Zwölfte Erzählung.

Ungebührliches und schamloses Betragen eines Herzogs und von der gerechten Strafe seiner Niederträchtigkeit.


Vor einiger Zeit lebte in Florenz ein Herzog, der mit Margarethe, einer natürlichen Tochter des Kaisers Karl V., vermählt war, die noch so jung war, daß der Herzog ein eheliches Zusammenleben mit ihr noch nicht führte und sie in der Erwartung ihrer vollen Entwickelung sehr zart und rücksichtsvoll behandelte. Da er sich aber von ihr noch fern halten mußte, unterhielt er mit einigen anderen Damen der Stadt Verhältnisse, zu denen er nachts, wenn seine Frau schlief, ging. Unter anderen war er in eine sehr schöne und sehr sittsame junge Dame verliebt, die Schwester eines Edelmannes, den der Herzog wie sich selbst liebte und dem er in seinem Hause solches Ansehen gegeben hatte, daß sein Wort wie das des Herzogs selbst gefürchtet und befolgt wurde, vor dem er auch keine[93] Herzensgeheimnisse hatte, so daß man ihn sein zweites Selbst nennen konnte. Der Herzog erkannte aber die große Schwierigkeit, dem jungen Mädchen seine Liebe zu erklären, und nachdem er alle Möglichkeiten überlegt hatte, ging er zu seinem Freunde und sagte ihm: »Wenn es irgend etwas auf der Welt gäbe, was ich für Dich nicht thun würde, so würde ich auch jetzt nicht anstehen, Dir zu sagen, wonach ich augenblicklich verlange, oder gar dich zu bitten, mir zu helfen. Aber meine Freundschaft für Dich ist so groß, daß, wenn ich wüßte, ich könnte Dir Dein Leben retten, indem ich meine Frau, meine Mutter oder meine Tochter opferte, ich es ohne Bedenken thäte. Ich hoffe nun aber auch, daß Deine Liebe der meinen gleicht und daß, wenn ich, Dein Herr, Dir so große Aufopferung entgegenbringe, die Deinige nicht geringer sein wird. Deshalb will ich Dir ein Geheimniß mittheilen, das mich so sehr quält und peinigt, daß nur der Tod oder Deine Hülfe mich aus diesem Zustand erlösen kann.«

Als der Edelmann diese Worte seines Herrn hörte und dabei sein kummervolles, von Thränen überströmtes Gesicht sah, überkam ihn Mitleid mit ihm und er sagte: »Alles, was ich bin, bin ich durch Euch, Alles, was ich besitze, und meine Stellung kommen von Euch; Ihr könnt zu mir wie zu einem Freunde reden und versichert sein, daß, was ich vermag, ich für Euch thun werde.« Nun gestand ihm der Herzog seine Liebe zu seiner Schwester, und daß sie so groß und mächtig sei, daß er nicht länger leben könne, wenn ihm jener nicht behülflich sei, daß sie die seine würde, denn mit Bitten und Geschenken sei bei ihr nichts gethan. Er bat ihn deshalb, wenn ihm sein Leben so theuer wie sein eigenes wäre, ihm zu dem Glück zu verhelfen, welches er ohne ihn nicht erhoffen könnte. »Der Edelmann liebte aber seine Schwester und die Ehre seines Hauses doch mehr, als das Vergnügen des Herzogs, und erhob deshalb Einwendungen und flehte ihn an, ihn, wo es ihm sonst beliebe, zu verwenden, nicht aber in einer Sache, die nur Schimpf und Unehre für seine Familie enthalte und in der ihm gefällig zu sein weder sein Empfinden noch seine Ehre ihm gestatte.« Der Herzog wurde zornig, biß sich auf die Lippen und sagte in [94] voller Wuth: »Nun gut, wenn Du mir diesen Freundschaftsdienst nicht leisten willst, so weiß ich, was ich thun muß.«

