Zwei Verlorne

1. Ich

Ob ich denn keine lieb gehabt,
Fragst du, verlornes Kind –
Ihr Auge war blau, rotgoldig ihr Haar,
Wie deine Zöpfe sind.
Ihre Hand war weiß wie deine Hand,
Rein war sie an Seele und Leib –
Doch, Mädel, du kennst ja mein schönstes Gedicht:
Sie ist eines anderen Weib.
Und noch eine andere teuer mir war,
Sie hing wie ein Hund an mir,
Ich wurde es satt und trat mit dem Fuß
Sie von mir wie ein Tier.
Nun finde mich bloß nicht interessant,
Hier hast du dein Geld, liebes Kind,
Gute Nacht, es friert mein kaltes Herz
Und draußen pfeift der Wind.

Münster, 20. November 1889

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TextGrid Repository (2012). Löns, Hermann. Gedichte. Junglaub. Zwei Verlorne. 1. Ich. 1. Ich. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-20FD-4