[15] Alte Lieder

[15][17]

Sonnenandacht

Du tauchst empor aus Tau und Tag,
du wandelst über Hain und Hag,
du liebe, leuchtende Sonne!
Du gibst dem Mai den Blütenschein
und schenkst dem Herbst den Feuerwein
und allem Leben Wonne.
Du bist das große reine Licht,
das sich in schillernden Sümpfen bricht
und Lilien lockt aus Tiefen . . . .
du bist die Schleierhebende,
die Zeugende, Belebende,
nach der die Keime riefen.
Große Mutter, in deinem Licht
werde ich fromm; mein Trotz zerbricht,
meine Lippen lernen das Beten.
Ich bin bereit, aus Nacht und Schuld
an deinen Tag, in deiner Huld
flammenden Kreis zu treten.
Große Mutter, mein Fehlen und Irr'n
bekenne ich dir: ich neigte die Stirn
vor den Schatten auf Erden.
Ich war so schwach, ich war so klein –
große Mutter, ich war nicht dein;
aber dein will ich werden!
[17]
In einen lauteren Goldpokal
fang ich jeden leuchtenden Strahl
der lebendigen Sonne . . . .
Meine Stirn wird klar, mein Arm wird stark:
ins Leben gießt du mir Glut und Mark
und ins Sterben mir Wonne.
Sterben? – Mutter, mein Lachen klingt!
Auf den Flügeln der Lerche schwingt
es sich hoch in ewige Bläuen.
Sterben mag, was da taub und blind . . . .
sonnengesättigt wird sich dein Kind
tönenden Lebens freuen.

Das Höchste

Was mir das Höchste ist, das sing ich nicht;
verschlossen bleibt des Herzens Heiligtum –
und seines Wesens keusches Siegel bricht
kein Beifallslächeln und kein Dichterruhm;
doch ist mein Schaffen nur von ihm belebt:
Wie in der Blüte Kelch, der Felsenglieder
granitner Pracht das Unsichtbare webt,
so strömt sein Hauch durch alle meine Lieder.

Das erste Lied

Das erste Lied, das ich gesungen, –
um die Kritik war mir nicht gram, –
von meinen Lippen ist's geklungen
so frisch, wie's mir vom Herzen kam.
[18]
Ich reimte »sehnen« mit »erkennen«
und »dich« mit »nicht« und »Tag« mit »Nacht«;
doch kann kein Fürst sich reicher nennen,
als mich mein erstes Lied gemacht.
Das Kunstgefühl für Maß und Einheit
hat mich kein Menschenmund gelehrt,
mit Silbenzahl und Formenreinheit
hatt' ich mir nie das Herz beschwert . . . .
Ich ahnte nur, daß tief im Grunde
der Zukunft weltverloren schlief
ein Etwas, das mir jede Stunde
ein »Singe!« in die Seele rief!

Liebe

In kindlicher Seele
erdämmert die Liebe,
wie Grünes der Erde
im Frühling entkeimt.
Im Herzen der Jungfrau
da knospet die Liebe,
von künftiger Herrlichkeit
sinnend sie träumt.
Bis daß sie im Herzen
des Weibes entfaltet
zu üppigster Blüte
berauschend erprangt.
[19]
Im Herzen der Mutter
zur edelsten Reife,
zur Krone des Alls,
zur Vollendung gelangt.

Heilige Stille

Im dämmernden Tale,
da wallen und wogen,
die weiten Gefilde
allmählich verhüllend
mit bläulichem Duft,
die Spitzen der Berge,
der fernen, verschleiernd,
die Nebel des Abends,
die Schatten der Nacht.
Auf dunklem Gewässer
aufleuchten gleich Nixen
die Lilien, die bleichen,
und beugen und neigen
zum Wasser hernieder
und heben dann wieder,
mit blitzenden Tropfen,
mit Sternen besät,
in dunkelnde Lüfte
den duftenden Kelch.
Und fern aus dem Walde,
vom Rauschen des Nachtwinds
[20]
harmonisch getragen,
ertönet in süßen
in rührenden Weisen
der Nachtigall Sang
und haucht in den Frieden
der schlummernden Flur
hinschmelzende Sehnsucht.
Kein Menschenwort stört
die heilige Stille, – –
und ferne im Osten
erhebt sich die Sichel
des Mondes in silbernem
nächtlichen Glanz.
Die Nachtigall schweigt . . .
und träumerisch senken
die Lilien im Weiher,
berührt von dem Strahle
des Mondes, ihr Haupt.

Eine Dichterin

An Meeresstrand bist du geboren,
umrauscht von seinem frischen Wind,
erblühtest du, der Welt verloren,
der Freiheit unentwegtes Kind!
Dein Wiegenlied schon sang der Wogen
geheimnisvolle Melodie –
so ward, in ihrem Hauch erzogen,
dein Traum und Sinnen Poesie.
[21]
Nun wogt die See durch deine Lieder,
ein unergründlich tiefes Meer:
Die Welle flieht und kehret wieder
und glitzernd sprüht der Schaum umher,
erbrausend schlägt sie auf am Strande,
doch nur des Kenners Blick allein
erspäht im feuchten Ufersande
der Perle Glanz im Muschelschrein.