Der Edelmann kannte wohl die Rücksichtslosigkeit des Herzogs, der vor nichts zurückschreckte; er befürchtete deshalb Schlimmes und sagte: »Wenn Ihr denn wollt, so will ich mit ihr reden und Euch ihre Antwort bringen.« Der Herzog erwiderte: »Es handelt sich um mein Leben, und ich werde Dich genau so behandeln, wie Du mich.« Der Edelmann wußte wohl, was er mit diesen Worten sagen wollte; zwei Tage ging er nicht zum Herzog und überlegte nur, was er thun sollte. Einestheils dachte er an seine Verpflichtung dem Herzog gegenüber und an die Belohnungen und Ehre, die er von ihm empfangen hatte; andererseits an die Ehre seines Hauses und seiner Schwester, von der er wohl wußte, daß sie niemals auf einen solchen schimpflichen Handel eingehen würde, es sei denn, daß man sie überliste oder Gewalt gegen sie gebrauchte, und beides schien ihm empörend, weil er und die Seinigen mit in diese Schande hineingezogen würden. Deßhalb entschloß er sich, lieber sterben zu wollen, als an seine Schwester ein solches Ansinnen zu stellen; vor Allem aber wollte er sein Vaterland von einem Tyrannen befreien, der, seine Gewalt mißbrauchend, seinem Hause solchen Schimpf anthun wollte, denn er war sicher, daß, so lange der Herzog am Leben blieb, sein eigenes Leben und das der Seinen in Gefahr wäre. Er sprach deshalb nicht mit seiner Schwester und nahm sich vor, ihr Leben zu retten und den ihm angethanen Schimpf zu rächen. Nach zwei Tagen ging er zum Herzog, sagte ihm, daß er seine Schwester überredet habe, zwar nicht ohne große Mühe, schließlich habe sie aber doch eingewilligt, ihm gefällig zu sein. Nur die eine Bedingung stelle sie, daß die ganze Angelegenheit so geheim gehalten würde, daß Niemand außer ihrem Bruder etwas davon wisse. Der Herzog glaubte alles, umarmte seinen Abgesandten, versprach ihm goldene Berge und bat, recht bald die Vereinbarung zur Ausführung zu bringen. Sie setzten den Tag zusammen fest. Wie vergnügt der Herzog war, könnt Ihr Euch denken. Als die langersehnte Nacht, die ihm den Besitz des schönen und geliebten Mädchens bringen [95] sollte, heranbrach, zog sich der Herzog frühzeitig nur mit dem Edelmann zurück und kleidete sich auf das Kostbarste an.

Nachdem sich Alles zur Ruhe begeben hatte, ging der Herzog mit dem Edelmann in die Wohnung des jungen Mädchens und wurde dort in ein wohlausgestattetes Zimmer geführt. Der Edelmann entkleidete ihn, brachte ihn zu Bett und sagte ihm: »Ich werde Euch jetzt diejenige holen, die nicht ohne Erröthen das Zimmer betreten wird; aber ich hoffe, daß diese Nacht ein gutes Ende haben wird.« Darauf verließ er den Herzog und ging in sein eigenes Zimmer, wo er nur einen seiner Diener antraf. Diesem sagte er: »Hast Du Muth genug, mich an einen Ort zu begleiten, wo ich mich an meinem ärgsten Feinde rächen will?« Der andere, der nichts Näheres ahnte, erwiderte: »Ja, Herr, und sollte es der Herzog selbst sein.« Sofort zog ihn der Edelmann mit sich fort, so daß nur gerade Zeit blieb, noch schnell einen Dolch zu sich zu stecken. Als der Herzog sie kommen hörte, dachte er, der Edelmann brächte ihm die Geliebte, nach der sein Herz verlangte, und er öffnete den Bettvorhang, um sie in seine Arme zu schließen. Aber anstatt des erwarteten Glücks sieht er plötzlich sein Ende vor sich; ein blankes Schwert blitzt vor seinen Augen, mit dem der Edelmann auf ihn losstürzte und auf ihn einschlug. Ohne Waffen, aber von seinem Muth nicht verlassen, richtete sich der Herzog im Bett auf, faßte den Edelmann um den Leib und sagte: »So also hältst Du Dein Versprechen!« Dann bediente er sich seiner Zähne und Nägel, der einzigen Waffen, die ihm zu seiner Vertheidigung geblieben waren, biß seinen Angreifer in den Daumen und hielt ihn fest mit den Armen umschlossen, so daß sie alle beide hinter dem Bett zu Boden sanken.

