4. Stubbenkammer

Es klatscht die Woge über Bord,
Es spritzt der Schaum mir ins Gesicht,
Es ächzt und pfeift im Takelwerk –
Ich fürchte nicht, ich hoffe nicht.
Die Blitze zucken durchs Gewölk,
Der Donner knattert durch den Sturm,
Die Möwe kreischt und ruft und schrillt,
Das Kielboot krümmt sich wie ein Wurm ...
Recht so, Kollege Himmel droben,
Auch du bist unglücklich verliebt,
Und deine Lyrik muß ich loben,
Hei, wie das brüllt und flammt und stiebt!
Und doch, was hilft dein brünstig Singen,
Ihr Herz bleibt kalt, dein Arm bleibt leer,
Du wirst dein Liebchen nie erringen,
[111]
Das schwarzgelockte, schöne Meer,
Schau, in des Erdengotts Umarmung,
Da wogt ihr Busen heiß und schwer ...

Münster, Herbst 1888


License
Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).
Link to license

Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Löns, Hermann. 4. Stubbenkammer. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-1FD6-0