Frühling am Meer

Nun braust vom Felsen
zum Meeresstrand
auf Wolkenschwingen
der Sturm durchs Land;
am Dünenhange
zerschmilzt der Schnee: –
in Frühlingsjubel
erbraust die See! –
Und sproßt kein Blättchen
aus Sand und Stein,
und lacht kein Veilchen
im Sonnenschein, –
Schaumkämme blitzen
wie Blütenschnee:
in Jubelhymnen
erbraust die See! –
Wie Gottes Odem
die Luft so rein!
[22]
Ich sauge den Frühling
ins Herz hinein:
da fließt vom Auge
zertauter Schnee; –
in Sturmakkorden
erbraust die See! –
Zu meinen Häupten
die Möwe zieht,
weit über die Wasser
erschallt mein Lied:
Verweht vom Sturme
des Winters Weh –
in Frühlingsjubeln
erbraust die See!

Spätsommer am Strand

Da weht von Süd ein sanfter Hauch
aus sonnenlichten Tagen;
die goldbelaubten Aeste dehnt
der Ahorn voll Behagen.
Kein Vogelsang, – kein Blütenduft, –
die weiche, warme Sommerluft
säuselt in allen Hagen.
Nun schaun sich schier verwundert an
die schweigenden Zypressen;
es ist, als habe der flüchtige Lenz
sein Lebewohl vergessen
und ginge noch einmal über das Feld,
[23]
die blasse, sommermüde Welt
an seine Brust zu pressen.
Durch nackte Zweige schweift der Blick
auf graue Wellenpfade:
die weißen Wasser tummeln sich
am träumenden Gestade;
sie flüstern und raunen wie Liebesgruß,
sie kosen und spielen um deinen Fuß,
leuchten und locken zum Bade.

Ihm

Ich hab mich dir so ganz ergeben
und bin mit Leib und Seele dein,
du meines Lebens wahres Leben,
du meines Daseins tiefstes Sein!
Wie sich der Mond sein mild Gefunkel
vom goldnen Glanz der Sonne leiht,
so fällt in meiner Seele Dunkel
der Schimmer deiner Herrlichkeit!
Denn was dereinst mit süßem Beben
durch meines Busens Tiefen drang,
vermocht ich Worte nicht zu geben –
da sah ich dich, und sieh! – ich sang!
Was in geheimnisvoller Stille
in meines Herzens Garten sproß,
verborgen lag's in duft'ger Hülle,
bis es sich deinem Licht erschloß!

[24] Ein Wunsch

Ein Häuschen wünscht ich mir, versteckt und klein,
auf dessen Sims sein Lied der Vogel singt,
an dessen reb'umsponnen Fensterkreuz
der letzte Ton der lauten Welt verklingt.
Darin für mich und für die Meinen Raum,
vom Straßenlärm der Städte meilenweit – – –
und einen Garten pflanzt ich um mein Haus,
darinnen Blatt und Blüt und Frucht gedeiht.
Ein Apfelbaum, der goldne Früchte trägt,
ein Laubgezelt am schwülen Sonnentag,
[25]
ein Rosenhag, von dessen Duft berauscht,
ich einsam sinnen, träumen, dichten mag!
Und einen Blick in Gottes schöne Welt,
ins ährenreiche wogende Gefild,
das, sanft geschwellt vom Hauch des Abendwinds,
vom goldnen Erntesegen überquillt.
Und so viel von dem Gute dieser Welt
gib mir, o Herr, daß ich dem armen Mann,
der an die Pforte meines Hauses klopft,
ein Stückchen Brot als Imbiß bieten kann!
Dann fließe hin, du meines Lebens Tag,
kein breiter Strom, der stolz zum Meere wallt,
– ein tiefer Bergsee nur, aus dessen Flut
des Himmels lichte Klarheit widerstrahlt.

Still

In Waldes Dunkel, an Baches Borden,
die jubelnden Sänger sind still geworden.
Und mir auch erging es wundersam: –
Als meinem Leben der Sommer kam
und die Rosendüfte mein Haupt umfingen,
da wollt ich singen und konnt nicht singen.
Von der Lippe flutet das Lied zurück –
im namenlosen, im stummen Glück
nur kann ich vor Gott die Seele neigen,
nur lieben und schweigen.