Der Edelmann rief seinen Diener zu Hülfe, und als dieser sah, daß der Herzog und sein Herr sich so fest umklammert hielten, daß er nicht wußte, wo er hinstechen sollte, zog er beide an den Füßen mitten ins Zimmer und versuchte dann, dem Herzog den Hals abzuschneiden. Der Herzog vertheidigte sich aber, bis der Blutverlust ihn ganz schwach gemacht hatte. Dann warfen ihn der Edelmann und dessen Diener aufs Bett und tödteten ihn mit Dolchstichen vollends; darauf zogen sie die Vorhänge zu, verließen [96] das Zimmer und verschlossen es. Nachdem der Edelmann sich seines Feindes, mit dessen Tod er die Stadt von seiner Tyrannenherrschaft zu befreien gedacht hatte, entledigt hatte, überlegte er, daß sein Werk nur ein unvollständiges sein würde, wenn er nicht auch fünf bis sechs der nächsten Verwandten des Herzogs umbrächte. Zu diesem Zwecke befahl er seinem Diener, sie einen nach dem andern zu ihm zu bitten. Der Diener war aber nicht von besonderem Muthe beseelt und sagte deshalb: »Ich glaube, Herr, Ihr thätet besser, an Eure eigene Rettung zu denken, als daran, andern das Leben zu nehmen; denn wenn wir hier bleiben und die anderen dem Herzog nachsenden wollen, wird der Tag früher anbrechen, als wir fertig sind; ganz abgesehen davon, daß es fraglich ist, ob sie sich nicht vertheidigen werden.« Der Edelmann, den das böse Gewissen furchtsam gemacht hatte, folgte seinem Diener und nahm ihn mit sich zu einem Bischof, welchem die Thore der Stadt und die Nachtposten unterstellt waren. Diesem sagte er: »Ich habe eben die Nachricht erhalten, daß einer meiner Brüder im Sterben liegt. Ich habe den Herzog um Urlaub gebeten, der ihn mir auch bewilligt hat; ich bitte Euch deßhalb, laßt mir von den Wachen zwei gute Pferde verabfolgen und dem Kommandirenden sagen, mir das Thor zu öffnen.«

Der Bischof stellte ihm, weniger seiner Bitte als dem Befehl folgend, einen Schein aus, auf welchen hin ihm das Thor geöffnet und die verlangten Pferde zur Verfügung gestellt wurden. Anstatt aber zu seinem Bruder zu gehen, reiste der Edelmann nach Venedig und ließ sich dort vor allen Dingen von den Bißwunden heilen, die ihm der Herzog beigebracht hatte; hierauf begab er sich in die Türkei. Am Morgen nach dem Morde wunderten sich die Diener des Herzogs sehr, daß er so lange ausblieb, meinten aber nicht anders, als daß er zu einer seiner Maitressen gegangen sei. Als es aber immer später wurde, begannen sie, ihn allenthalben zu suchen. Die arme Herzogin, die ihm schon sehr zugethan war, wurde sehr bekümmert, als man ihn nicht fand. Als aber der Edelmann auch nicht erschien, ging man in dessen Wohnung, um ihn zu holen. Am Eingang fand man Blutspuren; Niemand konnte sich das erklären und ihnen folgend, kamen die Diener des Herzogs an das Zimmer, [97] wo dieser lag. Da sie es aber verschlossen fanden, erbrachen sie das Schloß und fanden den Boden ganz mit Blut bedeckt, und als sie die Bettvorhänge zur Seite gezogen hatten, erblickten sie im Bett den Leichnam des Ermordeten.

Ihr könnt Euch vorstellen, wie bestürzt und betrübt die Diener waren, Sie trugen den Leichnam nach dem Palast, wo sich bald auch der Bischof einfand, welcher erzählte, wie der Edelmann unter dem Vorgeben, zu seinem Bruder zu reisen, in der Nacht eiligst die Stadt verlassen habe. Es wurde allen klar, daß er der Mörder gewesen war, und es stellte sich heraus, daß seine arme Schwester nie bisher von dem Vorhaben des Herzogs gehört hatte. Wie sehr sie auch diese That erschreckte, so liebte sie jetzt ihren Bruder nur noch mehr, der sie vor dem Anschlage des Herzogs befreit und sein eigenes Leben in die Schanze geschlagen hatte. Sie fuhr fort, ein ehrbares Leben zu führen, und obgleich sie arm war, weil ihre Güter confiscirt wurden, fanden doch sie sowohl wie ihre Schwester hochstehende und reiche Gatten und lebten seitdem wieder in Glück und Ansehen.

