Trüber Abend

Der Himmel ist verheult und melancholisch.
Nur fern, wo seine faulen Dünste platzen,
Gießt grüner Schein herab. Ganz diabolisch
Gedunsen sind die Häuser, graue Fratzen.
Vergilbte Lichter fangen an zu glänzen.
Mit Frau und Kindern döst ein feister Vater.
Bemalte Weiber üben sich in Tänzen.
Verzerrte Mimen schreiten zum Theater.
Spaßmacher kreischen, böse Menschenkenner:
Der Tag ist tot ... Und übrig bleibt ein Name!
In Mädchenaugen schimmern kräftge Männer.
Zu der Geliebten sehnt sich eine Dame.
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Notes
Entstanden 1912. Erstdruck in: Die Aktion (Berlin), 2. Jg., Nr. 25, 1912.
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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Lichtenstein, Alfred. Trüber Abend. TextGrid Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0003-EBCE-0