15.

Es spricht der unweysen mund wol,
den rechten Got wyr meynen,
Doch ist yhr hertz unglaubens vol,
mit that sie yhn verneynen.
Ihr wesen ist verderbet zwar,
für Gott ist es eyn grewel gar.
Es thut yhr keyner keyn gutt.
Gott selb vom hymel sach erab
auff aller menschen kinden,
Zu schawen sie er sich begab,
ob er yemand wurd finden,
[441]
Der seyn verstand gerichtet hett,
mit ernst nach Gottes wortten thet
Und fragt nach seynem willen.
Da war niemant auff rechter ban,
sie waren all ausschritten,
Eyn yeder gieng nach seynem wahn
und hielt verlorne sitten,
Es thett yhr keyner doch keyn gut,
wie wol gar viel betrog der mut,
Ihr thun must Gott gefallen.
Wie lang wöllen unwissen seyn,
die solche muh auff laden,
Und fressen da für das volck meyn
und neern sich mit seym schaden?
Es sthet yhr trawen nicht auff Gott,
sie ruffen yhm nicht ynn der nott,
Sie wolln sich selb versorgen.
Darumb ist yhr herz nymmer still
und steht allzeyt ynn forchten,
Gott bey den fromen bleyben will,
dem sie mit glauben horchen.
Yhr aber schmecht des armen rad
und hönet alles was er sagt,
Das Gott seyn trost ist worden.
Wer soll Israel dem armen
zu Zion heyl erlangen?
[442]
Gott wird sich seyns volcks erbarmen
und lösen die gefangen.
Das wird er thun durch seynen Son,
dauon wird Jacob wonne hann
Und Israel sich frewen.

Notes
Entstanden Ende 1523. Erstdruck in: Liedersammlung (Achtliederbuch) Nürnberg (Jobst Gutknecht) 1523/ 1524.
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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Luther, Martin. 15. [Es spricht der unweysen mund wol]. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-2593-8