6.
Götter

Die Schule des Silen

In der schattendunkeln Laube gab Silen, der weise, Stunde,
Der ihm weich ans Knie geschmiegte Bacchus hing an seinem Munde,
Lieblich lauschend.
Unter seinem krausen Barte lachte schelmisch der Ergraute,
Da er in das milde Feuer junger Götteraugen schaute,
Dann begann er:
»Kind, betrachte dieses Antlitz, die gedankenschweren Lider!
Kind, in jedem greisen Zecher ehre du die Züge wieder
Deines Lehrers.
Oft, wo die Veliten wankten, jene prahlerischen Knaben,
Sind es die Triarier, Liebling, die das Feld behauptet haben
Unerschüttert!
Wenn auf Chios mit dem Mädchen teilt den Becher der Ephebe,
Laß sie nippen, laß sie kosen – mit der vollsten Schale schwebe
Du vorüber.
Lenke deine götterleichten Schritte zu Homer, dem alten,
Netze seine heil'gen Lippen, glätte seiner Stirne Falten,
Wundertäter!
Lös ihm jeder Erdenschwere Fessel mit der Hand, der milden,
Fülle du des Blinden Auge mit unsterblichen Gebilden,
Ewigschönen!«

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Meyer, Conrad Ferdinand. Gedichte. Gedichte (Ausgabe 1892). 6. Götter. Die Schule des Silen. Die Schule des Silen. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-3576-9