[160] Personen.
- Achatius Achaz, Pfarrer.
- Johann Vincenz Mauerermeier, Kooperator.
- Ambrosia Lindpaintner.
- Irma Prechtl.
[160] Personen.
Na, die Neue.
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Und dieses, das sie jetzt sagt, sagt sie ganz ohne Feindlichkeit und so lieb fast, wie eine Frau zu einem kleinen Kind, das unterhalten sein will. Aber jetzt, jetzt. Hörst?
Wenns nicht so schwer sein tät. So gar so schwer. Das was jetzt kommt. Das was mir jetzt bevorsteht. Ich bin so jung nimmer, ich bin schon –
Du.
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Mit leisem Vorwurf. Gegen sie und sich selber. Wie oft ist jetzt die Red schon zwischen uns von dem gewesen –
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Vertraun. Vertraun. Aufschaun zu IHM.
Wie singend. Aufschaun? Zu IHM? Aufschaun? Ich kann nicht aufschaun. Ich kann nimmer. Ich trau mich nimmer. Nein. Nein, nein. Nein, nein. Ich darfs gar nimmer. Nein.
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[164]Andere Melodie. Wir. Zwei so alte Leut. Und daß uns das noch – oh, daß uns das noch – oh – 's ist nicht zu sagen. 's ist kaum zu glauben.
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Steht schnell auf. Nach seiner Hand langend. Du, ich mein, sie kommt. Horcht. Ich hab ihr in der Küch' draußen alles hingstellt. Ihren Kaffee – ich schau nur schnell noch nach. Hält seine Hände.
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Und alles zu Mittag hab ich lang ang'richt. Und fürn Koprator – Aber ich schau noch nach. Sie geht nach der Küche.
Und viele Male an der Brille rückend. Denkt an seine Predigt und an was er Ambrosia noch sagen möchte.
Wie die Ambrosia dann zurückkommt, zählt sie anstelle eines Geeigneteren vorerst ihre unterschiedlichen Gepäckstücke, ganz ohne aufzusehn und Achatius anzusehn, noch einmal nach. Nämlich die liegen auf dem Tisch, auf dem Kanapee, auf der Kommode und auf zwei Stühlen. Alles Wäsche- und Kleidungsstücke. In Bündeln. In Leinentücher, geränderte Halstücher und bunte gar großformatige Schnupftücher eingeknüpft. An einem der Stücke löst sie nun einen Knoten auf und knüpft ihn dann um so fester zu. Und erst ganz gen Ende dieser Arbeit, die ein wenig müßig scheint, findet sie ein paar Worte, die die Situation von vorhin neu geben sollen, die halb einen zu einer Fortsetzung des früheren Gesprächs aufmunternden Sinn haben und doch im Ton zur Hälfte abweisend sind. Ich hab ihr gsagt, du bist noch da herin. Das heißt soviel wie sie soll nicht hereinsehn jetzt.
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Hm. Es ist schwer, was er sagen will.
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Ambrosia, das mit der Sünde, das mit dem Sündgefühl, das du mir gsagt hast, mit dem nicht Aufschaun können –
schau frei auf!
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Was sind wir? Menschen. Ich bin auch nur ein Mensch. Das ist eben Erbsünd. Herausfordernd. Aber möchts in vielen was man so Ehen nennt, in christlichen Ehen, möchts in gar vielen nur grad sein als wie –
wie zwischen uns zwei! Das ist keine Sund nicht.
Das sagst du jetzt, Achaz, das sagst zu mir, weil –
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Das sagst du jetzt und sagst nur jetzt zu mir, weil ich jetzt so bin – Ja, jaja. Eija.
Verweisend. Du, bitt dich, nimm mirs nicht in Übel, aber wie hast du früher gsagt, wies angfangt hat, dasselbige mit uns, selbiges zwischen uns? Da hast du gsagt, du nimmst die Schuld auf dich, die ganze Schuld, die doppelte, auf dich, die meinige wie die deinige, auf dich, und trittst dann gradaus hin vor unsern Herrgott. Denn ich bin frei von Sund, so hast du gsagt. Ja. Denn mir vergibst dus ja, wie ich dirs beicht. Ja. In heiliger Beicht, kraft deines Priesteramts. Du bist als Beichtvater an Gottes Statt und absolvierst mich! Dortmals hast du so gsagt, heut sagst du so. Heut sagst du gar, es ist – ist überhaupt nicht Sünd –
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Wimmert wieder. Ich kann nicht aufschaun!
Und nun kann Achatius seine paar Fragen tun. Äußerliche. Geschäftliche sozusagen. Die Frühmeß ist gleich aus. Ich hab jetzund Amt und Predigt vor mir. Seh ich dich nachher nimmer?
So.
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Dann geht er auf sie zu. Und in drei Wochen komm ich dann das erste Mal zu dir hinüber. Recht so? Ja?
Dann zwingt [167] er sich zu einem Lächeln, zu fast einem Lachen. Die ist nicht sonders neu, die kennst du lang schon.
Alsdann – Er nickt ihr zu und geht. Er muß nach der Kirche.
