ist der heilige Ludgerus zu Billerbeck an der Stelle, welche vor der Ludgerikapelle durch einen schönen Grabstein, über dem sich ein Säulendach erhebt, geziert ist. Von hier ist sein Leichnam, von zwei Ochsen gezogen, nach Münster gebracht worden, von da nachher, ebenfalls von zwei Ochsen gezogen, nach Werden in der Ruhr, und hier erst hat man ihn begraben.

Der Name von Billerbeck soll daraus entstanden sein, daß man den Ort zuerst durch bî den drê beken bezeichnete.

Zu dem durch Einstoßen des Stabes geweckten Quell vgl. Norddeutsche Sagen, Nr. 165, mit der Anm., Nr. 234 mit der Anm.; Lyncker, Heßische Sagen, Nr. 267; Wolf, Heßische Sagen, Nr. 209; Baader, Nr. 382.

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Holder of rights
TextGrid

Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Kuhn, Adalbert. Märchen und Sagen. Sagen, Gebräuche und Märchen aus Westfalen. Erster Theil. Sagen. Der heilige Ludgerus. 97. [Als der heilige Ludgerus in die Gegend von Billerbeck gekommen]. 97. [Als der heilige Ludgerus in die Gegend von Billerbeck gekommen]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-D4C8-4