»Diese Erzählung, meine Damen«, schloß Dagoucin, »giebt Euch Grund genug, die Begierde zu fürchten, welche Prinzen und Arme gleich quält und peinigt, die Hochstehenden aber leichter als die Niedriggeborenen, und sie so blind macht, daß sie Gott und ihr Gewissen vergessen und schließlich auch ihr Leben aufs Spiel setzen. Und die Fürsten und die in hohen Stellungen sind, mögen vorsichtig sein, den unter ihnen Stehenden zu nahe zu treten; denn keiner ist so gering, daß sich nicht Gott einmal seiner als das Werkzeug zu seiner Rache am Sünder bedienen könnte, ebenso wie keiner erhaben genug ist, daß es ihm nicht widerfahren könnte, einem, der in seinem Schutz steht, Unrecht zu thun!« Die vorstehende Geschichte wurde von der ganzen Gesellschaft mit Aufmerksamkeit angehört, brachte aber Meinungsverschiedenheiten hervor. Die Einen behaupteten, der Edelmann habe nur seine Pflicht gethan, indem er die Ehre seiner Schwester rettete und sein Vaterland von einem solchen Tyrannen befreite; die Andern meinten das Gegentheil und hielten es für eine zu große Ungerechtigkeit, denjenigen zu tödten, von dem man Reichthum und Ehren erhalten habe. Die Damen nannten ihn einen guten [98] Bruder und ehrenhaften Bürger, die Männer umgekehrt einen Verräther und schlechten Diener, und beide Seiten gaben viele Gründe für ihre Ansichten. Bei den Frauen aber überwog wie gewöhnlich die Leidenschaftlichkeit die ruhige Betrachtung, und sie sagten, daß der Herzog nur den Tod verdiente, und daß derjenige glücklich zu schätzen sei, der die That vollbracht habe. Als Dagoucin den großen Wortstreit, der sich erhoben, sah, sagte er: »Aber, meine Damen, zanken wir uns doch nicht wegen einer längst vergangenen Sache; sehet Ihr Euch lieber vor, daß Eure Schönheit nicht noch grausamere Unglücksfälle verursacht, als ich eben berichtet habe.« Parlamente erwiderte: »Die ›schöne Dame ohne Gnade‹ hat genugsam bewiesen, daß dieser beneidenswerthe Fehler die Leute noch nicht in den Tod stürzt.« »Möchten doch alle Damen dieser Gesellschaft wissen«, entgegnete Dagoucin, »wie falsch diese Meinung ist. Ich glaube, sie würden den Beinamen ›ohne Gnade‹ ablehnen und um keinen Preis jener Ungläubigen gleichen wollen, die einen treuen Diener sterben ließ und zwar nur in Folge ihrer schroffen Zurückweisung.« »Ihr möchtet also, daß wir, um das Leben eines in uns Verliebten zu retten, Ehre und Gewissen in Gefahr brächten?« »Das will ich nicht sagen, denn ein Mann, der wahrhaft liebt, wird vor Allem sich scheuen, der Ehre einer Dame zu nahe zu treten. Aber es scheint mir doch, daß eine freundliche Antwort, wie die Freundschaft sie erfordert, die Ehre und das Gewissen nicht beeinträchtigen kann; freilich, wer das Gegentheil erstrebt, ist kein treuer Diener.« »So ist es immer mit Euren Worten«, sagte Emarsuitte, »Ihr fangt mit der Ehre an, und mit dem Gegentheil hört Ihr auf. Mögen doch alle, die hier sind, uns die Wahrheit über diesen Punkt sagen, und wenn sie sie mit ihrem Eide bekräftigen, will ich ihnen glauben.