[26] Am Morgen

Nun bleichen die Sterne im Dämmergrau,
und die Geister schweben von hinnen –
und ich möchte dich halten, du blühender Traum
und fühle dich schon zerrinnen!
Ich möchte dich malen als wonniges Lied,
mit glühenden Reizen dich schmücken –
die Farbe ist blaß und die Form zerrinnt
und es will kein Strich mir glücken.
Ich möchte dich singen als jubelndes Lied
der kommenden Sonne entgegen –
das Wort versagt und die Stimme bricht
vor des Herzens wogenden Schlägen.
Wer faßt den sprühenden Schaum? Wer bannt
der Stunde flüchtige Sohle?
Wer fängt den Strahl und wer hascht den Duft
der träumenden Nachtviole?!

Sommernachtszauber

Einsam in der Julinacht bin ich träumend heimgegangen;
schmeichelnd hielt Resedenduft meine Sinne süß umfangen.
Durch die Lindenzweige ging flüsternd ein geheimes Sehnen,
von den Blüten fiel der Tau leis und lind wie Liebestränen.
Einsam durch die Julinacht irrten Mandolinenklänge,
ach, als ob aus Fernen weit deine Stimme zu mir dränge,
[27]
deine Stimme, die mir einst weich in wogenden Akkorden
wie Musik ertönt – und jetzt klanglos, unstet, fremd geworden . . .
Fern aus Süd ein Windhauch kam; heimlich durch das Lindendunkel
blitzte, deinen Augen gleich, träumerisches Lichtgefunkel.
Leuchtend fiel ein Stern herab – ach, wo mocht' sein Strahl sich senken?!
Einsam in der Julinacht, weinend mußt ich dein gedenken. –

Für heut

Ich will dir keine Freude rauben
und binde dich mit keiner Pflicht;
ich baue nicht auf Treu und Glauben,
ein festes Wort begehr ich nicht!
Für all die Liebe laß mich danken,
die du mir reich und glühend gibst, –
und mag dein Herz schon morgen wanken:
Ich weiß, daß du mich heute liebst!
Noch schäumt der Wein im Goldpokale,
noch duftet frisch der Blütenstrauß,
die Jugend gießt die volle Schale
des Glücks ob unsern Häupten aus; –
mit allen seinen Glutgedanken
zu eigen nimm mein tiefstes Sein . . .
und mag der Erdball morgen wanken:
Für heut, Geliebter, bist du mein!

[28] Sommernachmittag

Der Tag ist schön und blau die Luft;
ein süßer Lindenblütenduft
umfließt mich in weichen Wellen. –
Wie träumend zittert der Rosenstrauch
und seine Knospen schwellen
im sommerlichen Hauch.
Die alte Linde steht und sinnt.
In ihren Blättern rauscht der Wind
ein Lied verklungner Wonne;
die Blüten küßt ein Strahl von Licht,
ein goldner Strahl der Sonne,
der durch die Zweige bricht. –
Ein Vogel singt im Lindenbaum –
– ein süßer Klang im süßen Traum –
und wieder schweigt die Weise . . .
Mir ist: als hört auf weiter Flur
ich pochen leise, leise
den Herzschlag der Natur. –

Abendstimmung

Glühendrot der Sonnenball
will ins Meer versinken,
und die Fluren überall
Tau und Frieden trinken;
leise wiegt die Knospe sich
[29]
an dem braunen Zweige . . . .
Traumhaft kommt sie über mich,
Sehnsucht tief und wunderlich,
geht der Tag zur Neige.

Mutter Erde

Mitternächtges Dunkel spinnt
um die Welt ein heimlich Träumen;
leise singt der Frühlingswind
in den knospenschweren Bäumen.
Fern noch einer Lampe Schein,
und der Himmel schwarz verhangen – –
in den dunklen Birkenhain
bin ich einsam ausgegangen.
Schmeichelnd um die Stirne streicht
mir der Lenznacht weicher Odem,
aus den feuchten Beeten steigt
Erdgeruch und Nebelbrodem.
Aus dem Schoß der Wolken fällt
groß und warm der erste Tropfen –
und mir ist, das Herz der Welt
hör ich in der Stille klopfen.
Durch die Nacht, so kirchenstill,
geht ein Raunen und ein Regen,
[30]
jedes kleinste Pflänzchen will
Zwiesprach mit dem Schöpfer pflegen.
Was in dunklen Tiefen schlief,
ruft ans Licht ein neues Werde –
und die Kniee beug ich tief
zur gebenedeiten Erde. –

Herbstwind

Durch fahlbelaubte Bäume
mit müdem Ton der Herbstwind singt;
die sehnsuchtsbange Weise klingt
des Nachts in meine Träume.
Ach, alle Blumendüfte,
das Farbenspiel der Rosenzeit,
die ganze Sonnenseligkeit –
Zerstoben in die Lüfte!
Verstummt ist Scherz und Kosen. –
Die mir geblüht in tiefster Brust,
das alte Leid, die alte Lust –
sie starben mit den Rosen!
Nun will kein Stern mehr scheinen.
Der Himmel trüb und wolkenschwer,
das Haupt so müd, das Auge leer . . .
Ich hab verlernt das Weinen!
[31]
Und wenn die Sehnsuchtslieder
der Nachtwind auf den Fluren singt, –
in meinem Herzen hallt und klingt
sein traumhaft Rauschen wider.