Eine Weile; und Ambrosia geht zur Tür, die nach der Küche führt, und öffnet die und ruft verschiedene Male. Prechtlin. Prechtlin. He! Prechtlin.
Und wenn Hochwürden aus der Predigt kommt, wenns Amt aus ist, dann steht auch schon ein Bissen und eine Taß Fleischsuppen auf dem Tisch.
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Er ist viel hungrig jedsmal. Nach Amt und Predigt.
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So. Und's Andere wißt ihr? Alles? Alles genau?
IRMA: Alles genau. Eija.
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Was nun kommt, das ist nicht etwa purste Gemeinheit von der Irma. Irma sieht teils diese Ambrosia eben als ihre Kollegin an, und so macht sie vertraut sein mit ihr, und so sollen, so meint sie, keine großen Geheimnisse zwischen ihnen beiden sein. Zum andern Teil ist etwas Lauerndes in Irmas Fragen und sind ihre Fragen von einem etlichen Neid diktiert, darum daß Irma hier nur wieder Aushilfsperson sein soll und ihr wie [168] schon öfter eine feste dauernde Stellung wieder nicht winkt. Darum: wie sie Kollegenschaft aufsucht, das ist begreiflich, denn Irma ist ein Weib; und daß sie von Neid erfüllt ist, das scheint mir noch begreiflicher, denn Irma ist ein Weib, das anders noch Weib sein möchte und zu wiederholten Malen nun schon zusehn muß, wie solche Ambrosien längst und gut unter der Haube sind. ... So fragt sie nun. Wann gehts denn schon dahin mit euch? Jetzt gleich?
Ja.
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Gar nicht so eifrig oder übelhaberisch begründend. Sehr ruhig, sehr selbstverständlich. Das sieht man doch. Wenn einer halbwegs Augen im Kopf hat –
Abschätzend. So an die sechs – na – oder sechseinhalb Monat –
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In diesem Augenblick tritt der Kooperator, der Vincenz Mauerermeier, von draußen ein. Grüßt. Guten Morgen.
Ich schau nur erst noch auf mein Zimmer, Köchin, und komm dann zum Kaffee – Geht durch die Tür ab, durch die man zur Küche hinausgeht.
Und Irma bringt auch schon die Frühmahlzeit herein. Sie hat sich das Erstrecken der Ambrosia vorhin beim Eintreten des Kooperators ziemlich falsch ausgelegt. Sie fragt nun ganz in ihrer Art weiter, indem sie sich den noch vom Frühstück fettigen Mund mit der Schürze wischt. Na. Und aber – von wem seids denn hops?
Setzt sich umständlich. Sehr umständlich sogar. Dieser Neuen wegen. Und des Ungewohnten, das mit ihr kam. Dann siegt der Hunger aber doch über die Verlegenheit, und der Kooperator beginnt eine sehr reichliche Frühmahlzeit. Stumm. Stark dreinhauend, wie man hier sagt. Ganz Kauwerk. Einfach nicht aus der Rolle zu bringen.
[170]Da kommt auch Ambrosia wieder herein. Aber noch gar nicht erholt von ihrer Bestürzung von vorhin. Ich hör mir drüben noch die Predigt an – Wenn der Posthalter derweil schicken sollt, so –
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so – Ergänze. sagt ihm –
ich hör mir drüben noch die Predigt an.
Und endlich beginnt, angeregt durch die Irma, langsam eine Unterhaltung, die sich in ihrer ersten Hälfte sehr, sehr innerhalb der niederbayerischen Grenzen zu halten weiß. Eine Unterhaltung begleitet mit Essen. So wie sonst oft ein Essen mit Musik begleitet ist.
In einer Tour weint sie.
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Indes, das scheint ihr Partner wenig gehört zu haben. So sagt sie es nochmal. Sie weint grad in einer Tour fort.
Freilich, freilich. Es ist nicht grad was Leichtes, was sie hat. Und sie selber ist grad die Jüngste nimmer. Aber –
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[171]Aber gar so schwer, so gar soviel schwer ist es wieder auch nicht. Das weiß sie, so, wie man so etwas eben weiß.
Gedehnt, sehr gedehnt. Was? Und überlegt etwa bei sich: ist er, der Vincenz, denn um soviel dümmer als diese Neue, daß er sich sowas sagen lassen muß?.
Wort für Wort. Und offenen Gesichts. Es ist freilich grad nichts Leichtes, was sie hat. Und sie selber ist grad die Jüngste nimmer. Alles schön und gut. Aber – aber gar so schwer, so gar so viel schwer ist es wieder auch nicht. Nein. Nein, nein.
Und zu einem Abschluß ihrer Meinung drängend. Sie wirds überdauern. Gewiß wird sies überdauern. Ganz gewiß. Warum soll sies denn nicht überdauern?
Überdauern? Das glaub ich nicht. Davon kann gar keine Red sein. Absolut nicht. Sie wirds eben nicht überdauern!
Aber so gar so schlimm kanns doch noch gar nicht stehn! So gar so weit ists doch noch gar nicht! Sie denkt stark an die sechs oder sechseinhalb Monate, die sie abschätzte. Das ist – übertrieben.
