[266] Wandlung

Du steinerne Stufe am grauen Haus,
wie sprang ich einst lachend auf dich hinaus!
Barfüßig im Hemde, ein fröhliches Kind –
und die Pappeln rauschten im Juniwind.
Die Wiese war klee- und mohndurchblüht
und der Berg von Sonne überglüht,
und die Frösche sangen in Moor und Sumpf
viel lustige Weisen dem Weidenstumpf.
[267]
Du steinerne Stufe, am grauen Haus –
aus ragenden Gassen zog ich aus
und habe müde und abgehetzt
den Lackschuh heute auf dich gesetzt.
Die Pappeln dorrten im Ofenbrand,
und die Wiese durchquert ein Eisenband –
über dem Berge im Abendhauch
kräuselt sich dicht der schwarze Rauch.
Nur der Klee blüht rot wie in alter Zeit,
und der Mohn brennt wie blutiges Herzeleid . . .
und die Frösche quaken in Sumpf und Moor
mir alte schaurige Weisen vor.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Müller-Jahnke, Clara. Gedichte. Gedichte. Wintersaat. Wandlung. Wandlung. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-5247-F