Abendzeit

Ich weiß es noch, so manches Mal,
wenn still der Tag zur Ruhe ging,
wenn sich der Sonne letzter Strahl
in grünen Baumeswipfeln fing,
da ward mir wunderbar zu Sinn
in duftverklärter Abendzeit,
als wehten durch die Seele hin
die Träume meiner Kinderzeit.
Vergangenheit! Die Sonne sinkt
und färbt der Wolke blassen Saum
und mir im Herzen webt und singt
ein letztes Lied, ein letzter Traum –
die Rosen welkten allzumal,
die goldne Zeit zu Rüste ging –
kaum, daß ein letzter Sonnenstrahl –
sich in der müden Seele fing. –

Die Liebe höret nimmer auf

Zum Totenfest


Verklungene Lieder, verblaßtes Blau, –
wie kühl der Wind und die Welt wie grau!
[32]
Die letzte Rose am Hag verblüht,
ein Tränenregen vom Himmel sprüht.
So schal und dunkel des Jahres Rest –
die Glocken läuten zum Totenfest.
Der Mund, der schmeichelnd dich einst geküßt,
ward kalt und stumm, nun du elend bist –
der Arm, der schützend dein Haupt umschlang,
er ruht im Grabe und modert lang, –
und das Aug', das lächelnd das deine traf,
nun schläft es den tiefen, den ewigen Schlaf. –
Und was dich freute, und all, was dein,
das sollt für immer verloren sein?!
Was irdisch, wurde der Erde Raub;
bekränze den Hügel, – den Staub zum Staub.
Dann aber den tränenden Blick hinauf:
»Die Liebe, sie höret nimmer auf!«
Wer heiß geliebt und wer hoch gestrebt,
der ist nicht begraben und tot, der lebt –
Das Samenkorn, das wir der Erde vertraut,
wird keimen, sobald der Himmel blaut,
[33]
Und das Auge, das heut in Schmerzen weint,
wird lächeln, wenn wieder die Sonne scheint.
O Tag der Toten, du Tränentag:
Wie trüb der Himmel auch scheinen mag,
wie tief auch Hügel und Tal verschneit:
Ich glaub an die kommende Frühlingszeit, –
ich schlage das Auge zum Licht hinauf
und weiß: Die Liebe hört nimmer auf!

Friedhofszauber

Dieser stille Gottesacker,
dieses grüne Totenfeld,
wie es wieder mich im Banne
seines tiefen Friedens hält!
Unter diesen Bäumen träumt ich
einst mein Leben licht und schön –
sonnengoldne Zukunftsbilder
winkten von den fernen Höhn.
Sonnengoldne Zukunftsbilder
lockten schmeichelnd mich hinaus
aus der Heimat sicherm Frieden
in des Lebens Sturmgebraus.
[34]
Einen vollen Taumelbecher
setzt ich dürstend an den Mund –
und ich trank ihn bis zur Neige
und ich leert ihn bis zum Grund.
In die Heimat kehr ich wieder,
nun der Lenz die Fluren säumt: –
Meine Schmerzen sind zerstoben,
meine Wonnen sind verträumt.
In geheimnisvolles Schweigen
hüllt mich Lindendunkel ein;
durch die knospenschweren Zweige
blickt der Maiensonnenschein.
Und berauschend von den Hügeln
steigt empor der Blütenduft,
aber um die fernen Höhen
weht's wie feuchte Nebelluft.
Dieser stille Gottesacker,
dieses weite Totenfeld,
wie es mich im Zauberbanne
seines tiefen Friedens hält!

Im Dämmerschein

Verronnen ist der schwüle Tag,
verrauscht ist Sturm und Wetterschlag,
und durch die regenfeuchte Luft
[35]
weht träumerischer Lindenduft; –
es spinnt die Welt ein Zauber ein:
Ich harre dein!
Ich harre dein seit langer Zeit;
gewintert hat es und gemait, –
für jede Rose, die erblich,
entfaltet eine andre sich;
aus jeder Nacht bricht Frührotsschein:
ich harre dein!
Ich harre dein am alten Platz, –
und weißt du's noch, herzlieber Schatz,
weißt noch, wie du vor Jahresfrist
allabendlich gekommen bist?
Allabendlich im Dämmerschein
ich harrte dein!
Nun dünkt's mich fast ein süßer Traum;
vorm Haus der alte Lindenbaum,
die alte Sehnsucht in der Brust
nach Märchenzauber, Liebeslust –
und rings die Welt im Dämmerschein
und ich allein! –
Und unten tief im Böhmerland
ein Städtchen liegt an Bergesrand;
der letzte feuchte Abendstrahl
küßt Meeresstrand und Felsental –
es spinnt auch dich der Zauber ein:
Gedenkst du mein?