Und da spielt er den letzten Trumpf aus. Sie ist in tausend Ängsten, daß sie sie überhaupt nimmer am Leben antrifft!
Ja, von was red ich denn die ganze Zeit, wenn ich nicht von der Mutter von der Köchin red? Und von was reden wir denn überhaupt die ganze Zeit, wenn wir nicht von der Mutter von der Köchin reden?
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Resümierend. Nicht ohne Verve. Da ist die Mutter von der Köchin. Nicht? Na also. Und kränkeln tuts schon lang genug, die alte Mutter von der Köchin. Die alte Mutter, die alte – na ja, wo unsere Köchin selber, ihrige Tochter, unsere Ambrosia, grad keine von den Jüngsten mehr ist. Sie muß sogar sehr alt sein, die Mutter von der Köchin. Und jetzt liegts auf n Tod, die alte Mutter. Und die Ambrosia ist in tausend Ängsten – so hat mir wenigstens der Pfarrer gsagt – daß sie, wenn sie jetzt hinüberfahrt zur Mutter, ans Sterbebett, daß sie sie überhaupt gar nimmer am Leben antrifft. Daß sie statt an ein Sterbelager ans Totenbett – an einen vollbeschwerten Sarg kommt.
Ja und so hats mir der Pfarrer gsagt.
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Nun hat er die Sache geklärt. Er ist mit sich selbst zufrieden. Das ist sehr deutlich aus dem Ton herauszuhören, in dem er dieses Folgende, diesen Schlußschnörkel sozusagen, anbringt. Und dann muß die Ambrosia eben gleich für eine Zeitlang daheim [173] bleiben. Dem alten Vätern für die ersten Wochen die Wirtschaft tun. Wie sichs ghört. Dem alten Vätern. Und deswegen ists – wie mir der Pfarrer gestern auf d' Nacht nochmal gsagt hat, ja – deswegen ists, daß es gradhin vier oder viereinhalb Monat währen kann, bis daß unsere Ambrosia wieder zu uns zurückkommt.
Ja.
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Und nun noch schnell einen allerletzten Schnörkel. Und so lang, bis daß die Ambrosia wieder zurückkommt, seids eben ihr da. Punktum.
Das ist meine dritte, schon meine dritte derartige Stellung. Immer weint eine in einer Tour fort, wenn ich komm, weil ihr so ein altes Elternleut am Sterben ist, und weil sie in tausend Ängsten glaubt, daß sie statt ans Sterbelager an ein Totenbett – an einen – wie habts Ihr vorhin gsagt –
Immer also ist es so. Und das ist schon meine dritte derartige Stellung. Ich bin die reinste Aushilfsperson!
Na. Aber das galt weniger ihr und ihrem Reden als seiner Frühmahlzeit, die er nun völlig bewältigen will.
Dann weiß sie, was sie will, bis aufs kleinste. Dann weiß sie jedes Wort, das sie bis ans vorgefaßte Ziel reden wird. Das ist das Zigeunerische, von dem ich schon einmal sprach. Wenn mans zigeunerisch nennen kann. Es kommt ein eigener Rhythmus in ihre Rede. Und – jetzt geh ich in die Küche, den Sonntagsbraten aufs Feuer setzen, denn Arbeiten gilt noch vor dem Kirchengehn, und –
erst hab ich Euch nicht für ganz so gutgläubig gehalten, Herr Kooperator!
Nur –
gar so gutgläubig, um nichts anderes zu sagen, ist keiner von den andern zweien in den zwei Pfarrhöfen gewesen, in denen ich schon früher zur Aushilfe gewesen bin. So gar so gutgläubig seids nur Ihr, Herr Kooperator!
Erst hab ich glaubt, Ihr könnts Euch rasend gut verstellen – und Ihr, und nicht der Herr Pfarrer wärts der gewesen, der die Sach mit der Ambrosia angestellt hat!
Aber Ihr werdets doch wohl wissen, was schwanger heißt!
Und jetzt werden Euch doch endlich die Augen aufgehn und Ihr werdets nicht länger mehr glauben, daß Schwangersein etwa nur soviel heißen soll, daß eine alte Mutter im Sterben liegt und man in tausend Ängsten lebt, daß man sie überhaupt nicht mehr –
Der Herr Pfarrer, das muß man sagn, das kann man mit bestem Gewissen sagn, der Herr Pfarrer hat Sie schön anglogen, Herr Kooperator. Mit dem, was er Ihnen gestern auf d' Nacht nochmal gsagt hat!
Und rührt ihn fast an, und das fast hurenhaft an, wie sie nun sagt, und fast hurenhaft sagt. Sind Sie ein Kind, Hochwürden Herr Kooperator!
Also die Ambrosia ist schwanger, vom Herrn Pfarrer schwanger, und das ist meine dritte derartige Stellung, und jetzt ists höchste Zeit, daß ich den Sonntagsbraten übers Feuer bring und für Sie höchste Zeit, daß Sie sich nicht allerhand solche neckische Gschichteln mehr vom Herrn Pfarrer vorerzählen lassen –
Punktum!
