[137] Die beiden Nonnen

Ich müßt' es malen, solltet ihr sie sehen,
wie ich sie sah, die beiden schwarzen Schwestern –:
Allein sich glaubend im beschneiten Walde,
der Jugend süße Ungeduld nicht zügelnd,
mit einem Male Menschen, Mädchen, Kinder.
Die Kleider flogen um die leichten Füße,
die Hüften wiegten sich, und jubelnd jagten
sie sich mit weißen Bällen durch die Bäume ...
Ein schwerer Ast begrub sie fast in Flocken ...
Ein Reh erschreckte sie, – und wie des Schreckens
sich schämend, klatschten toll sie in die Hände ...
Dann stellten sie sich plötzlich gegenüber
und maßen ihre Kraft, die offnen Finger
verstrickend, bis die eine lachend kniete ...
Und fort und fort so heitre Kurzweil treibend,
entschwanden sie dem nicht geahnten Späher,
bis selbst die Stimmen, heller Lieder selig,
im Winterwald sich endlich fern verloren.

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TextGrid Repository (2012). Morgenstern, Christian. Gedichte. Auf vielen Wegen. Die beiden Nonnen. Die beiden Nonnen. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-3EFE-2