An den Tod

Wonne mir, o Tod! Als Furchtgerippe
Schaut' ich selbst im Kindheitstraum dich nie,
Und in Palmen barg sich mir die Hippe,
Welche finstrer Pöbelwahn dir lieh!
Immer hat mit hohen Göttermienen,
Herrlich von der Hoffnung Licht umstralt,
Wie dem Sokrates du einst erschienen,
Mir die Phantasie dein Bild gemalt.
Immer hat, auf dunkler Lebenswelle,
Durch des Mißgeschicks entsternte Nacht,
Gleich der Tyndariden Silberhelle,
Leitend mir dies holde Bild gelacht.
Deine Bucht am Abendhorizonte,
Du, der sich mit Immortellen kränzt,
Glänzt mir, wie das freundlich übersonnte
Zufluchtseiland müden Schiffern glänzt!

Notizen
Erstdruck in: Morgenblatt für gebildete Stände 1810, Nr. 203.
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Zitationsvorschlag für diese Edition
TextGrid Repository (2012). Matthisson, Friedrich von. An den Tod. TextGrid Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-2BE0-E