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Und mittlerweile geht sehr langsam der Vorhang herab. Und draußen beginnt – wieder einmal – etwas zu läuten. Vom Turm. Und da ist aber der Vorhang endlich ganz herab, und so kann auch das Läuten nicht mehr sein und hört auf, wie vom Vorhang abgeschnitten.
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Na so komm schon!
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Und dann tut sie etwas wie ein paar Tanzschritte und wirft sich in Erwartung auf das Kanapee, daß dieses in allen Fugen ächzt. Singend. Vincerl.
In ihrer halb ausgedachten Pose. Sie liegt so, daß sie ihn nicht sehen kann, daß sie den Kopf ganz wenden müßte, um zu ihm hinzusehn.
Aber er sieht nicht auf sie hin. Er sah nur einen Augenblick, wie er eintrat, auf sie hin. Und sieht aber jetzt krampfhaft ganz woanders hin.
Geh sag, Irma! sags!
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Und da will ers mit Gewalt zuweg bringen, unser Naivus. Er zieht schnell, ganz schnell den Rock aus und steht in Hemdsärmeln und ... schämt sich, als ob er nackt stünde. Steht wie Adam und sucht ein Feigenblatt und meint es darin zu finden, daß er flieht. Ja, er flieht. Es treibt ihn fort. Ich trag ihn auf mein Zimmer, ich – ich trag den Rock da auf mein Zimmer, und – und komm gleich wieder.
Und sieht zu ihr hin. Sieht erst die Schuhe, dann die Strümpfe. Als ob ihm was in der Kehle säße. Du hast deine Schuh ausgezogen –
Aber ja. Warum denn nicht? Warum denn nicht?
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Das, was er jetzt sagt, ist etwas wie nur ein Vorwand. Er macht es noch ganz anders sagen. Hast ja keine Schuh mehr an. Hast ja gar keine Schuh mehr an. Und da sagt ers noch anders. Da gelingts ihm, das Ureigentliche, das er sagen wollte, zu sagen. Sollst überhaupt so liegen bleiben. Ja? Ganz so liegen bleiben. Ja? Ganz so. Und geht hinaus, nach der Küche.
Mit zwei Gläsern.
Und Irma steht nun doch auf, wie er zurückkommt. Springt auf. Kniet auf dem Kanapee. Schenk derweil ein, und – ich weiß uns dann noch was! Recht verheißend vermag sie das zu sagen. Und kniet dabei auf dem Kanapee und langt in ihr Haar.
Und er verschanzt sich gewissermaßen vor dieser gefährlichen Situation, indem er recht gewissenhaft und umständlich einschenkt, und verschanzt sich auch hinter dem Ton seiner eigenen Worte, die er nun sagt. Was denn? Irma, was denn?
Und sagt so, weil ihm nichts anderes einfallen mag, und sagt dies aber in einem Ton, der sein Aussehen entschuldigen soll. Die hätt ich doch vorhin selber aus meinem Zimmer mit herunternehmen können.
Und in ihrer Stimme ist viel Leidenschaft und Neuverlangen. Aus unserem Zimmer! Von mir und von dir – Aus Unserm!
Bis gestern ist es zum größern Teil immer noch dein Zimmer gewesen. Grad wie meine Kammer heut noch zum größern Teil meine Kammer –
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Aber über heut nacht –
Dein Zimmer –
nimmer Dein Zimmer –
Unsers!
[181]Weils jetzt da so heimlich ist? Oder was –
– – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – –
Wie er darauf keine Antwort gibt, weil er keine geben kann, fordert sie ihn zu völligem Gemütlichsein auf. Zieh doch auch die Schuh aus –
»Da ist die Mutter von der Ambrosia. Nicht? Na also! Und kränkeln tuts schon lang genug, die alte Mutter von unserer Köchin. Und wie mir gestern auf d' Nacht der Pfarrer nochmal gsagt hat –«
Weißt dus nimmer?
Weißt aber du noch?
»Ihr werdets doch wissen, was schwanger heißt? Und jetzt werden Euch doch endlich die Augen aufgehn – und jetzt ists höchste Zeit, daß ich den Sonntagsbraten übers Feuer bring – und für Sie höchste Zeit, Herr Kooperator, daß Sie sich nicht allerhand solche neckische Geschichteln mehr vom Herrn Pfarrer vorlügen lassen – Punktum!«
– – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – –
Sieht sich förmlich in seiner damaligen Lage. Dasselbe hast du fein gemacht dortmals, gar recht fein, das muß man schon sagen.
Und dann nachher. Wie ihr zwei dann beim Essen gsessen seids.
