Pontii Pilati Händewaschen

O bringet doch Weihwasser her! Vom besten muß es sein;
Holt es aus Rom! Das römische, das wäscht ja Alles rein.
Pilatus, wasche deine Hand und wasche deinen Mund!
Die Hand, sie ist von Tinte schwarz, der Mund vom Gifte wund.
Nun wasch' und sprich: Ich habe nicht gestochen und gehaun,
An meinen beiden Händen ist kein Tropfen Blut zu schaun;
Nur Tint' und Geifer klebt mir an, damit hab' ich befleckt
Was heilig, hoch, rein, stark und frei, was Männerseelen weckt
Zu Wort und That, zu Kampf und Sieg, aus Kerkerschlaf und Tod,
Was aus des Grabes Nächten ruft des Lebens Morgenroth.
Damit hab' ich gepriesen auch, bejubelt und belacht,
Was wohl aus Heidenaugen selbst die Thränen fließen macht,
Was jedes Christenherz zerdrückt, zerbrennet und zerreißt,
Was zarte Lämmer brüllen lehrt und Löwen wimmern heißt.
O bringet doch Weihwasser her! Vom besten muß es sein.
Hab' nicht gestochen und gehaun – Weihwasser wäscht mich rein.

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Holder of rights
TextGrid

Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Müller, Wilhelm. Gedichte. Lyrische Reisen und epigrammatische Spaziergänge. Griechenlieder. Neue Lieder der Griechen, drittes Heft. Pontii Pilati Händewaschen. Pontii Pilati Händewaschen. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-5AF3-7