2.

Ein Mann war zum Tode verurteilt. Da ging seine Frau hin und bat bei dem Richter um sein Leben. Da sagten die Richter: »Wenn du uns ein Rätsel aufgibst, das wir nicht erraten können, so sollst du deinen Mann wieder haben.« Nun sprach die Frau:


As ik hin güng, as ik wedder kam,

Den Lebendigen ik ut den Doden nam.

Süß de güngen den Sœwten quitt,

Raad to, gi Herren, nu is't Tied.


Da konnten die Richter es nicht erraten und mußten den Mann freigeben. Frage: Kannst du das Rätsel erraten?

Antwort: Als die Frau hinging, fand sie am Wege ein Pferdegerippe und in dem Pferdegerippe ein Vogelnest, und in dem Vogelnest sechs Junge. Die sechs Jungen nahm sie mit, und also gingen sechs den Siebenten quitt, und aus dem Toten nahm sie die Lebendigen.

So erzählt man auch: Einer Frau war ihr Hund, der Ilo hieß, gestorben. Da hatte sie sich aus seinem Fell ein paar Schuhe machen lassen. Als nun ihrem Manne das Leben abgesprochen ward, rettete sie ihn, indem sie den Richtern dies Rätsel aufgab, das sie nicht lösen konnten:


Op Ilo ga ik Op Ilo sta ik, Op Ilo kumm ik herangerannt, Ilo is mi wul bekannt, Op Ilo keer un wend ik mi. Op Ilo heff ik Freud und Leid: Ratet, ihr Herren, nun ist es Zeit.


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TextGrid Repository (2012). Müllenhoff, Karl. 2. [Ein Mann war zum Tode verurteilt. Da ging seine Frau hin und bat]. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-4FF6-9