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Der Pfarrer kann nicht essen, weil die Ambrosia fort ist. Und der Herr Kooperator kann nicht essen, indem daß ihm endlich die Augen aufgemacht worden sind –
Bin ich vielleicht deine Verführerin gwesen? Hab ich dich verführt? Kommts jetzt so raus, daß ich dich –
[184]Ich glaub, nein, ich weiß es sogar ganz gewiß, ich tät in jeder Beziehung, verstehst? in einer jeden Beziehung heute noch als bar hinnehmen, daß die Mutter von der Ambrosia im Sterben liegt –
Der Pfarrer mag meine farbige Kappen nicht. Hat sie nie mögen. Er ist überhaupt gegen eine jede Studentenverbindung, und wenn sie noch so katholisch ist –
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Und dann, was wollen wir wetten? Was wetten wir? Der Pfarrer traut sich seit einem ganz gewissen Tag und einer gewissen Stunde kein einziges Wörterl mehr gegen dich zu sagen! Nicht einmal mehr wegen – deiner farbigen Kappen da! Was wetten wir? Wollen wir wetten? Die Ambrosia hats ihm damals, noch ehe sie fortgfahren ist an demselbigen Sonntag – hats dem Pfarrer noch gsagt, daß ich weiß, wies um sie steht. Und ich, ich hab denselbigen Sonntag auch gleich noch sowas einfließen lassen, wie daß der Herr Kooperator amend auch schon wüßt, was es mit dem Verreisen auf vier Monat für eine richtige wahre Bewandtnis hat. Er ist nur ein zu – zu seelensguter Mensch, der Herr Kooperator, hab ich gsagt –
Wenn der Pfarrer jetzt von dem zwischen uns zweien erfahrt, dann – laß mich ganz allein machen, Vincenz. Dann laß nur mich ganz allein machen, Vincenz, und tu du selber gar nichts. Denn – du bist nämlich wahr und wahrhaftig ein zu – zu seelensguter Mensch –
Da stehn zwei zusammen, und das ist der Pfarrer und das ist die Ambrosia, und –
und kriegen sogar ein Kind!
Herausfordernd. Na und wenn sies dann wissen wollen, dann sollen sies eben erfahren, daß aber da auch zwei zusammenstehen, [186] und das ist der Kooperator und das ist die Irma Prechtlin, und –
und die haben sogar – kein Kind!
Oder haben wir ein Kind?
Haben wir vielleicht ein Kind?
Alsdann!
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Der Kooperator, dafür laß mich nur sorgen! der bleibt auch dann noch der seelensgute Mensch, der seelensgute! Aber – aber die Irma Prechtl, die – die sorgt eben dafür, daß – daß ers bleibt, der Herr Kooperator!
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Und – dafür hat ein Weiberleut zu sorgen. Ihr andern, ihr Mannerleut, versteht das nicht.
Ich tus doch [187] und schreib davon einem Schulkameraden von mir, einem Freund von mir, der wo jetzt auch Kooperator ist, und der auch ein Corpsbruder von mir gewesen ist. Ja, ich tus doch noch und schreib ihm. Schreib ihm alles. Oder –
oder ich reis' mal direkt zu ihm hin und – beichts ihm –
Wie ich überhaupt so leben hab können, bis daß – bis daß du gekommen bist? Das kannst du nicht wissen. Das macht – der Glaube. Das hat mein Glauben gemacht. Er hat mich beschützt. In meinem Glauben war ich stark, bis –
bis daß du gekommen bist –
Aber jetzt glaubst du auch noch? Deswegen kannst du doch in deinem Glauben noch grad so stark sein wie frühers?
Was hat denn das soviel mit dem Glauben –
– – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – –
Ihre Sinne sind alle wach und aufgestanden. Versauf dich nicht, Vincenz! Versauf keinen Tropfen von der ewigen Seligkeit!
[188]– – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – –
Ich tät mich fürchten einzuschlafen, wenn ich nicht zuvor –
Ich bet vor jedem Einschlafen. Allemal. Ich könnt überhaupts glaub ich gar nicht einschlafen, wenn ich nicht erst beten tät –
Mir –
– – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – –
Ich glaub, ich schreib, wenn du für d' Nacht das Essen hermachst, ich glaub, ich schreibs heut noch an meinen Studierkameraden, der wo ebenfalls Kooperator geworden ist, an meinen Freund –
Ganz genau.
– – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – –
Und auch das, daß du mir alles beichten wirst – und nicht dem Pfarrer –
Und selber grad als wie eine Beicht schreib ichs an meinen Freund. Wie eine Beicht. In der Form wie eine Beicht –
[189]Wenn man so dasitzt wie wir und trinkt als wie wir und der Pfarrer zu einer solchen Ambresl verreist ist –
– – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – –
Ich mag kein Bier mehr. Und ich muß auch in die Küche jetzt. Und du mußt – denn du mußt auch was essen jetzt, sonst –
– – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – –
Ich hab schon beinah zuviel trunken. Trink nur das Bier aus, das noch dasteht –
– – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – –
Und derweil geh ich in die Küche und mach was zurecht für dich. Recht was guts zum essen. Und dann restaurierst du dich fein wieder.
[190]Er raucht sonst sehr selten. Aber jetzt will ers probieren. Wozu hat denn der Pfarrer Zigarren –Steht auf. Geht schwankenden Schritts nach der Kommode und findet auch gleich, was er sucht. Beißt die Zigarrenspitze ab und spuckt sie fort. Setzt die Zigarre in Brand.
Und begibt sich wieder auf seinen Platz zurück.
– – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – –
Da ging ihm die Zigarre aus. Er muß sie neu in Brand setzen.
Und in diesem Augenblick, wo der Schein des brennenden Streichholzes das Zimmer erhellt,.
Tritt der Pfarrer ein.
– – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – –
Dann hält sie in der rechten Hand alle Schuhe; mit der linken [191] aber faßt sie nach einer Hand des Kooperators und sagt. Komm, Vincenz, kommt mit mir –
Hustet ein paarmal. Sie scheint ziemlich erkältet. Der Morgenhusten einer, die sich erkältet hat. Erkältet hat, wohl auf heimlichen beschwerlichen listigen Nachtfahrten, von einer gewissen Kammer in ein gewisses Zimmer. ... Viel Gepäck von der Ambrosia liegt hoch herum. Von gestern am Abend, wie die spät, sehr spät ankam. Gepäckstücke, die uns aus der ersten Szene her bekannt sind. Irma räumt das Herumliegende nun auf eine Stelle zusammen, auf das Kanapee. Wobei sie nicht allzu zart zugreift.
Der dumme Husten. Nein, so ein dummer Husten.
– – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – –
Aber – es ist nicht viel schmeichelhaft, wenn du diese letzte Nacht in diesem Haus nicht viel anders geschlafen hast als wie sonst.
Nein, das muß wahr sein – ja, was wahr ist, das ist wahr – du bist heut nicht anders, als wie du je zu mir gewesen bist.
– – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – –
Aber – vielleicht –
Ich weiß ja selber nicht, warum ich mir wünsch, daß du ein paarmal anders hältst sein sollen, als wie du immer zu mir gwesen bist. Ich weiß es ja selber nicht. Ich –
Wenn die so gwesen ist, die Ambrosia – na, und sie wird ja wohl grad so gwesen sein – aber wenn die so gwesen ist, dann ist sies doch nur zum Pfarrer gwesen und nicht zu mir!
– – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – –
Und jetzt laß die Ambrosia. Mir scheint, du denkst viel zuviel dran, daß, wie du gekommen bist, die Ambrosia so hinausgegangen ist, wie du jetzt hinausgehst, wo –
Aus dem Pfarrhof, ja.
Aber gehst du vielleicht ganz aus der Gegend? Nein. Du gehst doch nicht ganz und gar aus der Gegend. Bis ins zweitnächste Dorf nur. Den Katzensprung!
Irma, jetzt muß ich aber schon fast einmal – massiv mit dir reden! Ist nicht alles abgemacht zwischen uns? Will ich nicht ganz und gar für dich sorgen?
Betrübt. Ach geh, Irma, liebe Irma, daß du dich jetzt, zum Abschied, so – so zu mir stellst –
Und – ist es denn ein Abschied?
Es ist doch nicht einmal ein Abschied!
– – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – –
Aber nach was wie Strafe oder wenigstens nach was wie Verzeihung verlangts mich oft – Strafe oder eben nur Verzeihung, ganze Verzeihung –
obwohl mir eine ordentliche Strafe lieber wär wie eine Verzeihung – ja! ja –
Du lieber Gott, ihr Weibsleut! Und noch obendrein, wenns so seids, in einem solchen Zustand! Nach was es euch da nicht alles verlangt!
– – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – –
Das hätt ich mir nie träumen lassen frühers, nein –
– – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – –
Strafe oder wenigstens Verzeihung! Was soll denn jetzt das wieder heißen? Strafe, wegen was? Verzeihung, wegen was? Ja, wegen was denn, ums Himmels willen!
Und aber du mußt nicht außer Land, Irma! Dieser dritthalbe Stundenweg dann immer von da bis zu dir hinüber!
Das ist ein Gutes wenigstens, und das ist durch mich worden, daß du zum Pfarrer hart bist heut. Seit dortmals. Du weißt schon, was ich sagen will.
Grad weil wir so nah beieinand leben? Grad deswegen?
– – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – –
Frühers,
frühers, da haben wir doch wenigstens so alle zehn oder vierzehn Tag einmal über unsern Glauben oder über irgendeine Politik zueinand gredet. Heut –
Du hast doch deinen Freund, deinigen Studierkameraden, den Corpsbruder von dir!
Schreib dich an deinen Freund aus. An den schreib dir alles vom Herzen herab.
Hast dus ihm nicht gradaus in die Hand versprechen müssen, wie du bei ihm drüben gwesen bist, dortmals, wie du zu ihm hinübergfahren bist,
auf drei Tag –
– – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – –
Das sind übrigens die einzigen drei Tag gwesen, seit wir uns kennen, daß wir nicht beieinander gwesen sind.
Nicht anders als wie früher. Wie ich noch gar nicht dagwesen bin. Wie die Ambrosia noch ganz dagwesen ist.
Nein – und nein.
– – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – –
Denn da liegt doch eine ganze volle Zeit dazwischen, von der ich dringend wünsch, daß sie gewesen ist –
grad – grad so, wie sie gewesen ist.
Und gar nicht anders!
Vincenz.
– – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – –
Aufsteigende Angst. Vincenz, du, Vincenz. Wenn ichs nun grad so schwer und grad so voller Gfahr überstehen und aushaken muß, als wie die Ambrosia? Wenn bei mir um nichts nicht leichter – Ich bin doch nicht viel jünger wie die Ambrosia. Ich bin –
Und oft ist mirs grad so, als wie wenn ich dich nicht verdient hätt, und grad als ob du zu schad für eine wie für mich sein tätst – Ja. Jaja.
Hab doch keine solchen Ängste und Zweifel, Irma. Ist von uns zweien – und wie oft in der letzten Zeit hab ich dir das schon vorsagen müssen – ist von uns zweien nicht eins durchs andere anders – oder – ja, wie soll ich denn gleich sagen? – nicht eins durchs andere anders und auf diese andere [199] Weise ich wenigstens – gradaus zu sagen – besser geworden?
Hat nicht eins vom andern profitiert?
Du von mir?
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Aber nein, nein, nein. Du wohl, ja, du hast mir wohl geben wollen. Wenn ich nur danach gewesen wär – Aber ich bin grad wie was, das keine Farb annehmen will! Ja, so bin ich – Das absolut keine Farb annehmen will!
Nein, das taugt nicht. Ich sag dir doch, daß das nicht taugt. Und ich muß es doch wissen, daß es nicht taugt.
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Ich furcht mich so viel, Vincenz, daß ich in nichts nicht besser werden kann – ja – daß ich ewig bleiben muß wie ich bin – wie ich gewesen bin –
Ich furcht mich, Vincenz –
Wie Sund ist mir das!
Mit einem plötzlichen Einfall. Dann ist das eine Beichte gewesen, die du mir jetzt getan hast, Irma, und – ich hab dirs vergeben!
Dann ist das eine Beichte gewesen, die du mir jetzt getan hast, Irma, und – ich hab dirs vergeben. Im Namen Gottes. In Gottes Namen. Er segnet sie. Und murmelt etwas wie die lateinische Nachlaß- und Vergebungsformel in der katholischen Beichte.
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Weißt du übrigens, was der größere Segen der Beichte ist? Das ist nicht die stärkere Kraft, daß die Sünden vergeben werden, sondern die größere Kraft ist die, die das Beichtkind so anfüllt und so stark macht, daß es ganz mit Hilf dieser Kraft [200] die Sünde –
bereuen kann!
Daß es dakniet und zerknirscht und so stark bereut, wie es ein sündiger Mensch aus sich nie allein könnte – Das ists.
Ja, das ists!
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Und nun, nachdem ich dir erst die Beicht abgenommen hab und dir deine törichten Sünden vergeben, Sünden, die fast keine Sünden gewesen sind –
– nun bist du meine Verlobte. Priester-Ehen! Nun bist du meine Verlobte. Und ich sags, denn ich wills, du bist meine Braut. Könnten die Hände, die geweiht sind, nicht Menschliches in Gott zusammentun, nicht alles und jedes Menschliche in Gott zusammentun, ohne Ausnahme,
auch mich
und dich?
Dann hättet ihrs aber auch gleich ganz und gar mitrausnehmen können. Als ob das nicht in einem dahingegangen wär. Als ob das eine gar so große Arbeit gewesen wär –
Was hab ich euch denn euere Sachen mitrauszunehmen? Da schau mal an! Das wär mir das Allerschönste! Was hab ich euch denn euere Sachen mitrauszunehmen?
Na ja –
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Aber nun schon wieder nicht mehr eingeschüchtert. Im Gegenteil. Äußerst schadenfroh. Wann gehts denn nachher dahin mit euch? Jetzt gleich?
Ihr könnts mir die Tür da nicht weisen, wißts ihr? Wißts ihr, daß ihr mir die Tür da nicht weisen könnts? Ihr seids unaufmerksam, Lindpaintnerin, ihr seids leichtsinnig, Lindpaintnerin, ihr vergeßts gar vieles viel zu schnell. Reckts euch nicht gar so hoch auf, Fräulein Ambrosia! Ich duck mich nicht gar so tief vor euch, so müßts ihr euch nicht gar so hoch aufrecken, Fräulein Ambrosia!
Ist das eine Ruh für unsern Herrn Kooperator, wenns ihr wieder fort sein werdets! Wird das eine Erlösung für ihn sein!
Lindpaintnerin! Ledige Mutter von einem Pfarrerskind! [202] Ich meine immer, ihr habts demselbigen Ding gestern noch von euerer Milch ablassen – und heut tuts ihr, als ob das alles gar niemals und nie gewesen wär! Ist es ein Bub oder ist es ein Mädel? Was ist es denn, Lindpaintnerin? Sagts doch, Lindpaintnerin! Wißts amend schon gar nimmer mehr, obs ein Bub ist oder ein Mädel? Ists amend doch ein Bub – erinnerts euch gefälligst – und habts ihr etwa seit heut nacht schon die zukünftige Schwester zu demselbigen Buben im Bauch? Pfarrerskindermaschin, elendige! Dann komm ich so was heut in sechs oder sechseinhalb Monat wieder zu eurer Aushilf her, Lindpaintnerin, das heißt, wenns mich schön drum bitten tuts! Aber bitten müßts mich gar schön drum und mir hier nicht ganz so grob mehr die Tür weisen –
Meßgewandschleckerin!
