Läuterung

Geh hin, und schau in dich hinein
Bis in die tiefsten Herzensfalten;
Dann stellt sich die Erkenntniß ein:
Du mußt dich gänzlich umgestalten.
In Gottes Buche steht ein Wort:
»Es sei denn, du wirst neu geboren,
So sinkst du hier und bist für dort
Und für die Seligkeit verloren.«
Geh hin, und bitte Gott, den Herrn,
Er wolle gnädig dir verzeihen.
Er thut es; ja, er thut es gern,
Ob auch der Fehler viele seien.
Doch wer vielleicht sich darauf stützt,
Daß Gottes Gnade Alles wende,
Und seine Zeit und Kraft nicht nützt,
Für den geht plötzlich sie zu Ende.
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Geh hin, und sündige nicht mehr;
Dir ward sehr viel, sehr viel vergeben.
Wird dir die Läuterung zu schwer,
So fehlt der Ernst, sie zu erstreben,
So sehr du dich dagegen bäumst,
Zum Scherz bist du hier nicht auf Erden,
Und Alles, was du jetzt versäumst,
Muß nachgeholt, gebüßt einst werden!
[52]

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TextGrid Repository (2012). May, Karl. Gedichte. Himmelsgedanken. Läuterung. Läuterung. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-2D97-4