Das Gewissen

Was thatest du, als ich dich einstens bat,
Nach Gottes Wohlgefallen nur zu streben?
Ich wollte dir das Glück des Lebens geben;
Nun aber sag, was galt dir da mein Rath?
Was thatest du, als ich dich einst belehrt,
Daß deine Wege falsche Wege seien?
Ich wollte dich vom Bösen gern befreien;
Nun muß ich fragen: Hast du dich bekehrt?
Was thatest du, als ich dich dann verließ?
Ich glaubte wohl, du werdest mich vermissen
Und reuevoll um mich zu bitten wissen;
Nun frag ich dich: Was hat geholfen dies?
Jetzt komme ich ein letztes Mal zu dir
Und frage dich: Wozu bist du geboren?
Hörst du auch diesmal nicht, bist du verloren;
Ich bin es, dein Gewissen. Folge mir!
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TextGrid Repository (2012). May, Karl. Gedichte. Himmelsgedanken. Das Gewissen. Das Gewissen. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-2F22-9