Immer zu! Ich wart hier herin! Ich wart hier herin! Ich wart solang, Lindpaintnerin, bis ihrs ihm gsagt habts! Aber richtets ihm alles treu aus – vergeßts kein einzigs Wörterl! Und –
Der Achatius, der Pfarrer, tritt ein. Und spricht hinaus zur Tür, wie er eintritt. Ihr bleibts draußen, Köchin. Vorläufig draußen. Habts mich verstanden, Köchin?
Die Stimme der Ambrosia. Nicht gar ganz, Hochwürden!
Und ich hab bislang gemeint, von der andern nicht sein brauchen, von der Ambrosia – ja, von Euerer Ambrosia!
Ich sags Euch nochmal, Hochwürden, ja, eija, daß das nicht grad hätt sein brauchen – von der Ambrosia –
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Kommt da herein und fahrt mich an! und wie ich ihr antwort, weist sie mir die Tür! wegen nichts und wieder nichts!
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Lauernd. Oder –
spannt sie vielleicht was?
Habts Ihr ihr vielleicht –
vielleicht beichten müssen?
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Daß sich jetzt vielleicht einmal der Spieß umgkehrt hat – und daß der Pfarrer der Köchin hat beichten müssen –
Irma –
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Irma!
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Irma! Daß – daß niemand nie was davon erfahrt! Wir beide denk ich haben gute Grund – gute Grund genug, jetzt und für alle Zeit gar fein und fast heimtückisch verschwiegen zu sein! Wir beide! Wir alle zwei, ja!
Wir wollen eins dem andern keinen Vorwurf machen. Nie einen Vorwurf. Niemals im allergeringsten dran denken wollen, wer etwa von uns mehr Schuld haben könnt. Es ist in unserm beiderseitigen Interesse, Irma.
Ich will um Gottes willen meinen Frieden mit der Ambrosia haben – und du sollst auf Frieden schaun, von wegen deinem Kooperator, der dir so sicher ist und auf diese Weis' sicher bleiben wird, und der dich gern hat.
Ich bleib bei dem, was ich heilig, was ich dir heilig versprochen hab, Irma. Die nächste Benefiziatenstellung, die wo irgendwo frei wird, die kriegt der Kooperator – durch mich. Ich habs auch schon beim Domkapitel eingereicht.
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Na, und das Kind –
[205]Und ich vielleicht nicht, Irma?
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Aber davon ist schwer reden. Ob aber so oder so, das Kind, das dir wird, das ist für dich und den Kooperator Kitt genug bis dahin, ein starker Kitt, bis dahin –
das will sagen, bis daß er die Benefiziatenstellung kriegt. Und dann, dann seids ja ihr zwei, du und er, durch mich zusammen, beieinander –
und grad so und genau so beieinander wie hier die Ambrosia und ich!
ganz genau so, und für alle Zeit, wenns nur wollts –
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Und deswegen, Irma, hättst du vorhin an dich halten müssen, vorhin, und wenn die Ambrosia noch tausendmal verletzender zu dir gewesen wär –
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Du hast ein gar starkes Interesse, daß der Kooperator nichts erfährt –
und ich, ich weiß, ein gleich starkes, daß die Ambrosia –
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Und was jenes Vergehen von uns zwei angeht, dortmals, wie dein Kooperator zu seinem Studienkameraden hinübergefahren –
Aber was gut zu machen ist an allem, das mach ich gut. Ich schwör dirs, ich stift alles zum Guten, soviel ich nur kann!
Nicht das was gewesen ist, gilt am meisten. Was in einem unbewachten Augenblick einmal gewesen ist, nicht das gilt am meisten. Sondern das was sein wird. Wie man sichs einrichten will. Der Wille nachher ists. Die Kraft, die man auf bringt. Wie man sich nach dem Begangenen verhält, das ists.
Eine Sünd, eine böse Sund ist ein Augenblick. Das Gute, das nachher werden soll, das ist die Dauer.
Gut sein. Gut werden wollen. Die Kraft dazu aufbringen, nachher unvergänglich gut zu sein – aus allem eine Lehre ziehn. Eine gute Nutzanwendung –
Na, und soll ich sie reinrufen jetzt! Es ist um den Frieden. Ich weiß, es mag schwer sein für dich. Aber der Form nach, der ganz äußerlichen Form nach sollst dus ihr tun –
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Entschuldige dich nur ein ganz kleins bissel bei ihr, Irma –
Irma –
Ja?
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[207]Auch durch das kleinste bissel Bezwingung, indem du dir nach deinem Kopf was vergibst, trägst du einen neuen Teil von unserer Schuld ab –
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Ja?
Ja, Irma, ja?
Jetzt?
Und da läutets was von drüben, und die beiden bekreuzigen sich. Und da öffnet der Pfarrer die Tür und ruft hinaus. Köchin? Köchin?
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Und wendet sich wieder zur Irma und lächelt ihr zu. Na, Irma –