Ausklang

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Wanderrast

Hier laß uns ruhn; der Tag ist schwül
und weit der Weg, mein Kind.
Hier winkt ein Zeltdach schattig kühl,
ein Sammetpfühl –
und leise singt der Wind.
Hier laß mich ruhn, der ruhelos
die Welt durchzog in Hast;
am Silberquell im Waldesschoß
auf Laub und Moos
blüht mir die Wanderrast.
Nun birg dein Haupt, blondlockig Kind,
an meiner Brust zur Ruh;
der Vogel ruft, es wirft der Wind
uns weich und lind
taufeuchte Blüten zu.
Es singt der Quell ein Märlein alt
vom Knaben, welcher kühn
die Wunderblume brach und bald
im Felsenspalt
viel Schätze sah erglühn. –
Dein Haar ist Gold, es will dein Mund
rubinenrot erglühn –
mich lockte der Schatz: in Waldesgrund
seh ich zur Stund
die Wunderblume blühn.

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Zitationsvorschlag für diese Edition
TextGrid Repository (2012). Müller-Jahnke, Clara. Wanderrast. TextGrid Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-52CF-1