[36] Kein Frühling

Und hoffst du noch von Tag zu Tag,
ob's endlich Frühling werden mag?
Es hüllt den goldnen Sonnenschein
ein grauer Wolkenschleier ein;
durch kahle Bäume braust der Nord,
kein grüner Hauch, kein Blättchen dort;
und wagt sich unterm Moose dicht
ein Blümchen kühn hervor ans Licht,
da trifft es rauh des Sturmes Kuß,
so daß es schauernd sterben muß.
Und doch – der Mai steht vor der Tür:
– Ich klopfe lang; wer öffnet mir?
Wer öffnet meiner Frühlingslust
die ganze volle Menschenbrust?
Wer öffnet meinem Sonnenschein
ein Herz, von Trug und Torheit rein?
Wer öffnet meiner Herrlichkeit
ein Auge, daß sich dran erfreut?!
Die Menschen hasten eilends fort;
durch kahle Zweige braust der Nord.
Und schlägt dein Herz im wärmern Schlag,
zu Boden drückts das Ungemach,
und tritt aus deines Hauptes Tor
ein Lichtgedanke kühn hervor,
ihn trifft des Lebens eis'ger Kuß,
so daß er schauernd sterben muß . . .
Und fragst du noch von Tag zu Tag,
wann's endlich Frühling werden mag?

[37] Das alte Lied

Da klingt im Wind das alte Lied
voll Seufzer und voll Tränen –
durch meine müde Seele zieht
ein namenloses Sehnen;
es ist, als ging ich ganz allein
auf schneeverwehter Halde
und träumt vom goldnen Sonnenschein,
dem ersten Grün im Walde.
Du wonnesel'ge Jugendzeit,
heut laß mich dein gedenken,
in deine Tiefen all das Leid
des grauen Jetzt versenken, –
daß wie ein Blumenkelch betaut
mein Aug' noch einmal strahle;
du lockst so süß wie Glockenlaut
in meinem Heimattale.
So sei gegrüßt, mein Morgenstern,
um den die Nebel weben!
Du warst ein Traumbild, licht und fern,
doch wert ein ganzes Leben!
und ob ich abgrundtief in Pein,
in Schuld und Weh versänke:
Ich kann nicht ganz verloren sein,
so lang ich dein gedenke.

[38] Frühlingsbotschaft

Sinnst du noch den alten Schmerz? –
Sieh, schon aus der Erde Gründen
dringen Knospen himmelwärts,
blühend Leben zu verkünden;
aus dem dunklen Bann der Nacht,
aus des Winters starren Banden
ist in lichter Morgenpracht
sonnenfroh der Lenz entstanden! –
Lächelnd sucht der goldne Strahl,
ob sich hinter dichten Hecken
nicht im engsten Felsental
noch ein Veilchen möcht verstecken, –
und er küßt des Berges Firn,
daß sich scheue Nebel senken,
wie sich von der Menschenstirn
löst ein lastendes Gedenken.
Selbst im tiefsten Waldesschoß,
wo bei schwülen Juligluten
über Farrenkraut und Moos
grüne Schattenwellen sluten,
blitzt der letzte Abendschein
goldig in die feuchten Gründe,
daß er dem Vergißnichtmein
auch des Lichtes Botschaft künde!
[39]
Nur um deine Stirne spinnt
sich kein Traum von Lenz und Wonne;
deine Wangen, blasses Kind,
rötet dir kein Strahl der Sonne –
sei getrost! – So lange noch
lindernd deine Tränen fließen,
kann aus tiefem Schatten doch
einst des Glückes Blume sprießen!

Gewitterwind

Von den Höhen braust der Gewitterwind,
und die Bäume wirbeln und schwanken;
wie die wehenden Blätter im Winde sind
im Haupte mir die Gedanken. –
Und es war eine Zeit, da leis und lind
die Mailuft umkost uns beide:
Jetzt braust von den Höhen der Gewitterwind,
– fahr wohl, fahr wohl – ich scheide!
Ich sage dir nicht: »Auf Wiedersehn!« –
Noch blüht ja die Rose am Hage,
wer weiß denn, wie viele der Stürme gehn
noch brausend durch unsere Tage,
wie manches duftige Blumenkind
noch welk wird in Lust und Leide:
Von den Höhen braust der Gewitterwind,
– fahr wohl, fahr wohl – ich scheide!

