Der xv. buntgnoß.
Allen cristgleubigen menschen ein heilsame warnung / das sie sich hieten vor nüwen schedlichen leren.

Vil nüwer ler sein vff gestanden
In den stetten vnd vff den landen,
Darumb ich her zů euch bin kumen,
Das ich doch warnt alle frumen
Vnd euch ernstlich wolt verbieten,
Das ir euch vor den selben hieten.
Erstlich lassen euch bereden nit,
Wa iemans hincken ynher trit,
Das er hinckende so wol gieng her,
Als wan er dan nit hinckend wer;
Auch das ein altes wames so schon
Möcht als ein nüws wol an ston,
Vnd das ein bock sei on ein bart:
Es ist wider die natürlich art;
Vnd auch ein alte schüer on müß
Vnd ein iunger bůb on lüß.
Laßt euch durch got nit darzů bringen,
Das ir glaubten disen dingen!
[159]
Wa iemans fürwant solche ler,
Wie duß ein guldiner esel wer,
Den wolt man fieren in die stat,
Bei leib, geben darzů keinen rat!
Behüten euch, als ir billich solt,
Lassen euch nit bewegen das golt!
Es ist nit gewonheit, mercken das,
Das man ein esel ynher laß,
[160]
Wan er noch ein mal guldin wer;
Hieten euch vor solcher ler!
Ir sollen vff steiffem grunt beharren.
Wer euch wolt machen zů eim narren,
Da lůgen, bei euwerm leib vnd leben,
Das ir der red kein glauben geben.
Nun wer doch einer wol ein nar,
Der solchs wolt glauben zwar.
Bleiben steiff vff euwerm ewangelium,
Was nit darin stat / geben nichtz darumb.
Ir sollen kein geschrifften halten mer
Dan nur ewangelische ler.
Was nit darin geschriben stat,
Das selbig als kein glauben hat.
Ich warn euch hie mit hoher bit,
Brieff vnd sigel glauben nit,
Was in der kauflüt bücher ist,
Dem selben allem an warheit brist;
Lassen solchs für alle tüffel stan!
Allein die geschrifften lobesan,
Die vnß die ewangelisten schreiben,
Die sollen in ir krafft bleiben,
Doch nur allein an solchem ort,
Damit wir stifften einen mort.
Dem ewangelium auch vil brist,
Ja wa es nit vffrierig ist
Vnd hilfft vnß stifft vnd klöster brechen,
Da selbst solt ir vnß dardurch stechen.
Ir sollen euch niendert an me keren,
Dan was die nüwen cristen leren;
Wir werden vnß bald stercker meren.
Der vnser fiert acht tusent wagen,
Der mag von gůter war wol sagen.

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TextGrid Repository (2012). Murner, Thomas. Satirische Dichtung. Von dem großen lutherischen Narren. Der xv. buntgnoß. Der xv. buntgnoß. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-5D23-5