Ghasel

Du, schöne Stunde, warst mir hold, so hold, wie keine noch,
Ich seh dein Angesicht erglühn im Rosenscheine noch;
So sah den Engel Gottes einst mit Wangen freudenrot
Im Paradiese lächelnd nahn der Mensch, der reine noch.
Du kamst mit ihr und flohst mit ihr, und seit ich euch verlor,
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Versehnt ich manchen trüben Tag in jenem Haine noch
Und fragte klagend mein Geschick: »Bewahrst in deinem Schatz
So holde Stunde du für mich nicht eine, eine noch?«
Dort mocht ich lauschen spät und früh: wohl flüsterts im Gezweig,
Doch immer schweigt noch mein Geschick – ich lausch und weine noch.

Notizen
Entstanden 1821. Erstdruck 1832.
Lizenz
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Zitationsvorschlag für diese Edition
TextGrid Repository (2012). Lenau, Nikolaus. Ghasel. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-DE0F-3