« Hircan für seine Person schwur, daß er niemals, seine Frau ausgenommen, eine Frau geliebt habe, von der er nicht gewünscht hätte, daß sie gegen Gottes Gebot handeln möchte. Ebendahin sprach sich Simontault aus und fügte hinzu, daß er oftmals gewünscht habe, alle Frauen möchten verworfen sein, immer natürlich die seine ausgenommen. Hier nahm Guebron das Wort und sagte: »Nun, Ihr verdientet warhaftig, daß Eure Frauen gegen andere gerade so wären, wie Ihr die übrigen für [99] Euch haben wollt. Was mich anlangt, so kann ich schwören, daß ich einmal eine Frau so sehr geliebt habe, daß ich lieber gestorben wäre, als von ihr etwas zu erhalten, was sie in meinen Augen herabgesetzt hätte. Denn grade auf ihre Tugend gründete sich meine Liebe, und welches Glück ich damit auch eingetauscht hätte, ich hätte doch niemals einen Flecken auf derselben sehen mögen.« Lächelnd wandte sich Saffredant an ihn: »Ich dächte, Guebron, daß Euch die Liebe Eurer Frau und Euer gesunder Menschenverstand überhaupt davor bewahrt hätten, jemals verliebt zu sein. Ich sehe aber, daß ich mich geirrt habe. Denn Ihr bewegt Euch gerade in den Ausdrücken, mit denen wir gewohnt sind, die Gewiegtesten zu täuschen und nur von den Klügsten anhören zu lassen. Denn welche möchte uns wohl ihr Ohr verschließen, wenn wir mit der Tugend und Ehre angezogen kommen? Aber auch wenn wir uns zeigen, wie wir sind, giebt es noch manchen Wohlaufgenommenen unter uns Männern, von denen dann aber die Damen nicht gerne reden. Wir nehmen aber äußerlich die schönste Engelsgestalt an und unter dieser Decke werden wir ihnen schon ganz vertraut, bevor sie uns recht erkennen. Auch mag es vorkommen, daß wir ihre Herzen so sehr eingenommen haben, daß, wenn sie sehen, der eingeschlagene Weg führt nicht zur Tugend, wie sie glaubten, sondern zum Laster, sie weder die Möglichkeit noch die Lust haben zurückzutreten.« »Wahrhaftig«, sagte Guebron, »ich hielt Euch für einen ganz anderen und dachte, daß die Tugend mehr Reiz für Euch hätte als das Vergnügen.« »Wie, Guebron, giebt es eine größere Tugend, als so zu lieben, wie Gott es befohlen hat? Mir scheint es viel angemessener, in der Frau die Frau zu lieben, als sie zu vergöttern, wie manche andere es thun. Ich wenigstens halte an der Meinung fest, daß es besser ist, sie zu gebrauchen als sie zu mißbrauchen.« Die Damen waren alle auf Guebrons Seite und geboten Saffredant Schweigen; dieser sagte: »Ich bin es wohl zufrieden, denn ich bin so schlecht behandelt worden, daß ich nicht verlange, nochmals auf diesen Punkt zurückzukommen.« »Nur Eure Arglist ist der Grund Eurer schlechten Behandlung«, sagte Longarine zu ihm, »denn welche ehrbare Frau möchte Euch nach solchen Bemerkungen als ihren Freund annehmen?« Saffredant erwiderte; »Es giebt [100] doch welche, die mich nicht für arglistig gehalten haben, und darum Euch an Ehrbarkeit nicht nachstehen; aber lassen wir das, damit meine Erregtheit nicht mich und andere mißvergnügt macht. Sehen wir lieber zu, wem Dagoucin das Wort geben wird.« Dieser sagte: »Ich gebe es Parlamente, denn ich glaube, sie muß besser als irgend eine andere Frau wissen, was ehrbar und treue Freundschaft ist.« »Da das Loos mich getroffen hat«, sagte Parlamente, »will ich Euch eine Geschichte erzählen, welche einer Dame passirt ist, die immer zu meinen besten Freundinnen gezählt hat und welche nie Geheimnisse vor mir hatte.«

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TextGrid Repository (2012). Navarra, Margarete von. Erzählungen. Der Heptameron. Zweiter Tag. 12. Erzählung: [Ungebührliches und schamloses Betragen eines Herzogs]. 12. Erzählung: [Ungebührliches und schamloses Betragen eines Herzogs]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-5F14-8