[40] Zur Osterzeit

Ist das ein Ostern! – Schnee und Eis
hielt noch die Erde fest umfangen;
frostschauernd sind am Weidenreis
die Palmenkätzchen aufgegangen.
Verstohlen durch den Wolkenflor
blitzt hie und da ein Sonnenfunken –
es war, als sei im Weihnachtstraum
die schlummermüde Welt versunken.
Es war, als sollten nimmermehr
ins blaue Meer die Segel gehen, –
im Park ertönen Finkenschlag,
und Veilchenduft das Tal durchwehen. –
Und dennoch, Seele, sei gewiß:
Wie eng sich auch die Fesseln schlingen,
es wird der Lenz, das Sonnenkind,
dem Schoß der Erde sich entringen.
Dann sinkt dahin wie Nebelflor
auch all dein Weh und deine Sorgen,
und veilchenäugig lacht dich an
ein goldner Auferstehungsmorgen! –

Suleika

Nicht im Rosenschmuck der Jugend
fand ich dich und liebt ich dich,
grau schon ringelten die Locken
um der Stirne Weisheit sich,
[41]
doch in deinem Kusse lodert
ungezähmte Jugendkraft,
stimmt die Harfe meiner Seele
zur Musik der Leidenschaft. –
Deine grauen Haare bergen,
was in deiner Seele ruht,
wie die Asche des Vulkanes
Zeuge ist der innern Glut,
und aus deiner Augen Tiefen,
sprühet blitzend, göttlich rein,
ewig junges Leben kündend,
deines Geistes Feuerschein.

Die ewige Braut

So lebt sie schon seit vielen Jahren,
ach, ohne Jammer, ohne Lust –
sie trägt Juwelen in den Haaren
und goldne Ketten auf der Brust.
Und doch vergißt sie nicht zu pflegen
der Myrte Reis, ein letztes Pfand,
das einst auf seiner Brust gelegen,
als schon sein Herze stille stand.

[42] O einmal noch!

O einmal noch den Goldpokal
an meine Lippen setzen,
in hast'gem Zug zum letztenmal
mit sprüh'ndem Schaum sie netzen!
O einmal nur in jäher Lust
auflodern und – verderben, –
dann mag verwehn der Rosenblust,
dann schmettert hin, ihr Scherben!! –
Gewandert bin ich ohne Stern,
fand nirgends Ruh und Segen,
das holde Glück zog meilenfern
vorüber meinen Wegen;
Zuweilen klang in stiller Nacht
sein Ruf mir leis und linde,
er klang so süß, er lockt mit Macht
und ist verweht im Winde – – –
Du lichte Welt, du grüner Hag,
geschmückt mit Blumenkränzen,
du sonnengoldner Sommertag,
nicht mir gilt euer Glänzen!
Verrauscht, verrauscht ist Spiel und Tanz,
es welkt das Grün der Linde:
Auf meinem Grab der Totenkranz,
bald flattert er im Winde!
[43]
O einmal noch den Goldpokal
an meine Lippen setzen,
in hast'gem Zug zum letztenmal
mit sprüh'ndem Schaum sie netzen!
O einmal nur in jäher Lust
auflodern und verderben, – – –
dann mag verwehn der Rosenblust,
dann schmettert hin, ihr Scherben!

Tiefes Schweigen

Aus dem Schleier lichter Wolken
lächelt matt der Sterne Schein
auf die dunkle Welt hernieder,
auf den totenstillen Hain.
Lautlos ruht das Reh des Waldes,
lautlos steht des Waldes Baum,
und, von Geisterhand gesponnen,
deckt die Welt ein tiefer Traum.
Lautlos, wie des Waldes Schweigen,
ist der Menschenseele Schmerz –
Sterne blicken aus dem Schleier
lichter Wolken niederwärts.

Winternacht

Die lange, lange, dunkle Nacht
hab ich durchwacht,
mit Seufzen und in Tränen
tät sich mein Herz aus öder Qual
dem Sonnenstrahl,
dem Licht entgegensehnen.
[44]
Und nun es kommt – wie bleich und kalt:
es wogt und wallt
des Nebels Wahngebilde, –
zu Eis erstarrt die Träne – ach!
ein Wintertag
liegt über dem Gefilde!

Gewitterstimmung

Ueber das Meer hin zuckt der Blitz. –
Wehklagend neigen die Häupter der Eichen
sich vor dem rasenden Sturm; –
aber im Schatten der Wetterwolke,
fahl überflutet von wechselndem Zwielicht,
wogenumrauscht und weltvergessen
liegt der Ort, da die Sturmverschlagnen
Frieden endlich, die Müden alle
Ruhe finden und schlafen – schlafen.
Ruhe finden und endlich schlafen! –
Und nach dem Sturm, wenn die Donnerschläge
lange verhallt, wenn am Himmelsrande
müde die letzten Blitze flackern, –
dehnt sich noch immer die uferlose
Wüste weinender grauer Wolken, –
dehnt sich des Lebens endlose Leere,
wenn der Sturm in der Brust verrauscht.
[45]
Ruhe finden und endlich schlafen! –
Ja, ich grüße dich, heilige Erde,
die die Hoffnungen nie erfüllte,
alle die sturmgeknickten Knospen,
alle die blitzgetroffnen Blüten,
die den Garten des Lebens schmückten,
gnädig mit grünem Schleier deckt!
Ja, ich grüße dich, Hafen des Friedens;
sehnend wendet der Wandermüden
Blick sich nach dir. –
Ueber das Meer hin zucken die Blitze – – –

