Alfred Lichtenstein
Capriccio

[18] Der Athlet

Einer ging in zerrissenen Hausschuhen
Hin und her durch das kleine Zimmer,
Das er bewohnte.
Er sann über die Geschehnisse,
Von denen in dem Abendblatt berichtet war.
Und gähnte traurig, wie nur jemand gähnt,
Der viel und Seltsames gelesen hat –
Und der Gedanke überkam ihn plötzlich,
Wie wohl den Furchtsamen die Gänsehaut
Und wie das Aufstoßen den Übersättigten,
Wie Mutterwehen:
Das große Gähnen sei vielleicht ein Zeichen,
Ein Wink des Schicksals, sich zur Ruh zu legen.
Und der Gedanke ließ ihn nicht mehr los.
Und also fing er an, sich zu entkleiden ...
Als er ganz nackt war, hantelte er etwas.
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Notizen
Entstanden 1911. Erstdruck in: Simplicissimus (München), 16. Jg., Nr. 38, 1911.
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Zitationsvorschlag für diese Edition
TextGrid Repository (2012). Lichtenstein, Alfred. Der Athlet. TextGrid Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-EBB9-D