Liebeslied

Ich sah ein Mädchen; ach, so schön
Hab' ich seit Jahren keins gesehn!
Das Herz im Leibe bebt mir noch,
Und wallt von süßem Taumel hoch!
[309]
Der Glanz der blauen Äugelein
Drang in mein Innerstes hinein;
Mir ward so hell mit einemmal,
Als käm' ein Frühlings-Sonnenstrahl.
Die Wange so gesund und frisch!
Der Farben liebliches Gemisch! –
Der Lilien und Rosen Zier
Verschwindet all in nichts vor ihr.
So rund und rot und hold der Mund!
So sanft das Kinn, und, ach, so rund!
Und alles, alles! ach, so schön!
So hab' ich's nimmermehr gesehn!
Du liebes Mädchen! dein, o dein
Will ich mein ganzes Leben sein!
Du blicktest mich so freundlich an;
Ach, sag! bist du mir zugethan?

Notes
Erstdruck in: Ulmisches Intelligenzblatt, 47. Stück, 23. November 1775.
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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Miller, Johann Martin. Liebeslied. TextGrid Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-3897-D