Die Fahrt des Lebens

Goldbeglänzt von Abendglut
träumt das Meer in Frieden;
lieblich tanzen auf der Flut
singende Sylphiden.
Fremdmelodisch klingt ihr Wort,
lockend ihre Töne, – – –
und du stehst an Schiffesbord,
lächelst ihrer Schöne, – – –
wie sie matt vor dir entstehn,
leuchtend sich entfalten,
grüßen und – vorübergehn,
wechselnde Gestalten.
Und mit jedem Bild des Scheins
allgemach entschwinden
wird ein Teil von deines Seins
innerstem Empfinden,
wird mit jedem Wesen, das
flüchtig schwebt von hinnen,
[46]
auch in deinem Stundenglas
Korn um Korn verrinnen, – – –
wird die Nacht den Ozean
finstern Blicks umschweben,
wird des Meeres glatte Bahn
wogend sich erheben. – – –
Dunkel wird's und schauerlich,
nun die Farben blassen,
nun der Jugend Träume dich,
treulos dich verlassen.
Kalt und einsam stehst du noch,
ob die Winde stürmen,
ob die Wogen bergehoch
um dein Schiff sich türmen.
Traumhaft wird dir manchmal sein,
ob aus Meerestiefen,
matt beglänzt von Sternenschein,
Geisterstimmen riefen –
und es wird ein bleiches Weib
aus den Fluten steigen,
weiß umwallt den schlanken Leib
mild sich zu dir neigen.
Gegen Morgen geht ihr Pfad . . .
– wie die Winde wehen:
Sehnsucht wird am Steuerrad
deines Lebens stehen,
wird mit leiser Geisterhand
deinen Kahn regieren,
sicher ihn zum Heimatland
deiner Träume führen.

[47] Heimkehr

Die Abendglocken tönen
hinaus ins stille Land –
die Weizenfelder glühen
im letzten Sonnenbrand –
es schließen sich die Blüten,
die Lüfte flüstern lind:
Auch dir ist Ruh beschieden,
auch du bist Gottes Kind!
O Heimat meiner Lieben,
wie oft ertönte schon
in meiner Seele Ringen
dein Abendglockenton!
Wie oft, wenn ich im Hader
mit Gott und Welt erglüht,
ward er zu Friedensklängen
dem kämpfenden Gemüt!
Und wenn des Lebens Wogen
um mich gestürmt, gegrollt,
wenn fast mein Aug vertrocknen,
mein Mund verschmachten wollt,
wenn in des Tagwerks Mühen
erlahmt mein müder Fuß –
wie hab ich mich gesehnet
nach seinem Friedensgruß!
[48]
Und nun ich ihn vernommen
in meiner Väter Land,
nun leg ich wandermüde
den Stecken aus der Hand;
die Bürde werf ich lachend
hinab zum Straßenrain –
und unter Glockenklängen
geh ich zur Heimat ein.

Kuh'

Nun wird es Friede; nun schweigt einmal
des Lebens Schmerz;
es senkt sich der Mond ins träumende Tal
und in mein Herz;
die Sonne in schimmernden Fluten schwand,
die Blüten schließen sich zu –
und über dem goldig verdämmernden Land
liegt Abendruh'.
Ich stehe am Meer – und wie das Meer
schweigt auch mein Herz,
es flutet darin keine Woge mehr
in Lust, in Schmerz.
Mit der sinkenden Sonne schlossen sich
die Blüten der Hoffnung zu
und über der Seele Dämmerung
liegt Todesruh'.

[49] Woran ich kranke

Das ist's, woran ich kranke:
Wie fest auch Sinn und Rat –
ach, stets ist der Gedanke
mir größer als die Tat! –
Mag ich in Träumen schauen
mir Söller und Prunkgemach,
das goldene Schloß zu bauen,
ist meine Hand zu schwach.
Und was mit Lenzgewalten
durch meine Seele zieht,
zu halten und zu gestalten,
versagt mir Wort und Lied . . . ...

Kein Glück

Kein Glück! So hat die Alte mir
mit fahlem Lächeln prophezeit,
wer in der Liebe Spuren geht,
des Weggenoß heißt Herzeleid.
Kein Glück! Ich ging durch Klamm und Klust
stieg gipfelauf in Mittagglast
und trank der Sonne rotes Blut
und mit mir trank der bleiche Gast.
[50]
Kein Glück! Ich trug den Demantkranz,
das Purpurkleid im Märchenschloß,
und steh nun doch an Abgrunds Rand –
und leise lacht mein Weggenoß.

