[374] 551. Schnaken in Gold verwandelt.

Ein Bauer in Wittorf bei Neumünster, Namens Wittorf, der Ältervater des noch jetzt da lebenden Hufners, ging eines Mittags nach seiner hinter der Burg gelegenen Koppel, um sein Füllen einzufangen und nach Hause zu treiben. Als er nun durchs Holz ging und den sogenannten Schloßberg erreichte, bemerkte er einen seltsam gekleideten Mann, der mit einem großen Stock in einem Haufen Schnaken rührte. Der Bauer erschrak und wollte umkehren, aber der Mann redete ihm zu näher zu kommen, doch sollte er sich ganz ruhig verhalten; dann werde ihm ein großes Glück widerfahren. Er füllte nun dem Bauern die großen Seitentaschen des Rocks mit seinen Schnaken und hieß ihn darauf ruhig nach Hause gehen. Der Bauer wagte nicht, sich zu widersetzen, obwohl ihm unheimlich ward, und er ging mit den Schnaken fort. Kaum aber war er eine Strecke gegangen, so bemerkte er, daß es ihm in den Taschen immer schwerer und schwerer ward, je näher er dem Dorfe kam; nur mit Mühe konnte er sich zuletzt fortschleppen. Keuchend erreichte er sein Haus; aber wie erstaunt war er, als er nun statt der Schnaken große Haufen des allerschönsten blanken Silbergeldes aus den Taschen schüttete! Dies Geld, versichern die Nachkommen des Bauern, hat den Grund zu ihrem jetzigen Wohlstande gelegt.


Mündlich. – Von der Wittorfer Burg Nr. 569. 538.


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TextGrid Repository (2012). Müllenhoff, Karl. 551. Schnaken in Gold verwandelt. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-4A51-7