Weihe-Nacht

Ein leises Rauschen durch die Tannenzweige –
des kurzen Tages Zwielicht geht zur Neige.
Im Westen glimmt ein matter Rosenstreif,
auf stille Fluren fällt der weiße Reif.
Der weiße Reif, der rings das Feierkleid
der Erde stickt mit flimmerndem Geschmeid.
Der Abend kommt. Es kommt die heilige Nacht,
die aus den Menschen selige Kinder macht,
die Weihe-Nacht, da trost- und wundersam
ein Märchentraum zur dunklen Erde kam:
Der Friedenskönig, den die Welt verstieß,
weil er die Armen Gottes Kinder hieß.
Weil er den Sanften, der den Frieden liebt,
den Liebenden, der seine Seele gibt,
weit über alle Reichen dieser Welt,
hoch über alle Herrschenden gestellt.
[51]
Du Weiser, seit die Engelharfen klangen,
sind nun Jahrtausende dahingegangen,
die deinen Namen auf den Fahnen trugen
und zu den fernsten Ländern Brücken schlugen,
Millionen Kirchen prangen dir zum Ruhme,
die ewige Flamme brennt im Heiligtume . . . .
Und dennoch, du, der Sklaven Heil gespendet,
du wärst noch heut in tiefe Nacht gesendet,
du schienst auch heut in unser finstres Tal
aus fernen Himmeln, ein verirrter Strahl;
und gingest du im schlichten Arbeitskleid
durch deine Menschheit, deine Christenheit,
sie hätten heute dir das Kreuz errichtet
und morgen dir den Holzstoß aufgeschichtet!
Hoch auf dem Grunde, den dein Blick gesucht,
darüber hin rast laut der Zeiten Flucht,
da regt sich's dumpf, und aus der Erde Schoß
ringt sich der Urquell aller Sehnsucht los.
Die Welt durchhallt ein Schrei nach Luft und Licht:
Wann braust du, Strom, der Wall und Schranke bricht?
[52]
Wann kommst du, Tag, da hell die Sonne steigt,
vor deren Glanz der tiefste Schatten weicht?
Ich sah dein dunkles Angesicht
erglühn in einem Strom von Licht. –
Ich sah dein Aug, das sonst so trübe,
verklärt von einem Strahl der Liebe.
Da ward mir traumhaft wunderbar
zumut; in tiefster Seele war
mir's fast, als könnt der lichte Schein
ein Abglanz meiner Liebe sein.

Erinnerung

Selige Kinderzeit!
Aus der Vergangenheit
dämmernden Tiefen
tauchst du, ein Stern, herauf, –
schlägst du die Augen auf,
die – ach, wie lange Zeit! –
müde schon schliefen!
Lachender Ostseestrand! –
Leuchtender Meeressand!
Ueber die Wogen
kommt es wie Nixensang,
kommt es wie Glockenklang,
aus fernem Heimatland
tönend gezogen.
[53]
Düne, von Wald umkränzt,
schimmernd ein Segel glänzt
in blauen Weiten:
So durch die wunde Brust
mag alte Jugendlust
einmal noch unbegrenzt
lächelnd mir gleiten!

Heilige Nacht

Eh der Stern von Bethlehem
noch im dunklen Tal erschienen,
lösten, Sklaven zu bedienen,
Fürsten schon ihr Diadem;
ahnend eine höhre Macht,
grüßten sie die heil'ge Nacht.
Eh das Licht der Welt genaht,
flammten schon in tiefer, scheuer
Waldesnacht die Sonnwendfeuer
himmelwärts; vom Bergesgrat
lohte talwärts ihre Pracht,
grüßend die geweihte Nacht.
Hoben Geisterhände nicht
in der Vorzeit heil'ger Feier
[54]
den geheimnisvollen Schleier
von der Zukunft Angesicht?
Ahnte deiner Wunder Macht
schon die Welt, geweihte Nacht? –
Nicht auf einen kurzen Tag
ward die Freiheit dir erschlossen –
jauchze mit den Festgenossen,
Sklave, deine Kette brach!
Liebe hat dich frei gemacht –
beug dein Knie in heil'ger Nacht!
Nicht im unwirtbaren Raum
flammt die Glut der Sonnenwende,
unsrer Kinder zarte Hände
schmücken heut den Tannenbaum.
Schimmernd strahlt der Kerzen Pracht
– sei gegrüßt, geweihte Nacht!
Und durch klares Schneegefild,
schwebend auf des Mondlichts Wogen,
kommt ein Glockenton gezogen,
der die tiefste Sehnsucht stillt –
lenzhauchmild durch Winterpracht
klingt der Gruß der Weihenacht:
»Aller Menschheit, ruhelos,
schmerzbefangen, wahnverloren,
ward der Friede heut geboren
[55]
aus der ew'gen Liebe Schoß! –
Die der Welt das Heil gebracht,
sei gegrüßt, geweihte Nacht!

Wohin?

Der Vogel möcht zum sonn'gen Süd,
zu Gott des Menschen Seele fliehn –
sie wissen beide nicht den Weg
und beide finden ihn.–
[56]

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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Müller-Jahnke, Clara. Alte Lieder. TextGrid Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-5348-5